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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Schönheit. In der Kultur der Goblins waren besonders spitze Zähne ein Schönheitsmerkmal, da man sich beim Liebesspiel nicht selten in die Ohren biss. Und ein schöner Gebissabdruck bestätigte den Besitzanspruch eines männlichen Goblins über sein Weibchen.
    Nein, für den Goblin zählte lediglich, dass er eine Frau zum Gegner hatte und Frauen als schwach galten. Dies würde ein schneller Sieg werden.
    Calissa war vor Angst wie gelähmt, als der Goblin plötzlich lossprang und mit der Messerspitze genau auf ihre Kehle zielte. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als ihr bewusst wurde, dass Untätigkeit ihren Tod bedeuten würde; schlagartig fiel die Starre von ihr ab.
    Der nächste Moment schien ewig anzudauern. Calissa zog instinktiv die Knie hoch und hoffte dies würde bei männlichen Goblins dieselbe Wirkung erzielen wie bei Menschenmännern. Gleichzeitig zog sie einen der Dolche von ihrem Gürtel und trieb ihn mit beiden Händen in die Brust des Goblins. Die Kreatur ließ die eigene Waffe mit schmerzverzerrtem Gesicht fallen, als Calissas Knie ihn empfindlich in die Männlichkeit traf, gleich darauf weiteten sich seine Augen vor Schreck, als die so wehrlos scheinende Frau ihm eine Klinge von einem Spann Länge zwischen die Rippen stieß.
    Die Diebin befreite sich von dem sterbenden Goblin und zog ihren Dolch aus der unscheinbaren Wunde. Hastig krabbelte sie rücklings auf allen vieren von dem toten Monster weg, bis ihr Rücken gegen die Wand einer Hütte stieß.
    Sie hatte getötet; aus Notwehr freilich, dennoch hatte sie getötet. Am meisten verstörte sie, wie leicht es ihr gefallen war. Sie hatte einfach instinktiv gehandelt. Wohnte die Fähigkeit zu töten jedem inne? Calissa empfand keinerlei Gewissensbisse. Hätte sie nicht gehandelt, hätte das Monster ihr die Kehle aufgeschlitzt. Vor dem Beginn der Schlacht hatte sie erwartet, dass dieser Augenblick sie aufwühlen, sie erschüttern würde, doch sie fühlte nichts dergleichen. Der Goblin war ihr gleichgültig. Sie fühlte sich vielmehr glücklich darüber, selbst noch am Leben zu sein.
    »Es ist in Ordnung«, drang die warme Stimme des Paladins zu ihrem Herzen durch. Tharador hatte sich neben sie gekniet und hielt ihre Hände. Calissa hatte nicht einmal bemerkt, wie sehr sie zitterten. »Er wollte dich töten, es ist in Ordnung«, wiederholte Tharador.
    »Ich weiß«, sagte sie tonlos. »Ich fasse nicht, wie leicht es mir gefallen ist.«
    Tharador blickte ihr in die Augen. »Es ist in Ordnung.«
    Calissa begann zu verstehen. Mit einem Mal erkannte sie auch den Sinn in Khalldegs scheinbarer Brutalität. Sie kämpfte nicht nur für sich allein, sie kämpfte auch für ihre Freunde.
    Sie nickte entschlossen: »Lass uns zu den anderen aufschließen.«
    Tharador blieb dicht hinter ihr, blickte bald vor und zurück, bald zur Seite. Khalldeg war in wilde Handgemenge mit mehreren Goblins verstrickt, doch der Zwerg bahnte sich einen Weg durch die Gegner wie ein von mehreren Ochsen gezogener Pflug. Faeron unterstützte ihn. Der Elf blieb ein wenig zurück und sandte Pfeil um Pfeil in Khalldegs Marschrichtung. Nicht selten fiel ein Goblin durch den gleichzeitigen Treffer eines Pfeils und eines Berserkermessers.
    Den Ewigen konnte Tharador zuerst nicht entdecken, doch dann klappte sein Kiefer vor Erstaunen weit auf, als er den Gott schließlich erblickte. Der Gott hatte eine Gruppe Wildschweine um sich versammelt und führte sie mitten in die größten Ansammlungen von Goblins. Dort schlitzten die Keiler die hilflosen Opfer mit ihren spitzen Hauern auf, während der Ewige sie von einer Gruppe in die andere dirigierte.
    Bisher schenkte ihnen der Großteil der Goblins noch keine Beachtung; die meisten der kleinen Monster befanden sich am Südende des Lagers und kämpften offenbar untereinander.
    Tharador hoffte, dass Ul‘goth nicht inmitten dieses Tumults stand und womöglich darin versank.
    * * *
    Groglit wich vor seinem Gegner zurück und stolperte dabei über einen toten Goblin, der hinter ihm lag. Crezik setzte sofort nach und schlug mit seinem Säbel hart gegen Groglits Waffe. So hart, dass sie dem unterlegenen Goblin aus der Hand geschleudert wurde. Unbewaffnet lag er vor dem Großen Goblin. Groglit hatte Crezik herausgefordert; nun würde er dafür bestraft.
    Doch Crezik kam nicht zum Todesstoß, denn ein weiterer Goblin griff ihn plötzlich an. Crezik musste sich dem neuen Widersacher stellen, um nicht dessen Axt zum Opfer zu fallen.
    Groglit wartete den

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