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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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hast du gemeint?«, fragte der Paladin.
    Faeron lächelte sanft: »Ich weiß es selbst noch nicht genau. Es ist ein Geschenk unserer Göttin Magra. Der Ewige hat es mir überreicht«, versuchte er zu erklären. Er sah Tharadors besorgten Blick und klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. »Keine Angst, mein Freund, ich habe mich noch nie besser gefühlt.«
    Ul‘goth ging es erfreulicherweise wesentlich besser als am Vortag. Der Orkkönig hatte keine Schmerzen mehr und fühlte sich stark genug, um die Heimreise anzutreten. Tharador war darüber hoch erfreut, doch er spähte mit argwöhnischem Auge zu Lantuk und Kordal. Die Krieger aus Ma‘vol schienen allerdings wenig an einem Kampf mit Ul‘goth interessiert. Umso mehr überraschte es Tharador, dass der Ork von sich aus auf die Menschen zuging.
    »Auch wenn ich eure Stadt nicht selbst angegriffen habe, mir ist klar, dass ich daran mitgewirkt habe großes Leid über sie zu bringen«, sprach er mit tiefer Stimme, einer Stimme, die wieder jene gewaltige Kraft ausstrahlte, die dem Ork innewohnte. »Ich verstehe euren Wunsch nach Vergeltung. Aber mich erfüllt neuer Lebenswille, solltet ihr mich also herausfordern, werde ich mich wehren.«
    »Das wäre mal ein Kampf, den ich gerne sehen würde«, flüsterte Khalldeg dem Paladin leise zu.
    »Ich hoffe aber«, fuhr Ul‘goth fort, »dass ihr davon absehen könnt. Zu viele sind sinnlos gestorben. Ich weiß, es ist viel verlangt, aber ich will Frieden mit den Menschen. Und ich will euer Vertrauen.«
    Lantuk blickte ihm wie versteinert in die Augen und rührte sich nicht. Auch Daavir stand reglos da. Lediglich Kordal schien sich den Vorschlag wirklich durch den Kopf gehen zu lassen. »Du hast mit uns Seite an Seite gegen Crezik gekämpft«, sagte er schließlich.
    »Betrachtet das als ein erstes Zeichen meiner Absichten«, gab Ul‘goth zurück.
    »Ihr habt alle einen langen Weg vor euch«, erklang die Stimme des Ewigen. Er war gekommen, um sie zu verabschieden. Der Gott würde weiterhin die Quelle der Reinheit bewachen, wie er es schon seit so vielen Jahren tat. »Ihr müsst zusammenstehen, sonst sind wir alle verloren«, warnte er sie.
    Tharador biss sich auf die Lippe und haderte mit sich. Er wollte die Frage nicht stellen, doch er konnte sie auch nicht länger mit sich herumschleppen. »Ist Queldans Seele bei Euch?«, fragte er den Gott schließlich.
    Der Ewige sah ihm traurig, aber mit festem Blick in die Augen.
    Tharador rang mit Tränen, als er den Blick verstand. Ein tiefes, dunkles Loch tat sich unter ihm auf, und es fühlte sich, als stürzte er in einen endlosen Abgrund. Bilder von Queldans Tod, der letzte Blick in die Augen des Freundes, tauchten wieder in seinem Geist auf. Tharadors Stimme bebte leicht, als er fortfuhr: »Also ist seine Seele durch Xandors Magie für immer verloren.« Die Worte drangen leise und langsam aus seinem Mund, als würde sein Geist sich dagegen wehren. Jetzt, da er sie selbst hörte, musste er sie glauben.
    »Nicht verloren«, berichtigte der Ewige. »Gefangen.«
    »Was?«, entfuhr es Tharador, dessen Verzweiflung in Verwunderung umschlug.
    »Queldan starb in der Feste Gulmar«, erklärte der Ewige. »Er starb in unmittelbarer Nähe zum Buch Karand . Es hat seine Seele aufgesogen und hält sie gefangen. Was Xandor wiederbelebt hat, war nicht mehr als eine tote Hülle, gefüllt mit Erinnerungen. Ja, er erschien dir menschlich, als du ihn erlöst hast, doch das war lediglich sein Körper. Seine Seele ist noch immer im Buch.«
    »Aber können wir sie retten?« Es war mehr ein Wunsch als eine Frage.
    »Du kannst seine Seele befreien, wenn das Buch vernichtet wird«, sagte der Ewige. »Sollte es allerdings in die falschen Hände geraten und geöffnet werden, wird die Kraft von Queldans Seele dabei helfen, die grausamsten Schrecken der Niederhöllen auf Kanduras zu entfesseln.«
    »Dann sollten wir uns beeilen«, grollte Khalldeg. »Auf zur Feste! Es wird Zeit, sie von Ungeziefer zu säubern.« Für Khalldeg war diese Reise die Tilgung einer alten Schuld. Nicht seiner Schuld – er war damals noch ein Kind gewesen. Doch sein Vater und dessen Vater hatten bei der Verteidigung der Feste Gulmar versagt.
    Da Khalldeg kein direkter Thronfolger war, sondern der Zweitgeborene, lag es an ihm, die Schuld aus den Annalen seiner Sippe zu tilgen. Ihm fiel die Aufgabe zu, die verlorene Krone der Zwerge wieder zu ihrem angestammten Herrscher zu bringen. Viele Jahre hatte er sich auf diese Aufgabe

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