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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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zusammen.
    »Die Kraft in mir, die Wut, die Verwandlung – alles«, berichtete Tharador ernst. »Ich glitt in einen Zustand, den ich nicht beschreiben kann. Es war wie ein Traum. Ich spürte Ul‘goths Herzschlag, spürte genau, dass er schwächer wurde. Und wusste instinktiv, wo ich in meiner Seele nach der göttlichen Kraft suchen musste. Es war ... einfach ... überwältigend.«
    »Ich verstehe nicht«, stutzte Faeron.
    »Bei meiner Begegnung mit Dergeron in Berenth«, begann Tharador zu erklären, »wurde ich überwältigt. Ich hatte keine Herrschaft darüber. Diesmal habe ich es bewusst erlebt. Ich wusste, wenn ich mich fallen lasse, wenn ich die Trauer und Wut zulasse, dann wird es passieren. Ich hätte es durch meinen Willen beenden können«, schloss der Paladin.
    Faerons Blick hellte sich auf: »Das ist großartig!«
    »Ich kann aber noch immer nicht lenken, wann es soweit ist«, fuhr Tharador ihm dazwischen.
    »Immerhin kannst du beeinflussen, ob es überhaupt dazu kommt«, beharrte der Elf. »Du wirst deine Kräfte schon bald beherrschen. Und ich werde dir dabei helfen.«
    »Wie?«
    »Mithilfe des Schattentanzes«, antwortete Faeron knapp.
    Faeron hatte Tharador den Schattentanz beigebracht, um ihm zu helfen, seine Kampffertigkeiten zu vervollkommnen. Tharador begriff nicht, wie ihm der perfekte Umgang mit dem Schwert weiterhelfen sollte, die göttlichen Kräfte in seinem Körper zu kontrollieren.
    »Der Schattentanz dient der Perfektion aller Fähigkeiten, Tharador«, offenbarte Faeron. »Er ist mehr als eine Anleitung zum Kampf. Er schult den Geist ebenso wie den Körper. Und nur durch die meisterhafte Beherrschung beider Teile wird ein Krieger perfekt. Du hast deinen Körper gestählt, deine Reflexe geschärft, deine Kampftechniken verfeinert. Nun werden wir den zweiten, schwierigeren Teil in Angriff nehmen – deine Seele.«
    Langsam begann der Paladin zu verstehen. Der Schattentanz versetzte ihn oft in einen meditativen Zustand. Tharador hatte sich in den fließenden Bewegungen verloren und seine innere Ruhe gefunden. Nun begriff er, dass dies erst die Spitze des Eisberges war.
    »Der Schattentanz wird dir helfen, all deine Gefühle zu ergründen, sie zu verstehen und zu kontrollieren«, schloss der Elf. Er setzte lange ab und gab Tharador Zeit, über das Gesagte nachzudenken. Dann erhob er sich: »Wir sollten zu den anderen zurückkehren.«
    Tharador fand in jener Nacht kaum Schlaf. Zu viele Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Meine Kräfte ... was wird geschehen, wenn Faeron mir hilft, sie zu ergründen? Werde ich ständig in der Macht der Götter erstrahlen? Ich wünschte mir, ich hätte mein altes Leben zurück. Nein, ich habe kein altes Leben, zu dem ich zurückkehren kann. Wäre ich in Surdan geblieben, wäre ich jetzt tot oder wie Dergeron. Ich bin ein Paladin – dieser Wahrheit kann ich mich nicht verschließen.
    Tharador betrachtete Ul‘goth im Schein des niedergebrannten Feuers. Der Atem des Orkkönigs ging gleichmäßig, von seinen zahlreichen Verletzungen war kaum noch etwas zu bemerken. Nur ein seltenes Husten deutete darauf hin, dass Ul‘goth noch mit seinen Wunden kämpfte.
    Und dennoch, gegen Lantuks Speer wäre er machtlos gewesen. Tharador betrachtete den Ork als Freund. Seltsamerweise hatte er ihm seit ihrer ersten Begegnung, seit ihrem Kampf gegen Xandor, bedingungslos vertraut. Der Paladin hatte gefühlt, dass der Ork ein edles Herz und eine reine Seele besaß.
    Tharador hätte den Ewigen gerne nach Queldan gefragt. So wie Ul‘goth sich niemals verzeihen würde, so viele Menschen in Leid und Elend gestürzt zu haben, so würde der Paladin sich niemals verzeihen, dass er Queldan in den Minen unter den Todfelsen hatte sterben lassen. Sein einziger Trost war, dass die Seele des Freundes nun in der Obhut des Ewigen lag. Allerdings fürchtete er sich davor, den Gott danach zu fragen. Was, wenn Xandors dunkler Zauber ihn seine Seele gekostet hat?
    * * *
    Ul‘goth spürte die sanfte Berührung einer Hand auf seiner Schulter. Er erwachte aus seinem leichten Schlaf und bemerkte sogleich, dass es sich um die Hand des Ewigen handelte.
    Der Gott will persönlich mit mir sprechen!
    Als Ul‘goth den Grund für die Unterredung erfragen wollte, legte der Kanduri ihm einen langen Finger auf die Lippen und schüttelte leicht den Kopf. Ul‘goth war, als vernähme er eine Stimme in seinem Geist, bis er erkannte, dass der Ewige ihm seine Worte direkt in seine Gedanken sandte. Der Gott

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