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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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vorbereitet, und es gab keinen wilderen und zäheren Kämpfer in den Reihen der Zwerge. Dennoch kam die Reise einem Pfad in die eigene Verdammnis gleich, dessen war sich Khalldeg stets bewusst gewesen. Mit seinen neuen Gefährten sah der Berserkerzwerg zum ersten Mal die Möglichkeit, dieses Abenteuer zu überleben. Und diese Aussicht allein erfüllte ihn mit einem unbändigen Tatendrang.
    Der Ewige blickte ihnen noch lange nach ihrem Aufbruch nach, selbst dann noch, als sie längst in den Schatten des Waldes verschwunden waren. »Gute Reise, meine Freunde«, sagte er leise. »Und gute Reise, mein Bruder. Wir werden uns bald wieder sehen.«
    Der Trauerwald leitete sie auf einem magischen Weg innerhalb kürzester Zeit wieder in die weiten Ebenen westlich des Waldes. Tharador dankte dem Gott der Zentauren im Stillen und blieb auf einer kleinen Anhöhe stehen. Irgendwo nordwestlich, zwei Mondphasen Fußmarsch von hier entfernt, lag Surdan auf der gleichnamigen Hochebene und überblickte die Steilküste des Westmeeres. Tharador atmete erleichtert auf, als er bemerkte, dass man die Todfelsen von hier aus noch nicht sehen konnte. Zum ersten Mal seit Beginn seines Abenteuers ragten die eisigen Gipfel des tödlichen Gebirges nicht drohend in den Horizont hinein; zum ersten Mal erschien der Weg wie eine einfache Wanderung.
    Ul‘goth baute sich neben ihnen auf und stemmte die schweren Fäuste in die Hüfte: »Das Land sieht friedlich aus«, sagte er leise.
    »Und wunderschön«, fügte Faeron hinzu.
    Tharador pflichtete ihnen mit einem Nicken bei. Die Ebenen erstreckten sich in sanften Hügeln, auf denen selbst in dieser Jahreszeit noch dichtes Gras wuchs. Noch war kein Schnee gefallen, doch die Luft war bereits klirrend kalt. Eine beinahe unwirkliche Ruhe lag auf dem Land. Die meisten Wildtiere hatten sich zum langen Schlaf in ihre Verstecke zurückgezogen, die Vögel waren in wärmere Gefilde geflohen. Tharador hätte den Anblick noch ewig genießen können, hätte ihn nicht ein Schnauben aus seinen Gedanken gerissen.
    »Ich wusste, dass der Wald euch verhexen würde«, brummte Khalldeg plötzlich hinter ihnen. »Ich hoffe, ihr reißt euch in der Feste Gulmar ein wenig zusammen, sonst machen die Gnome mit uns kurzen Prozess.« Sie stimmten ein befreiendes Lachen an. Jeder wusste, dass ihr Abenteuer in kurzer Zeit ein jähes Ende finden könnte. Die Gnome waren keine Gegner, die man unterschätzen durfte, und möglicherweise würde es vom Gipfel der Todfelsen keine Wiederkehr geben. Diese kurzzeitige Ausgelassenheit war für sie alle ein kostbarer Augenblick, in dem sie Freunde waren, nicht mehr und nicht weniger, Freunde in einer Welt, die sich auf den Winter vorbereitete.
    Die Wirklichkeit holte sie jäh wieder ein, als Kordal, Lantuk und Daavir an ihnen vorbeischritten und den Marsch fortsetzten. Sie waren auf dem Weg nach Surdan.
    Den Rest des Tages marschierten sie schweigend.
    * * *
    »Packt alles zusammen!«, schrie Tizir über den Platz im Inneren der Wagenburg. »Wir verlassen Totenfels noch heute!«
    »Aber Meister Shango«, fragte er der Schausteller, »wo wollen wir hin?«
    »Wir werden schon bald in der größten Stadt des Nordens spielen, meine Freunde!«, verkündete der Magier. »In Berenth!«
    Alynéa warf Verren einen skeptischen Blick zu. »Was hat das zu bedeuten«?
    Noch ehe ihr Geliebter antworten konnte, kam Tizir zu ihnen. »Ah, Alynéa, meine Taube.« Sie ballte die Fäuste und wappnete sich innerlich gegen den aufsteigenden Ekel, den sie empfand, wann immer er sie auf diese Weise ansprach. »Es scheint, dass sich unsere Wege hier trennen«, fuhr er fort.
    »Was soll das heißen«?, fragte Verren überrascht.
    »Ich entlasse sie aus ihrer Verpflichtung«, erklärte der Magier. »In Berenth kann ich leicht eine andere Gespielin mit ähnlichen ... Talenten finden.« Tizir blickte dabei die junge Frau fordernd an. »Allerdings ... es ist noch ein wenig Zeit, bevor wir aufbrechen. Und der Weg ist noch sehr weit.« Seine Augen funkelten voller Vorfreude, während er sich über die Lippen leckte und ihren Körper musterte.
    Alynéa war zu verblüfft, um etwas anderes hervorzubringen als ein gestammeltes »Wie Ihr wünscht, Meister.«
    Innerlich wollte sie ihm die Augen auskratzen, doch letztlich musste sie den Preis zahlen, bis er sie wirklich freigeben würde, also folgte sie dem widerlichen Greis schweigend in sein Zelt, um sich ihm ein letztes Mal hinzugeben.
    Verren sah den beiden lange nach. »Endlich

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