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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Luft durchschnitt, fühlte, wie der Elf die Füße anhob, und konnte sogar den Saft der umgeknickten Grashalme riechen.
    Tharador war sich seiner Umgebung noch niemals so vollkommen gewahr gewesen wie in diesen kurzen Momenten. Plötzlich spürte er, dass Faeron die Schritte und Schläge verlangsamte und schließlich innehielt.
    »Was fühlst du jetzt?«, fragte der Elf.
    »Alles und nichts«, antwortete Tharador, ohne darüber nachzudenken.
    »Sehr gut«, freute sich Faeron. »Nun schau in dein Innerstes und sag mir, was du siehst.«
    »In mein Innerstes?« Tharador verstand nicht, worauf sein Freund hinauswollte. Er konnte nicht in sich hineinsehen – oder doch? Hatten alle die gemeinsamen Übungen dies zum Ziel gehabt? Seine Sinne so weit zu schärfen, dass sie ihm nicht nur etwas über die Außenwelt, sondern auch über sein Innenleben berichten konnten? Wenn er sich in seine Sinne fallen ließe, seine Gefühle ausblendete und seine Gedanken leerte, was würde er entdecken?
    Tharador versuchte, der Aufforderung des Elfen zu folgen. Er konzentrierte seine Sinne nicht länger auf seine Umwelt. Alle Geräusche der Natur, Faerons Atem und das sanfte Wogen des Windes blendete er aus. Stattdessen hörte er auf seinen eigenen, regelmäßigen Herzschlag, der mit jedem Takt lauter zu werden schien. Er spürte, wie sich seine Muskeln bei jeder noch so kleinen Bewegung zusammenzogen und dehnten. Kurz ergründete er die Haut über seinen Gliedmaßen, fühlte, dass sie sich wie ein Laken über ihn spannte. Blut rann durch seine Adern, unermüdlich vom Herz durch seinen Körper gepumpt.
    Er fiel tiefer hinab, wurde Zeuge, wie sein Magen das trockene Stück Brot vom Vortag zersetzte, das er kurz vor ihrem heutigen Aufbruch gegessen hatte.
    Und dann kehrte plötzlich Stille ein.
    Ohne zu wissen, wie oder weshalb, hatte Tharador das Ende seiner Erkundung erreicht. Er war mit allen Sinnen an einem Punkt in seinem Körper angelangt, der keine Reize aussandte. Dennoch fühlte er hier wieder alles. Schmerz, Freude, Trauer, Lust, Liebe, Wut, Müdigkeit – jede nur vorstellbare Empfindung bündelte sich an diesem Punkt.
    Als wäre er leibhaftig an jenem Ort, konnte er sich umsehen und sogar frei bewegen. Er sah Bilder aus seiner Kindheit; seine Mutter, wie sie ihn wickelte und zärtlich küsste; Queldan, wie sie das erste Mal gemeinsam auf die Jagd gingen; Gordan, Khalldeg, Faeron – er konnte an jeden Augenblick seines Lebens zurückkehren und ihn sich ins Gedächtnis rufen.
    Tharador blickte sich weiter in seinen Erinnerungen um und entdeckte unter den vertrauteren Bildern plötzlich etwas, das ihm bisher verborgen geblieben war. Er wusste, in welcher Form sich seine Kräfte manifestierten, doch er hätte nie für möglich gehalten, was er nun sah: Die goldene Aura, die er freisetzte, wenn seine Kräfte ihn übermannten – in seiner Erinnerung umgab sie ihn ständig.
    Er wurde jäh in die Wirklichkeit zurückgeschleudert und taumelte. Hätte Faeron ihn nicht gestützt, er wäre gefallen.
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Tharador erschöpft.
    Faeron lächelte und nickte wissend: »Ich sagte dir ja bereits, dass der Schattentanz viel mehr vermag, als du bisher geahnt hast.«
    »Es war die ganze Zeit in mir. Schon immer«, begann Tharador, das eben Erlebte zu beschreiben. »Es ist nichts Fremdes, das mich übermannt. Es ist ein Teil von mir, der bisher schlief. Die goldene Aura, die Kraft, der Paladin – das alles bin ich!«
    »Das heißt, du kannst es jetzt kontrollieren?«, fragte Faeron begeistert.
    Tharador schloss die Augen. Er kehrte kurz in seine innere Mitte zurück und erblickte die schlummernde Kraft. Als er die Augen wieder öffnete, erstrahlten sie in goldenem Licht und es schien, als sei er von einem ebensolchen Schimmer umgeben.
    »Ja«, antwortete der Paladin überzeugt.
    * * *
    Gierig vergrub er die Hände in ihrer blonden Mähne und zog sie näher zu sich heran. Tief sog er ihren Duft in sich auf und genoss die Nähe, die er so lange entbehren musste. »Liebling«, hauchte sie ihm ins Ohr und ließ das Becken schneller kreisen. Er stöhnte leise, während sie lustvoll seufzte, als er begann, an ihrem Hals zu saugen.
    Cantas leckte gierig den Schweiß von ihrer Haut und glitt mit den Fingern über ihren zarten Rücken. Endlich sind wir wieder eins , dachte er und stieß ein wenig kräftiger zu. Endlich ist Tizir verschwunden. »Endlich«, stöhnte er.
    »Ja. Ja!«, schrie sie ekstatisch. Sie löste sich aus seiner

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