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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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wiederholen, je mehr ihre Erregung steigt. Proportional zur Futtermenge, die sie finden, rufen Schimpansen schneller und schneller. Lisztäffchen steigern sich in ohrenbetäubende Zwitscher- und Trällertiraden, wenn sie sich wegen Futter aufregen. 4 Diese Tendenz zum Hervorbringen so genannter »abgestufter« Vokalisation ist in der Tierwelt so häufig, dass Wissenschaftler bis vor einigen Jahrzehnten noch annahmen, dass Tiere nur Geräusche machten, um ihre innere Gefühlslage auszudrücken. Heute wissen wir, dass dies nicht stimmt, denn mehrere gründlich wissenschaftlich studierte Spezies gebrauchen Töne als Hinweis auf etwas, das außerhalb ihres eigenen selbst liegt (z. B. auf Fressfeinde). Trotzdem ist der Drang zur Verbindung unserer Gefühlslage mit den Tönen, die wir hervorbringen, so stark, dass wir unendlich viel Energie benötigen, um ihn zu unterdrücken.
    Die Töne und Geräusche, die wir Tiere in aufgeregtem Zustand machen, sagen aber weit mehr aus als nur den Grad unserer inneren Erregung. Sie können auch einen tiefgreifenden Effekt auf die verschiedensten Zuhörer, nicht-menschliche eingeschlossen, haben.
    Ich erinnere mich daran, wie mein guter Freund Todd einmal auf ein für ihn nicht passendes, nervöses und schlecht ausgebildetes Pferd gesetzt wurde. Todd wiederholte verzweifelt »Hooo! Hooo! Hooo!«, als sein Pferd in einen panischen Galopp beschleunigte. Je schneller das Pferd galoppierte, desto schneller »Hooo!« aus Todds Lippen. Aber je schneller er »Hooo!« rief, desto schneller rannte das Pferd. Beide waren in einem eskalierenden Teufelskreis gefangen, in den man leicht hereingerät und aus dem man nur schwer wieder herauskommt. Aufgeregte Menschen machen Geräusche, die widerspiegeln, wie sie sich gerade fühlen. Anstatt dem Tier dabei zu helfen, das Gewünschte zu tun (oder mit etwas aufzuhören), regen diese Geräusche das Tier, das sie hört, oft noch weiter auf.
    Ich behaupte das nicht leichthin: Ich habe fünf Jahre mit Forschungsarbeiten zu diesem Thema verbracht. Wie ich herausfand, waren die von den Tierführern verwendeten Klangmuster einander überwältigend ähnlich. Die Analyse von 104 Tierführern und sechzehn verschiedenen Sprachen zeigte übergreifend einen Gebrauch von kurzen, schnell wiederholten Tönen, um Tiere anzufeuern oder zu beschleunigen und einen einzelnen, langgezogenen Ton, um sie zu verlangsamen oder anzuhalten. Die Art der Töne variierte dabei enorm, vom In-die-Hände-Klatschen über Schnalzlaute bis hin zu Worten in der jeweiligen Sprache. Aber das Klangmuster war immer das gleiche: In allen Sprachen feuerten die Menschen ihre Tiere mit kurzem, wiederholtem Klatschen, Schnalzen, Pfeifen oder mit kurzen, wiederholten Worten zum Schnellerlaufen an. Englisch, Spanisch und Chinesisch sprechende Jockeys, Rodeoreiter, Kutscher oder Dressurreiter machten alle wiederholte Schnalzgeräusche, um ihre Pferde schneller laufen zu lassen. Baskische und peruanische, Quechua sprechende Schäfer gebrauchten kurze, wiederholte Pfiffe und Worte, um ihre Schäferhunde in Bewegung zu bringen. Englischsprachige Schlittenhundführer bellten kurze, wiederholte Silben hervor – Worte wie »Go! Go! Go!« oder »Hike! Hike! Hike!« und »Hyah! Hyah!« – um ihre Hunde schneller zu machen.
    Wenn im Gegensatz dazu ein Langsamerwerden oder Anhalten des Tieres gewünscht war, gebrauchten sie eine einzelne, langgezogene Klangnote. Kein einziger Mensch in der gesamten Untersuchung gebrauchte je Schnalz-, Klick- oder Klatschlaute oder mehrere kurze Worte hintereinander, um ihr Arbeitstier – egal ob Pferd, Hund, Wasserbüffel oder Kamel – zu verlangsamen. Häufige englische »Langsamer«-Signale an Hunde und Pferde sind »stay«, »whoa« und »easy«. Von mir befragte nordafrikanische Kamelführer berichteten, dass Kamele mit Kommandos wie »huuusch« oder »kuuusch« zum Niederlegen trainiert werden. Peruanische, Quechua sprechende Reiter gebrauchten ein langgezogenes »schuu« (das auch die Sprecher einer völlig anderen Sprache, nämlich Baskisch, zum Anhalten von Eseln verwendeten) oder ein wie »ischhhhhta« klingendes Wort, um ihre Pferde anzuhalten. Chinesische Jockeys verlangsamten ihre Pferde mit etwas, das wie ein gedehntes, nach hinten im Klang abfallendes »euuuuu« klang.
    Die Pfiffe der Schäfer an ihre Hunde bestanden aus einer einzigen Note, entweder aus einer langen, gedehnten zum Bremsen oder aus einem scharfen hohen Ton, gefolgt von einem kurzen tieferen, um

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