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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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Die Hersteller wissen zum Beispiel, dass gut riechende Möbelpolitur vom Käufer als wirksamer eingeschätzt wird als die exakt gleiche Politur ohne Geruchsstoffe.
    Unsere Besessenheit von guten Düften ist nicht neu. Im antiken Kreta rieben sich die Athleten vor der frühen Version der Olympischen Spiele mit duftenden Ölen ein. Alexander der Große liebte Parfüm und Weihrauch, wie alle Männer in der Antike. Syrer, Babylonier, Römer und Ägypter setzten alle auf den Duft von Blumen, Sandelholz und Safran. Das erste Geschenk an das Jesuskind war Weihrauch. Obwohl wir also den Geruchssinn in weiten Teilen unseres Lebens ignorieren, teilen wir mit unseren Hunden die Lust, uns mit Düften zu umgeben, die uns selbst und anderen ein gutes Gefühl verschaffen.
    Was wir allerdings nicht miteinander teilen, ist das Verständnis von »gutem« und »schlechtem« Geruch. Wir sind nicht die einzigen, die von den olfaktorischen Vorlieben des Wesens am anderen Ende der Leine abgestoßen werden. Haben Sie je Ihr Lieblingsparfüm oder -aftershave aufgelegt und Ihren Hund daran schnüffeln lassen? Ich habe eben ein wenig Chanel No. 5, einen echten Klassiker aus Jasmin und anderen lieblichen Blütendüften, auf mein Handgelenk gesprüht und meine Hunde daran riechen lassen. Luke und Lassie schnüffelten, drehten ihre Köpfe (und Mägen?) und wichen zurück. Tulip und Pip bestanden darauf, mein Handgelenk zu ignorieren und schnüffelten nach, ob Futter in meiner Faust versteckt war. Als sie sich endlich überzeugt hatten, dass da kein Leckerchen war, beschnüffelten sie mein Handgelenk und rümpften ihre Nasen. Wenn sie gekonnt hätten, so habe ich den Verdacht, hätten sie mich nach draußen unter den Gartenschlauch gezerrt und dieses ekelhafte Geschmier von Parfüm abgerieben, während sie eine hündische Version von so etwas wie »Gib mir nicht die Schuld an diesem Bad. Ich habe dieses fiese Zeug nicht über deinen Körper verteilt« murmeln würden.
    Es macht Sinn, dass wir uns von verschiedenen Arten von Gerüchen angezogen fühlen. Allesfresser wie unsere frühen humanoiden Primatenvorfahren waren ständig auf der Suche nach reifen, saftigen Früchten, und dieses Erbe bestimmt unsere Vorliebe für blumige und fruchtige Düfte. Hunde sind Jäger und Aasfresser, die sich vom Duft reifer Kadaver eher angezogen als abgestoßen fühlen. Im großen Gesamtzusammenhang macht die eine Vorliebe nicht mehr Sinn als die andere. Wenn man darüber nachdenkt, ist das Baden in Pflanzengenitalien oder Walsperma auch nicht vernünftiger als das Wälzen in Kuhfladen. Diese Sicht der Dinge hilft mir ein wenig, wenn ich wieder einmal nicht schnell genug war, um meinen Hund von seiner genüsslichen Wälzorgie in irgendeinem scheußlich stinkenden Unrat abzuhalten. Aber in Betracht der starken Anziehungskraft – in diesem Falle Abstoßungskraft – von Düften hilft sie einfach nicht gut genug. Wenn Tulip das nächste Mal grinsend und bis zum Himmel nach Fuchsküddeln stinkend nach Hause kommt, werde ich sie in einen Eimer mit Chanel No. 5 eintauchen. Das wird ihr eine Lehre sein.

5
S PIEL UND S PASS

    Warum Hunde und Menschen ein Leben lang wie Kinder spielen und wie das Spielen mit Hunden zu einem sicheren Vergnügen wird
    Tulip war genau derjenige Welpe in dem Wurf von Pyrenäenberghunden, von dem ich wusste, dass ich ihn nicht nehmen sollte. Sie wurde von einer Gitterabtrennung am Spielen mit ihren Wurfgeschwistern gehindert und war der einzige weiße Fellball, der deshalb einen Wutanfall bekam. Ihre Schwestern saßen ruhig da und beobachteten, wie die anderen herumtollten. Tulip sprang hoch und bellte, und es fehlte nur noch, dass sie das Gitter mit den Pfoten packte und schüttelte wie ein Häftling in einem schlechten Gefängnisfilm. Bo Peep, meine erste Pyrenäenberghündin, war plötzlich an Krebs gestorben und ihr Tod hatte auf meiner Farm eine Lücke hinterlassen wie ein fehlendes Puzzleteil. Meine Schafe waren wehrlos ohne einen großen, weißen Wachhund, der tief und laut bellen konnte wie ein Kanonendonner. Ich vermisste es, wie sie ihren weichen, quadratischen Fang zum Ausruhen auf meinen Bauch legte, während ich mit dem Rücken zur warmen Erde in der sonnigen Wiese lag und zuhörte, wie die Schafe um uns herum mit Wiederkäuen beschäftigt waren.
    Also war ich hierher gekommen, um meinen nächsten Herdenschutzhund zu finden und wurde von großpfotigen Pyrenäenberghundwelpen über den Haufen gerannt. Aber welcher von ihnen war der

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