Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)
ich hätte ihn gekauft. Bis ich zuhause angekommen war, war ich mir sicher. Dieses Bündel von Fell, Pfoten und glänzenden Augen, das da an meiner Seite lächelte, war niemand anderes als mein verspielter, unbelehrbarer Freund. Nach ein paar Telefongesprächen mit den Züchtern und Bestätigung der Transaktion fügte ich mich in mein unvermeidliches Schicksal. Ich nannte sie Tulip, nach den weißen Tulpen, die ich auf Bo Peep’s Grab gepflanzt hatte.
Während ich dies schreibe, ist Tulip im Haus und bewacht die Frühjahrslämmchen von der Couch aus. Sie ist jetzt sieben, eine reife Dame und lange aus dem Alter heraus, in dem andere Säugetiere normalerweise verspielt sind. Aber ihre Augen funkeln immer noch und sie springt und dreht sich immer noch wie ein Welpe, wenn sie mit mir und den Border Collies den Hügel hinauftobt. Vor ein paar Jahren fand ich sie einmal oben auf dem Hügel liegend, weit von der Herde entfernt. Sie stand nicht auf als ich sie rief, was sehr untypisch für sie ist. Als ich näher kam, sah ich, dass ein einwöchiges Lämmchen zwischen ihren dicken weißen Läufen kauerte. Ich war überwältigt vor Dankbarkeit darüber, dass Tulip ein krankes Lamm beschützte (dachte ich). Dumm nur, dass dies reines Wunschdenken war, wie ich feststellen musste, als das vollkommen gesunde Lamm versuchte, aufzustehen und zu seiner Mutter zurückzukommen. Tulip sah zu, wie das Lämmchen ein paar Meter weit davonrannte und holte es dann mit leuchtenden Augen ein wie einen Fußball, stoppte es sanft mit ihren riesigen Kiefern, drückte es ins Gras und legte sich daneben. Tulip beschützte das Lamm nicht, sie spielte mit ihm, wie meine anderen Hunde mit Tennisbällen spielen. Also ist Tulip, obwohl sie inzwischen erwachsen ist, jedes Frühjahr von ihrer Aufgabe als Herdenschutzhund beurlaubt, bis die Lämmer älter sind. Sie spielt stattdessen mit mir und Hundespielzeug, das geeigneter ist als kleine Lämmchen. Gerade kommt sie herüber und drückt ihren riesigen, warmen Fang auf meinen Schoß. Mein Herz gehört ihr immer noch, und das ist in Ordnung. Sie bewacht es gut.
D IE EWIGE J UGEND DER M ENSCHEN UND H UNDE
Hunde und Menschen sind keine normalen Säugetiere. Die meisten Säugetiere spielen viel, wenn sie jung sind und werden dann allmählich immer gesetzter. Das liegt nicht nur daran, dass ältere Tiere zu beschäftigt mit dem Überleben und Beschaffen von Nahrung sind. Meine ausgewachsenen Schafe, die mit Futter, Wasser und einem Beschützer versorgt sind, spielen nicht wie Lämmer. Die rotbunten Kälbchen meines Nachbarn veranstalten Wettrennen in großen Kreisen um ihre glatt-glänzenden, aber passiven Mütter. Sicher könnten sich auch die Erwachsenen ein paar Momente fröhlicher Ausgelassenheit in der Nachmittagssonne gönnen; die einzige Gefahr für sie droht von Kojoten, die einen mitternächtlichen Überfall auf ein neugeborenes Kalb planen könnten. Aber erwachsene Kühe spielen selten. Sie fressen, sie käuen wieder und legen sich gelegentlich zum Ausruhen hin. Genau wie bei den meisten Tierarten spielen die Erwachsenen einfach nicht viel.
Außer Hunden und Menschen gibt noch ein paar weitere Tierarten, die auch als Erwachsene viel Spielverhalten zeigen. Wenn Sie einmal herzhaft lachen möchten, besorgen Sie sich ein Video von Flussottern, die immer wieder schlammige Uferböschungen herunterrutschen oder schauen Sie einem Schwarm von Bergpapageien dabei zu, wie er in Neuseeland ein Auto auseinander nimmt. Mit großem Staunen habe ich einmal beobachtet, wie Raben, einer nach dem anderen, die oben auf Straßenlaternen aufgehäuften Schneehäufchen heruntertraten, und zwar genau auf einen unter ihnen gehenden Fußgänger. Jeder Rabe saß auf einer anderen Laterne, die jeweils etwa zehn Meter auseinander standen, und sobald der Mann sich genau unter einer Laterne befand, trat der jeweils darauf sitzende Rabe den Schnee auf ihn herab. Als der Mann sich, erschrocken über den auf seinen Kopf fallenden Schnee, umschaute, brachen alle Raben in ein kreischendes Krächzkonzert aus. Ich möchte nicht behaupten zu wissen, was diese Raben genau getan haben, aber »ein Spiel spielen« ist die beste Erklärung, die ich dafür finden kann. Aber Tiere wie Raben und Otter und Menschen und Hunde sind überhaupt nicht typisch, die meisten erwachsenen Tiere spielen nicht viel.
Aber Hunde? Mein Border Collie im mittleren Alter lebt nur für einen Hinweis darauf, dass ich gleich den Ball aufhebe. Die sieben Jahre
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