Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)
überzuspringen. Tulip bekam sie als Erste, nachdem sie stolz mit einem schlaffen, zwischen ihren Kiefern hervorbaumelnden Fuchskadaver aus der Scheune getrottet kam. Dann traf es Luke, und zwar schlimm. Manche Hautstellen wurden komplett kahl, angefangen von der Mitte der Rute bis zur Unterseite des Rumpfes. Er ähnelte langsam der Comicfigur dieses Typen, der sich mit zu niedrig herabhängenden Hosen zu weit vorbeugt. Es ist schwierig, mit einem fast nackten Schwanz und sichtbarer Ritze am Hinterteil würdevoll auszusehen. Ich stürzte mich wirbelsturmartig in Recherchen zu Räudemilben und den verschiedensten Behandlungsmöglichkeiten, bis ich die Räude letztendlich als besiegt erklären konnte. Es ist für niemanden ein Vergnügen, wenn seine Hunde Räude bekommen, aber stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn die Hunde auch noch Teil Ihres Berufes sind. Meine Hunde arbeiten alle hart mit, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen; sie sind unersetzlich in Therapien aggressiver Hunde und sie werden bei Vorträgen und Signierstunden jedes Mal mit Aufmerksamkeit überschüttet. Und jetzt waren sie und die Farm für vier Monate unter Quarantäne.
Trotzdem hatte ich gemischte Gefühle zum Verschwinden meiner Fähe. Natürlich war ich im Laufe des letzten Sommers regelrecht darauf konditioniert worden, mir beim Anblick eines Fuchses Sorgen zu machen, ob er nicht die Räude zurückbringen würde. Aber vor der Epidemie, die wie fast alle Zyklen in der Natur kommt und geht, war ich begeistert von ihrer Anwesenheit. Jedes Frühjahr beobachtete ich, wie sie zwischen Weg und einer steilen, bewaldeten Böschung ihre Welpen aufzog, keine fünfzig Meter von meiner Scheune entfernt. Ich mochte ihre Babys, wie sie an zauberhaften Abenden auf dem Rasen spielten und wie Frösche um die weißen und rosafarbenen Pfingstrosenbüsche hüpften. Ich hörte gern ihr heiseres Bellen und sah ihr gerne zu, wie sie frühmorgens mit Futter für ihre Jungen zielstrebig quer über die Landstraße trabte.
Aber selbst vor der Räude hatte die Füchsin etwas mitgebracht, das meine Freude gewaltig dämpfte: einen so penetranten und schrecklichen Geruch, dass man dachte, man müsste ersticken. Wenn sie ihn nur an sich selbst behalten hätte, wäre das die eine Sache gewesen. Aber das tat sie nicht. Gewissenhaft markierte sie meine Farm jede Nacht mit ihrem Geruch und hinterließ feine kleine Häufchen von Fuchsküddeln in der Vortüre. Die Häufchen an sich waren nicht das Problem, sondern meine Hunde, die sich mit Begeisterung in ihren Hinterlassenschaften wälzten und sie in ihren Pelz rieben, als ob sie etwas sehr Kostbares wären. Wenn Sie noch nie einen Hund gerochen haben, der sich gerade in Fuchsküddeln gewälzt hat, haben Sie es etwas besser als ich – der Gestank ist schrecklich, abstoßend wie bei einem Stinktier, und er haftet am Hund wie eine Klette.
Ich würde nie behaupten zu verstehen, was im Kopf meiner Hunde vorgeht, wenn sie sich in Fuchsküddeln rollen. Für alle Hunde ist das Objekt umso attraktiver, desto mehr es stinkt: toter Fisch; frische, matschige Kuhfladen (je flüssiger, desto besser) oder teilweise vertrocknete Eichhörnchenkadaver. Maden sind ein zusätzliches Plus und in der Hundeökonomie ein echtes Mehrwertprodukt. Unmöglich, sich vorzustellen, dass Hunde beim Rollen in irgendwelchem Schleim keinen Spaß haben. Ihre Augen beginnen zu glänzen und ihre Lefzen verziehen sich zu einem entspannten Grinsen, wenn sie in den Schultern einknicken und ihren Rücken in irgendeinem fauligen, verrottenden Zeugs reiben. Wenn sie überzeugt davon sind, dass sie sich nun genügend eingesalbt haben, traben sie mit erhobenem Kopf in dem selbstbewussten Gang nach Hause, den wir an den Tag legen, wenn das Leben schön ist und der Tag uns gehört.
Eine Myriade von Theorien versucht zu erklären, warum Hunde sich in stinkenden Dingen wälzen, aber sie sind alle nur Vermutungen. Eine der bekanntesten ist, dass Hunde ihren eigenen Geruch auf die »Ressource« bringen, um sie damit als ihren Besitz zu kennzeichnen. Ich bin mir dessen nicht sicher, weil Hunde ständig und überall Ressourcen als ihren Besitz markieren, indem sie darauf oder in der Nähe urinieren oder Kot absetzen. (Tulip, die mit Fütterung im Freien aufgewachsen ist, macht manchmal immer noch eine Pfütze auf die Veranda, wenn sie dort ihren letzten Happen Abendessen verputzt hat.) Vielleicht wälzen sich Hunde auf Dingen, die sie später noch in den Fang nehmen
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