Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

wurden die einzelnen Würfe in kleinen, hängenden Drahtkäfigen aufgezogen. Urin und Kot sollten durch das Drahtgitter nach unten fallen, aber natürlich blieb das meiste im Käfig hängen, sodass die Welpen, weil sie nichts anderes zu tun hatten, darin spielten (viel Glück dabei, diese Welpen stubenrein zu erziehen). Die Mutterhündinnen waren mit ihren Würfen während der ganzen sieben Wochen der »Entwicklung« eingesperrt, bis die Welpen an Zoohandlungen geschickt wurden. Einen Hund sieben Wochen lang nicht aus einem kleinen Käfig herauszulassen ist schon Missbrauch genug, aber eine Mutterhündin noch nicht einmal für ein paar Minuten von ihren Welpen wegzulassen, ist schlicht und einfach tierquälerisch. Diese besagte Welpenfabrik hatte mehr als dreihundert erwachsene Hunde und einen Pfleger. Es gab keine Bemühungen, sich mit irgendeinem Hund einzeln zu beschäftigen und also auch keine Möglichkeit, das Wesen der hier »gezüchteten« Hunde zu beurteilen. Der Inhaber sagte mir, dass natürlich »alle Hunde lieb« seien und die Kinder des Pflegers in die Ausläufe gehen könnten.
    Aber man kann nicht unbedingt voraussagen, wie sich ein aus einem leeren Auslauf stammender Hund benimmt, wenn er plötzlich Teil einer typisch betriebsamen Familie ist. Bei meinem Besuch sah ich verschiedene Temperamente, von ängstlichscheuen Hunden bis hin zu draufgängerischen, fordernden. Eine Gruppe Hunde attackierte andauernd und jedes Mal, wenn wir vorbeigingen, einen anderen Hund in ihrem Käfig. Der Hund war praktisch mit einer Bande zusammen in einem Käfig gefangen, die ihn den lieben langen Tag lang drangsalierte und »verprügelte«. Viele der Hunde hatten ernsthafte körperliche Deformationen wie Vor- oder Rückbisse. Diese Probleme können schwerwiegend sein und werden vererbt, sodass kein verantwortungsvoller Züchter mit solchen Hunden züchten würde. Dutzende von Hunden in dieser Welpenfabrik waren mit langen Zotteln verfilzten Fells bedeckt, sodass beinahe auf jedem Quadratzentimeter ihrer Haut die Haare ziepten. Am niederschmetterndsten finde ich, dass diese Welpenfabrik (die übrigens immer noch gute Umsätze macht) noch nicht einmal die schlechteste ihrer Art ist. Ich geriet einmal in eine, in der je drei Käfige fest übereinander gestapelt waren – Urin und Kot der Hunde oben fielen auf die in den unteren Käfigen. Die unteren Hunde lebten auf einer 60 - 80 cm dicken Schicht aus zusammengepressten Fäkalien, ihre Haut war mit roten Geschwüren bedeckt. Ihre dreckigen Wassernäpfe waren genauso voll mit Mist, allerdings zusätzlich noch mit grünem Algenschleim bedeckt. 6
    Diese Hunde-KZs liefern versteckt vor den Augen der Öffentlichkeit Millionen von Welpen an Zoohandlungen und »Agenten«, 7 bei denen nichtsahnende Hundefreunde nach einem Blick auf dieses süße kleine Fellknäuel in der Ecke dasselbe einfach mit nach Hause nehmen müssen. Selbst Menschen, die es besser wissen, können nicht dem Drang widerstehen, den armen kleinen Welpen zu retten: Da sitzt er, kulleräugig und verloren, und was passiert mit ihm, wenn ihn niemand mit nach Hause nimmt? Sobald ein Welpe nicht mehr aussieht wie ein Welpe, hat er viel von seinem Wert verloren. 8 Zoohandlungen können die Hunde ja nicht gut bis zum Sommerschlussverkauf im Lagerregal stapeln. Das ist nicht nur ein Problem für die Zoohandlung, sondern auch eine mögliche Krise für den Welpen. Jede weitere Woche in der Zoohandlung nimmt schädigenden Einfluss auf seine Entwicklung. Zoohandlungs »welpen« (eigentlich sind es »Erwachsene«) lernen, sich dort zu lösen, wo sie schlafen und können oft auch mit großer Mühe nicht zur Stubenreinheit erzogen werden. Andere sind in ihrem Sozialverhalten so geschädigt, dass sie bestenfalls unglücklich und schlimmstenfalls gefährlich sind. Wenn Sie diesen süßen kleinen Welpen kaufen, unterstützen Sie die Welpenfabriken und ermöglichen, dass diese weiterhin kranke Tiere von elenden, versklavten Eltern aufziehen.
    W O MAN VERANTWORTUNGSVOLL W ELPEN KAUFT
    Kaufen Sie keinen Welpen, wenn Sie keinen Hund haben möchten. Sie mögen zwar einen Welpen kaufen, aber in lumpigen drei Monaten wird er sich in einen rüpeligen Halbstarken verwandeln, der Impfungen, Erziehung, Sozialisierung, Bewegung und Spielzeuge braucht. Die Liste lässt sich fortsetzen, und das für viele Jahre lang. All dies verbraucht viel Zeit und Geld, und 98 Prozent davon investieren Sie für einen Hund, nicht für einen Welpen. Hunde können