Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)
zehn bis zwanzig Jahre alt werden. Diese kurze Zeitspanne von drei Monaten süßer Welpenglückseligkeit wird zur schwachen Erinnerung verblassen, wenn Sie Durchfall von den Tapeten abwaschen, nachdem Ihr Junghund den Abfall durchstöbert hat. Ich möchte Sie nicht entmutigen, einen Welpen zu sich zu nehmen, wenn Sie eine überlegte Entscheidung zur Aufzucht eines Hundes getroffen haben. Aber es ist wichtig, die Träume mit der Realität abzugleichen und sich selber in Erinnerung zu rufen, dass man anstatt »einen Welpen kaufen« besser »einen zukünftigen Hund kaufen« sagen sollte.
Zweitens sollten Sie, wenn Sie denn einen Welpen kaufen, dies an einem seriösen Ort tun. Die drei seriösen Orte für einen Welpenkauf sind verantwortungsvolle Züchter, ein Tierheim oder eine Tierschutzorganisation. Unter »verantwortungsvollem Züchter« verstehe ich nicht einfach jemanden, der seine Hunde auf Ausstellungen präsentiert und ständig Anzeigen in Fachzeitschriften schaltet. Ich meine jemand, der die Aufzucht von körperlich und geistig gesunden Hunden ernst nimmt und mit genauso viel Ernsthaftigkeit nach einem guten, dauerhaften neuen Zuhause für die Leben sucht, die er geschaffen hat. Nach meiner Definition tragen verantwortungsvolle Züchter die Verantwortung für das gesamte Leben ihrer Welpen, Punkt. Keine weiteren Fragen. Vor zwei Jahren nahm ich einen Hund zurück, den ich neun Jahre zuvor als Welpen an eine Milchviehfarm verkauft hatte. Die Besitzer zogen von der Farm weg, und weil ich beim Verkauf darauf bestanden hatte, brachten sie ihn nun, da sie ihn nicht mehr brauchen konnten, zu mir zurück. Ich war dankbar dafür, dass sie ihn zurückbrachten, auch wenn noch ein weiterer Hund das letzte war, was ich brauchen konnte. Aber andere Verpflichtungen rutschten halt hinter den Hund, den ich einmal gezüchtet hatte, in die zweite Reihe. Verantwortungsvolle Züchter können den Gedanken nicht ertragen, dass ihre Welpen einmal irgendwo in Tierheimen enden könnten. Sie setzen alle Hebel dafür in Bewegung, den ganzen weiteren Lebensweg ihrer Welpen verfolgen zu können. Wenn Sie erwägen, von jemand einen Welpen zu kaufen, der ihn nicht jederzeit und egal aus welchem Grund zurücknehmen würde (oder dem Sie den Welpen nur ungern zurückgeben würden), dann bedanken Sie sich und gehen anderswo hin.
Andere sinnvolle Orte, um einen Hund zu bekommen, sind Tierheime und Tierschutzvereine: Es gibt Millionen von Hunden, die einfach nur ein zweite Chance brauchen und Tierheime sind wunderbare Orte, um sie zu finden. Sie werden zwar nicht so viele Welpen wie halbwüchsige oder erwachsene Hunde haben, aber die Tiere dort brauchen genau so sehr, wenn nicht noch mehr, wie ein Welpe ein neues Zuhause. So oft höre ich Menschen sagen »Oh, ich könnte nicht mal ins Tierheim reingehen! Ich würde mich so schlecht fühlen!« Aber viele Tierheime sind schöne, tadellose Orte, in denen das Wesen der Hunde geprüft wird und in denen Armeen von Freiwilligen mit den Hunden spielen oder sie erziehen. Sie brauchen Ihre Hilfe, um mehr Happy Ends schaffen zu können. Wenn Sie selbst ein starkes Bedürfnis zum Helfen und Pflegen haben, könnten Sie Ihre Energie dort auch anderweitig einbringen. Tierschutzvereine brauchen nicht nur Hilfe dabei, neue Besitzer für die Hunde zu finden, sondern auch dabei, zeitweise Zieheltern für sie zu finden. In Vermittlungsorganisationen für Hunde bestimmter Rassen wie »Huskies in Not« oder »Border Collies in Not« verwenden die Mitglieder ehrenamtlich viel Zeit, Energie und auch Geld darauf, das richtige neue Zuhause für die Hunde zu finden. Oft wissen sie sehr viel über die Hunde, die sie vermitteln, sodass Sie einen Hund aufnehmen können, der möglichst gut zu Ihrem Zuhause und Ihrer Lebenssituation passt.
Egal was Sie tun, lassen Sie sich nicht von Zoohandlungen oder »Agenten« in Versuchung führen. Achtung, wenn man Ihnen beim Anruf auf eine Zeitungsannonce hin lange Geschichten erzählt, so in der Art »Die Mutterhündin gehört meiner Schwester, aber die hat im Moment so viel um die Ohren, also habe ich die Welpen für sie aus Iowa hergeholt, um ihr aus der Patsche zu helfen«. Die wahre Geschichte ist, dass die »Schwester« eigentlich eine Welpenfabrik betreibt und ein ganzes Netz von Agenten unterhält, um die Welpen bei ahnungslosen Hundefreunden an den Mann zu bringen.
Es ist schwer, eine überlegte Entscheidung zu treffen, wenn Sie auf das süßeste Knäuel von Welpen schauen,
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