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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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forderte er sie auf und deutete auf einen der mit Fellen belegten Feldstühle, die um einen niederen Tisch standen. »Friedlein wird uns Wein bringen.«
    Elisabeth nahm Platz und warf verstohlen einen Blick auf das schmale Lager an der Seite, das nicht so recht zu dem massigen Körper des Bischofs passen wollte.
    Der Narr folgte der Aufforderung seines Herrn und setzte sich dann zu ihnen. Die anderen Männer hatte der Bischof fortgeschickt. Abwartend nippte Elisabeth an ihrem Becher. Es war an ihm, das Gespräch zu eröffnen, wobei ihr klar war, welche Richtung es nehmen würde.
    Ihr Vater ließ sich Zeit. Er trank zuerst zwei Becher leer und betrachtete sie ausgiebig, wie sie da im Lampenschein in seinem Kriegszelt saß.
    Erinnerungen aus ihrer Kindheit hüllten sie ein. Der Zug nach Böhmen gegen die Hussiten. Der Ritter, in dessen Obhut ihr Vater das wilde Mädchen gegeben hatte. Sie hörte noch die Worte, die er zu dem jungen Ritter sprach, der kaum achtzehn Jahre zählte.
    Das Kind sei sein eigen Fleisch und Blut und ihm lieb und teuer. Der Ritter solle auf Elisabeth achten und sie behüten,
mit seinem Schwert und seinem Leben für sie einstehen. Sie sah den jungen Mann auf sich zukommen und vor ihr niederknien. Wie schön er war. Wie prächtig er in seiner Rüstung aussah. Das Schwert glänzte im Kerzenschein, als er ihr Treue schwor. Er, Ritter Albrecht von Wertheim, wolle ihr Beschützer sein, solange er lebe. Die Sehnsucht und der glühende Schmerz in ihrem Herzen überfielen sie so unvermittelt, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie blinzelte heftig.
    Und wo war ihr Ritter nun, auf dessen Schwur sie ihr Leben gebaut und in dessen Armen sie sich sicher gewähnt hatte? Es saß im Kirchengewand auf dem Marienberg und zog den Kopf ein, während sie von ihrem Vater gezwungen wurde, einem Kriegszug gegen sein eigenes Volk beizuwohnen.
    Endlich begann der Bischof zu sprechen. »Du weißt, dass ich dir zürne?« Elisabeth nickte stumm.
    »Ich habe dich mehrmals aufgefordert, zum Zabelstein zurückzukehren, und du bist meinen Befehlen nicht gefolgt. Dein Starrsinn hat dich in Gefahr gebracht!«
    Sie verzichtete darauf zu entgegnen, dass es eher sein Heer gewesen war, das er gegen Würzburg geschickt hatte, als ihre Widersetzlichkeit an sich.
    »Ich handle stets wohlüberlegt, das kannst du mir zubilligen, meine Tochter, und daher ist es von größter Wichtigkeit, dass jeder meiner Befehle umgehend befolgt wird. Nicht nur von meinen Rittern, den Hauptleuten und ihren Männern, sondern auch von dir!« Er machte eine Pause.
    Sollte sie ihm sagen, dass sie nicht zu der Schar seiner Anhänger gehörte, die er aus unerfindlichen Gründen wieder so zahlreich um sich scharte? Lag es wirklich nur am Geld? Nein, da musste es noch etwas anderes in seiner Rede und in seinem Wesen geben, das die Menschen anzog und sie immer wieder dazu brachte, seinen leeren Versprechungen zu trauen.
    »Und nun hast du dich wieder in Gefahr gebracht, indem
du mit Georg und dem Apotheker nach Ochsenfurt gefahren bist. Ich habe erfahren, dass ihr gar während des Aufruhrs in der Stadt wart!«
    »Uns ist nichts geschehen, weder bei dem Aufruhr noch beim Angriff der bischöflichen Reiterei«, gab sie mürrisch zurück und fügte dann ein wenig gehässig hinzu: »Die Stadt war nie in Gefahr, eingenommen zu werden. Die Ochsenfurter waren zu wachsam, und die Angreifer hatten nicht die nötige Stärke und nicht das Gerät für eine Belagerung.«
    »Ja, aber nun haben wir beides«, sagte der Bischof in scharfem Ton. »Und ich werde dafür sorgen, dass du bei diesem Händel nicht wieder auf die falsche Seite gerätst.«
    Wer sagte, welche Seite die richtige war? Für wen sprachen Recht und Gerechtigkeit? Oder ging es immer nur um Stärke und um Macht?
    »Ich werde dich von nun an im Auge behalten und deine Schritte genau bestimmen. Dein Platz ist an meiner Seite und nirgendwo sonst!«
    »Und Georg?«
    »Georg?« Der Bischof zog die Stirn kraus. Wusste er etwa nicht, dass sie von seinem Sohn sprach, der mit ihr hier im Lager war? Oder wollte er sie nur verärgern? Wenn ja, das gelang ihm!
    »Ja, Georg! Euer Sohn, der ein erfolgreicher Kaufmann im Handel mit fernen Ländern geworden ist und Euch so manche Spezerei aus China und Indien mitgebracht hat!«
    »Was sollte mit ihm sein? Er kann gehen, wohin er will. Allerdings würde ich ihm im Augenblick nicht raten, seine Schritte nach Ochsenfurt zu lenken. Ich könnte für seine Sicherheit nicht

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