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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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garantieren.«
    »Und Meister Thomas?«
    Die Stirn des Bischofs umwölkte sich. »Ich weiß nicht, ob ich länger Verwendung für ihn habe, wenn er sich als derart unzuverlässig erweist. Du kannst ihn aber nachher zu mir
schicken. Vielleicht hat er etwas in seiner Reiseapotheke, das meinen schlimmen Beinen Linderung verschafft. Wenn nicht, habe ich im Augenblick an ihm keinen Bedarf. Das wird sich allerdings ändern, sobald ich in meine Festung auf dem Marienberg einziehe. Du wirst es erleben, meine Tochter, bald schon ist alles wieder wie früher.«
    Er beugte sich vor, um ihr die Wange zu tätscheln, doch Elisabeth war so wütend, dass sie vor seiner Hand zurückwich.
    »Also können alle ihrer Wege ziehen, nur ich muss hier unter Bewachung zurückbleiben? Ist es das, was Ihr Euch vorstellt?«
    Der Bischof ließ sich von ihrem zornigen Tonfall nicht beeindrucken. »Ja, genauso ist es, meine Tochter, denn du bist ein wichtiger Teil in diesem Spiel, und ich kann es mir nicht leisten, dich zu verlieren. Und nun geh in dein Zelt zurück und schlafe. Ich muss mich mit meinen Hauptleuten besprechen. Morgen wird ein wichtiger Tag.«
    Verwirrt ließ sich Elisabeth zu den anderen zurückbringen. Was hatte er mit diesen seltsamen Worten gemeint? Dass er nicht von seiner Vaterliebe sprach, war ihr klar, aber wovon dann? Es war ein Rätsel, dem sie auf den Grund gehen würde.

Kapitel 23
    D er Bischof belagert Ochsenfurt!«
    Der Ritter polterte in schlammbespritzten Stiefeln in den kleinen Saal des fürstbischöflichen Palas, wo Pfleger Albrecht von Wertheim alleine vor einer Schale einfacher Milchsuppe saß. Er hob den Blick und musterte Graf Michael von Wertheim.
    »Setzt Euch, Oheim. Darf ich Euch etwas anbieten?«
    Der Graf warf einen Blick in die Schale und zog angewidert die Nase kraus. »Du darfst, allerdings nicht diesen Bauernfraß. Wie kannst du nur so etwas essen?«
    Albrecht hob die Schultern. »Es sättigt und wärmt. Ich habe im Moment andere Sorgen als das, was auf den Tisch kommt.«
    »Dann hast du also davon gehört?« Der Graf warf sich in einen gepolsterten Scherenstuhl und streckte die Beine aus. Albrecht wartete mit seiner Antwort, bis er einen Diener gerufen und ihm aufgetragen hatte, Wein und einen Imbiss für den Grafen zu bringen. Dann erst sagte er ruhig:
    »Ja, ich weiß, dass der von Brunn gen Ochsenfurt gezogen ist.«
    »Und da sitzt du noch so ruhig hier in deiner Festung und löffelst Milchsuppe?«
    Albrecht versuchte dem anklagenden Blick seines Onkels standzuhalten. »Was kann ich dagegen tun? Soll auch ich ein Heer sammeln und mir eine Feldschlacht mit ihm liefern? Sollen wir Franken gegen Franken hetzen?«
    Der Diener kam mit Wein, Pastete und kaltem Kapaun und
stellte noch einen Korb mit frischem, weißem Brot auf den Tisch. Der Graf bediente sich großzügig.
    »Immer noch besser, als hier untätig herumzusitzen«, gab er kauend zurück. »Hast du wirklich vor, ihm das durchgehen zu lassen?«
    Albrecht schüttelte den Kopf. »Nein, denn dazu hat er kein Recht. Ich habe bereits ein Schreiben an das Konzil in Basel geschickt. Sie werden einen Kommissär schicken, der den Fall prüft. Er wird den Streit den Kirchenvätern schildern, damit sie zu einem Urteil finden können.«
    »Ach, und du glaubst, dass sich der von Brunn dann an eine Entscheidung des Konzils hält?«
    Albrecht seufzte und schüttelte den Kopf. »Nein, das wage ich kaum zu hoffen.«
    »Und dennoch sitzt du hier herum und tust nichts?« Der Tonfall drückte die Enttäuschung des Grafen aus. »Ich hätte mehr von dir erwartet. Du bist ein Ritter aus dem Haus von Wertheim!«
    »Nicht mehr.«
    »Das sehe ich! Hast du mit Schwert und Rüstung auch deinen Mumm abgelegt?«
    Albrechts Augen blitzten. »Nein, das habe ich nicht! Aber hier gibt es so vieles abzuwägen. So einfach ist das nicht.«
    Der Graf stopfte sich noch ein großes Stück Pastete in den Mund, kaute, schluckte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Gut, dann erkläre es mir, sodass auch ich es verstehe, denn bisher kann ich deinen Entscheidungen nicht folgen. Und erkläre mir vor allem, wie du so wahnwitzig oder auch nur einfältig sein konntest, dir einen Vertrag aufdrängen zu lassen, der den Bischof wieder an der Regierung des Landes teilhaben lässt.«
    Albrecht begann zu stottern. Wie sollte er sich rechtfertigen? Den wahren Grund konnte er niemandem anvertrauen. So versuchte er sich an halbherzigen Erklärungen, doch er sah
es seinem Oheim an, dass er ihn

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