Das Areal: Thriller (German Edition)

zu suchen. Also, was machst du hier?«
    Sie musterte ihn, bezähmte ihre Verärgerung, eine glühend heiße Sprungfeder um ihr Rückgrat. Sagte: »I ch versuche, mich zu beherrschen, damit ich niemanden töte.«
    Etwas in ihrem Blick oder in ihrem Tonfall veranlasste den Typen, die Klappe zu halten. Er sah die dicke Angie an, dann trollte er sich.
    »I ch bin kein Scheißcop«, sagte Kate an niemand Bestimmten gewandt. »N icht mehr.«
    Sie hatten ein paar Monate zusammengelebt, als Kate dahinterkam, dass Logan in großem Stil mit Koks dealte. Ein anderer Cop war in Logans Abwesenheit außer Dienst in ihrer Wohnung aufgetaucht und hatte eine DVD zurückgebracht, die er sich ein paar Wochen zuvor ausgeliehen hatte. Er hatte verlegen im Wohnzimmer gestanden und sie gefragt, ob er Logan eine Nachricht hinterlassen könne. Klar, hatte Kate gemeint und die Nachricht gelesen, als er weg war. Es handelte sich um eine Warnung, um die Empfehlung, bei der Auslieferung irgendwelcher Ware eine Veränderung vorzunehmen. Damit hatte sich ihr lang gehegter Verdacht bestätigt. Als Logan heimkam und die Nachricht las, sagte er ihr die Wahrheit. Einmal im Monat schickte seine Dienststelle eine Wagenladung beschlagnahmter Drogen zur Verbrennung. Und einmal im Monat ersetzten Logan und die beiden für den Transport zuständigen Cops die Ladung durch harmloses Pulver und verkauften die Beute.
    »D as ist keine große Sache«, hatte er gemeint, die Hände beschwichtigend erhoben. Kate war kreidebleich geworden. »E s sind nur vier Leute daran beteiligt. Wir nehmen nicht viel raus, wir machen keinen großen Gewinn, aber es reicht für die Alterssicherung.«
    »S cheiße, Logan, das ist Drogenhandel.«
    »D u weißt doch, wie es bei uns ist, Kate. Beim NCPD hat praktisch jeder was laufen. Wir werden lausig bezahlt, und alles, was wir tun, ist für den Arsch. Ich will nicht, dass das ewig so weitergeht. Wir dealen nicht auf der Straße, und wir verkaufen nur Koks; Slow Eddie hat uns einen direkten Draht zu Andres Ruiz vermittelt, der das Zeug für seine Leute kauft. Wir fixen keine Kids an und machen niemanden zum Junkie. Scheiße, Captain McLachlan kriegt jedes Mal zwanzig Riesen dafür, dass sie ein Auge zudrückt, wenn die Marianao Boyz eine Wagenladung kubanischer Illegaler herschaffen, die sie dann auf der Straße für sich arbeiten lassen. Dieser fette Assistent des Distriktstaatsanwalts arbeitet für Alejandro Guttierez, diesen Wichser, und sorgt dafür, dass keine Blutspur je zu ihm zurückverfolgt werden kann. Das sind richtig schlimme Sachen. Wir tun niemandem weh.« Er sah ihr in die Augen und sagte: »A ber wenn’s dir nicht passt und du nicht damit leben kannst, tut es mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe. Ich will keine Geheimnisse vor dir haben, Kate.«
    Sie hatte lange geschwiegen. Sich vorgestellt, wie sie ging, ohne ihn lebte, wie sie dablieb und sich abfand mit dem, was er tat. Denn ob Freud oder Leid, sie liebte ihn. Und vielleicht hatte er ja auch recht. Sie war seit sieben Jahre beim NCPD und wusste, wie korrupt die ganze Truppe war.
    »D as Geld ist für meinen Ruhestand«, hatte Logan seinen vermeintlichen Vorteil ausgenutzt. »I ch will nur ein bisschen was dazuverdienen und im Ausland anlegen, warten, bis sich das Vermögen ordentlich vermehrt hat, und dann in ein paar Jahren, wenn alles Schnee von gestern ist, kündigen. Wir machen den Laden dicht, sobald wir saniert sind. Ist nicht mehr lange hin; vier weitere Fahrten sollten eigentlich reichen.«
    Sie liebte ihn, aber sie traute ihm nicht. Fragte sich, wie gut sie ihn eigentlich kannte. Noch nie war ihr etwas so schwergefallen, wie ihn zu verlassen.
    Zwei Monate später war für Logan alles zu Ende. Eines Morgens standen im strömenden Regen vier Agents der Drogenbehörde vor Kates Tür. Logan war getürmt, bevor sie bei ihm klingelten – bei ihrer gemeinsamen Wohnung –, und die Agents wollten wissen, wo er steckte und welche Rolle sie bei dem Ganzen gespielt hatte.
    Einer von Logans Gaunern hatte die Sache vermasselt. Hatte mit Geld um sich geworfen und damit die Behörde auf sich aufmerksam gemacht. Im Verhör begann er zu singen und verriet Logan und die ganze Operation an die DEA . Die DEA fand heraus, dass das meiste Geld über ein Konto lief, das auf Kates Namen lautete, von dem sie jedoch nichts wusste. Ein Abschiedsgeschenk von ihrem Ex, das umso schwerer wog, als die DEA ihr mitteilte, es sei schon Monate vor ihrer Trennung von Logan