Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
Fragen selbst beantworten ließen”, bemerkte Tony, wieder in dem Tonfall des außerordentlich höflichen Gesetzesvertreters. “Wie steht es mit Ihnen, Bret? Waren Sie auch hier?”
    “Den ganzen Abend. Wir können die Spiele durch unseren Kabelanbieter live sehen. Haben Sie diesen Triple-Play in der sechsten Runde mitbekommen?”
    “Ich bin kein Baseballfan”, sagte Tony. “Heute Abend habe ich einen Strandspaziergang gemacht.”
    Er ließ das einwirken, dann fuhr er fort. “Keiner von Ihnen hat zwischendurch aus irgendeinem Grund das Haus verlassen?”
    “Nein”, entgegnete Julia nun entschiedener. “Wir waren den ganzen Abend hier. Das hat mein Sohn Ihnen doch gerade erklärt.”
    Er nickte. “Also, Sie und Bret haben sich das Spiel angesehen, aber Alison war ganz allein, oder? Oben in ihrem Zimmer?”
    “Tatsächlich war ich ungefähr um Viertel vor neun oben, um nach ihr zu sehen”, erklärte Julia. “Sie hat fest geschlafen, deshalb wollte ich sie nicht stören.”
    Tony glaubte ihr kein Wort. Viertel vor neun war genau die Zeit, nach der er Alison gefragt hatte. Julia versuchte, ihre Tochter mit einem wasserdichten Alibi zu versehen. Das war bedauerlich.
    Bret kam einen Schritt auf ihn zu. “Sind Sie hergekommen, um Anklage gegen einen von uns zu erheben? Weshalb? Wegen Mordes? An LaDonna? Das ist verrückt.”
    “Das überlasse ich der hiesigen Polizei”, erwiderte Tony. “Ich versuche lediglich, ein paar Unklarheiten zu beseitigen.”
    “Warum sollte Alison denn LaDonna umgebracht haben?”
    Da hatte Bret ihn allerdings erwischt. Tony hatte keine Zeit mehr gehabt, sich Gedanken über ein mögliches Motiv zu machen. Aber er wäre kein richtiger FBI-Agent, wenn er sich durch solche Nebensächlichkeiten aufhalten ließe.
    “Sind wir dann jetzt fertig?”
    Die Frage hatte Julia gestellt, aber Tony beobachtete weiterhin Alison. Er war fasziniert, wie unsicher sie wirkte. “Wo ist dein Mann heute Abend?”, fragte er.
    Sie sah ihn erschrocken an. “Beruflich in Mexiko.”
    “Wie ist er dorthin gekommen? Welche Fluglinie?”
    “Weiß ich nicht, das hat er nicht erwähnt.”
    Er überlegte, ob er ihr erzählen sollte, dass Villard mit keiner der in San Diego ansässigen Fluggesellschaften gereist war. Tony hatte auch nirgends Aufzeichnungen über einen privat gecharterten Flieger gefunden. Ebenso überlegte er, ob er ihr vielleicht sagen sollte, dass ihr Ehemann sie womöglich verlassen hatte, aber das hätte höchsten Alarm bei ihr ausgelöst, und er wollte Villard zuerst finden. “Wann kommt er denn zurück?”
    “Bald – ich weiß es nicht genau. Eigentlich wollte er heute Abend wieder da sein.”
    “Ich würde gern mit ihm reden.”
    Ihr Blick veränderte sich. Es war merkwürdig, ihre Augen sahen aus, als würde ein Feuer hinter blauen Wolken wüten. Das war ihm früher nie aufgefallen.
    “Da bin ich ganz sicher”, erwiderte sie. “Aber wenn du nicht mit einem Haftbefehl für mich gekommen bist, muss er überhaupt nicht mit dir reden – genauso wenig wie wir.”
    Tony grinste. Er konnte nicht anders. Sie warf ihn aus dem Haus, wie sie ihn vom Boot komplimentiert hatte. Julia kam auf ihn zu, und er wusste, dass sie ihn nun zum Ausgang eskortieren würde. Er war mit diesen Leuten noch lange nicht fertig, aber die restlichen Knaller könnte er sich für später aufheben. Keinen außer Alison verdächtigte er ernsthaft, aber das musste er ihnen ja nicht auf die Nase binden.
    “Es gibt weitere Untersuchungen”, sagte er und ließ den Blick über alle drei schweifen. “Das steht schon mal fest. Keiner von Ihnen darf aus welchem Grund auch immer die Stadt verlassen. Es gibt ja diese alte Redewendung, dass man vor sich selbst nicht weglaufen kann. Da ist was Wahres dran.”
    Julia wollte nach seinem Arm greifen, als beabsichtige sie, den ungehobelten Flegel jetzt gewaltsam zum Ausgang zu führen, doch Tony schnappte sich ihr Handgelenk und hielt es fest, um sie daran zu hindern.
    Er genoss den Anblick des Entsetzens auf ihren kosmetisch verschönerten Gesichtszügen. Nichts war mit dem aufregenden Gefühl zu vergleichen, Macht auszuüben – weder Sex noch Alkohol oder andere Drogen. Die Hackordnung hatte sich gerade geändert, und diese Frau war nichts weiter als ein kleiner Fisch. Er fragte sich, wie sich das wohl für jemanden wie sie anfühlte. Wahrscheinlich auch nicht anders als für einen einfachen Lohnabhängigen wie ihn. Es gab ein paar wenige Dinge im Leben, bei denen alle

Weitere Kostenlose Bücher