Das Arrangement
nicht. Er unterdrückte den aufkommenden Neid, nicht auf Alison, aber auf das behütete Leben, das sie führte – und für selbstverständlich hielt.
Wie recht sie doch damit hatte zu befürchten, er würde die Möbel beschmutzen. Das hier würde eine sehr dreckige Angelegenheit werden.
Einen Moment später, als die drei Fairmonts hintereinander ins Wohnzimmer kamen, saß er auf einem der weißen Seidensofas und blätterte in einem Bildband, als könne er kein Wässerchen trüben. Doch als er aufstand, um sie zu begrüßen, verwandelte sich sein kleinliches Neidempfinden in etwas anderes. Die Fairmonts machten einen verstörten Eindruck, ängstlich und auf der Hut – während er ganz ruhig war. Sie standen sich plötzlich wie Geschäftspartner gegenüber. Er war ihnen ebenbürtig, sogar mehr als das. Er könnte ihr Henker sein.
Er nahm Alison in Augenschein, scannte ihr Auftreten mit detektivisch genauem Blick. Sie trug bis auf die Strickjacke dieselben Sachen, die sie vormittags auf dem Boot angehabt hatte, Marineshorts, ein weißes Polohemd und Turnschuhe, aber sie sah zerzaust und durcheinander aus, die Kleidung war vollkommen zerknittert.
Interessant. Zerknitterte Kleidung, das sah Alison überhaupt nicht ähnlich. Und was noch interessanter war, sie hielt Julias Hand. Oder war es umgekehrt? Wie auch immer, Mutter und Tochter hatten sich nie nahegestanden. Das war etwas Neues.
Tony zog seine FBI-Marke vor und stellte sicher, dass sie auch alle hingesehen hatten. Er war überhaupt nicht berechtigt, diesen Fall zu untersuchen, aber das wussten die Fairmonts ja nicht. Nur distinguierte hochkarätige Kriminelle und erfahrene Betrüger sagten nichts und bestellten erst mal einen Anwalt. Die meisten Leute fingen an zu reden, sobald sie die Marke aufblitzen sahen, und darauf zählte er heute Abend.
Er hatte sich gerade von den hiesigen Polizisten bei den Klippen verabschiedet, nachdem er ihnen einen Bericht seiner Beobachtungen abgeliefert hatte, ohne den Namen seiner Hauptverdächtigen zu nennen. Das würden sie schon schnell genug selbst herausfinden. In der Zwischenzeit könnte er Alison und ihrer Familie ein paar Fragen stellen. Er musste fast grinsen. Das versprach lustig zu werden.
Alison kam auf ihn zu und blickte ihn vorwurfsvoll unter schweren Lidern an. Sie hasste ihn. Gut, damit könnte er leben. Alles, nur nicht diese Gleichgültigkeit, die sie ihm gegenüber gezeigt hatte, als er noch ein liebeskranker Idiot gewesen war.
“Wer ist ermordet worden?”, fragte sie.
“LaDonna Jeffries. Jemand hat sie erschossen und von Satan's Teeth gestoßen. Sie war tot, bevor sie unten auf den Felsen aufkam.”
Tony beobachtete, wie Alison scharf die Luft einzog und LaDonnas Namen flüsterte. Sehr überzeugend, das musste er ihr lassen. Man könnte fast meinen, es würde ihr nahegehen.
“Es tut mir leid, wenn ich zu dieser Stunde störe”, erklärte er in seinem Beschützer-der-öffentlichen-Sicherheit-Tonfall. “Aber ich muss Ihnen ein paar Fragen dazu stellen.”
“Sicher …”, sagte Bret so leise, als würde ihm gleich die Stimme versagen. “Wenn wir Ihnen damit behilflich sein können. LaDonna war ein nettes Mädchen. Wer könnte einen Grund haben, ihr etwas anzutun?”
“Ein nettes Mädchen? Wie gut kannten Sie sie denn?”, wollte Tony von Bret wissen, der LaDonna nur zu gut kannte.
“Nicht besonders gut. Aber ich kannte sie eben. Man könnte sagen, wir waren Freunde.”
Tony beobachtete genüsslich, wie er sich wand, ungefähr so, wie Alison sich wohl geziert hätte, wenn man sie vor Jahren über ihn befragt hätte. Ansonsten hatte er kein Interesse an dem hübschen jüngeren Bruder.
“Wie sieht es mit dir aus, Alison?” Lässig wandte er sich an sie. “Warst du mit LaDonna befreundet?”
“Wir kannten uns”, erwiderte sie.
Er konzentrierte sich weiter auf Alison, obwohl es nicht so einfach war, ihre Mutter zu ignorieren, die ihn wie ein Spürhund beobachtete und immer noch Alisons Hand hielt. “Würdest du mir vielleicht sagen, wo du heute Abend um Viertel vor neun warst?”
“Hier, oben in meinem Zimmer”, erwiderte sie. “Ich denke, um die Zeit habe ich bereits geschlafen.”
“Das stimmt”, mischte sich Julia ein und stellte sich vor ihre Tochter. “Wir waren heute Abend alle zu Hause und haben uns das Spiel der Padres angesehen. Alison hat sich nicht wohlgefühlt und ist nach oben gegangen, um sich hinzulegen.”
“Es wäre sehr nett, wenn Sie Ihre Tochter die
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