Das Arrangement
auch”, erwiderte Tony trocken. “Was haben wir denn da?”
Vince schnappte sich einen großen Ordner, aus dem er einige durchsichtige Plastiktüten mit Beweisstücken zog, die er vor sich auf dem Schreibtisch ausbreitete.
“Erkennst du etwas von dem Zeug?” Die Tüte, die er nahm und Tony reichte, enthielt einen kleinen marineblauen Knopf.
Tony betrachtete ihn eine Weile. Vor allem die Farbe schien ihm vertraut. Der Knopf war eindeutig von einem Kleidungsstück abgerissen worden. Alisons verwirrter Gesichtsausdruck ging ihm durch den Kopf – und diese marineblaue Strickjacke, die sie gestern bei ihrem Zusammenstoß auf der Jacht getragen hatte – und abends nicht mehr.
Als er Connelly ansah, drehte sich sein Magen um. “Ja, das hier erkenne ich.”
27. KAPITEL
R ebecca klopfte an Julias Tür, ein Tablett mit Kaffee, Saft und frischem Obst in der Hand. Julia erwartete sie, deshalb stieß sie die Tür mit der Hüfte auf und schob sich hinein, vorsichtig, damit nichts herunterkippte.
“Ich komme rein!”, kündigte sie an und stellte fest, dass Julia immer noch mit ihrem Seidenpyjama im Bett lag und sich andächtig in einem Handspiegel begutachtete.
“Stell das Tablett auf den Tisch neben der Couch”, ordnete Julia an, ohne hochzusehen. “Hast du die Flugreservierungen gemacht, um die ich dich gebeten habe?”
“Nach Mauritius? Du weißt, das ist ein Vierundzwanzig-Stunden-Trip.”
“Rebecca, ich habe dich nicht gefragt, wie lange der Flug dauert. Ich wollte wissen …”
“Ich weiß, wonach du gefragt hast”, unterbrach sie Julia. “Ich kann einen Anschluss über den DeGaulle für dich arrangieren. Das hängt davon ab, wann du fliegen möchtest. Das ist eine Vergnügungsreise, oder?”
Bis heute Morgen, als Julia sie gebeten hatte, sich nach Flügen zu erkundigen, hatte Rebecca noch nie etwas von dieser exotischen Insel vor der Küste Südafrikas gehört, und sie war mehr als neugierig, zu erfahren, warum ihre Chefin ausgerechnet jetzt ans andere Ende der Welt – oder überhaupt irgendwohin – reisen wollte.
Julia seufzte. “Ich weiß nicht, ob es ein Vergnügen wird. Ich muss einfach weg hier, und Mauritius ist wundervoll, obwohl dort um diese Jahreszeit wahrscheinlich eine fürchterliche Hitze herrscht. Kannst du dich mal erkundigen?” Sie sah von ihrem Handspiegel auf. “Gestern Nacht auf den Klippen ist jemand umgebracht worden. Hast du davon gehört? Die Polizei war hier und hat Fragen gestellt. Na ja, nicht die Polizei. Es war dieser Typ, der früher mal mit meiner Tochter rumgemacht hat. Heute ist er beim FBI, unglaublich.”
Rebecca verspürte ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Angst. Sie zwang sich, ihre Hände zu beschäftigen. Vorsichtig stellte sie das Tablett auf den Tisch, drehte Tasse und Glas herum und ordnete alles. Julia studierte immer noch ihr Gesicht im Spiegel und zupfte die feinen Härchen über der Oberlippe aus, eins nach dem anderen. Diese Verrückte. Warum ließ sie sich das nicht einfach weglasern? Sie konnte es sich doch leisten.
“Bret hat mir davon erzählt.” Rebecca goss Julia eine Tasse Kaffee ein und tat Süßstoff und fettfreien Kaffeeweißer dazu. Gott bewahre, dass sie ihrem spindeldürren Körper auch nur eine Kalorie zufügte, ausgenommen natürlich in Form von Pinot. “Er meinte, Tony Bogart hätte sich erkundigt, was ihr gestern gemacht habt.”
“Ja, kannst du dir so was vorstellen? Glücklicherweise waren wir alle im Fernsehzimmer und haben uns die Padres angesehen. Bis auf Alison, die hat sich nicht wohlgefühlt. Ist sie denn schon aufgestanden? Ich würde gern die ganze Familie heute Morgen in meinem Zimmer versammeln. Wir müssen uns unterhalten, damit sich unsere Aussagen nicht widersprechen, nur für den Fall.”
“Nur für welchen Fall?” Rebecca musste die Kaffeekanne absetzen, bevor sie etwas verschüttete. Eine plötzlich aufwallende Fröhlichkeit überfiel sie. Aus Angst, dass sie vor lauter Aufregung anfangen könnte zu hyperventilieren, atmete sie ganz bewusst langsam aus und ein. Nie hätte sie geahnt, wie wunderbar es sich anfühlte, Zeugin des Zusammenbruchs zu werden. Gleichzeitig verspürte sie quälende Schuld und Reue. Deshalb zitterten wohl auch ihre Beine. Aber der Gedanke, dass die Fairmonts in einen großen schmutzigen Skandal und vielleicht sogar in eine Gerichtsverhandlung hineingezogen werden könnten, war einfach zu köstlich.
“In diesem Fall traue ich dem Gesetz nicht – oder den Medien”,
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