Das Attentat - 0
nicht weit weg auf ein paar Säcken liegen. Kolea und Lubba waren bei ihr.
»Wie geht es ihr?«
»Ganz gut«, sagte Domor. »Eine Kopfwunde. Nicht besonders schlimm. Andere hat es schlimmer erwischt.«
Das sah Corbec selbst. Es war tatsächlich übel und würde bis Tagesanbruch noch sehr viel übler werden. Hier unten gab es auch Zivilisten. In einer Ecke sah Corbec mehrere Erwachsene, die eine Gruppe verängstigter Kinder zu trösten versuchten. Alle waren schwarz von Asche und Ruß. Er ging zu ihnen. Die Erwachsenen mit den Kindern waren alle Zivilisten, dem Aussehen nach Pilger. Bonin stand in der Nähe an eine Wand gelehnt und trank aus seiner Wasserflasche.
»Haben Sie ein persönliches Interesse?«, fragte Corbec ihn.
»Milo und ich mussten kämpfen wie verrückt, um diese Kinder zu retten. Wir haben alle ein paar Straßen weiter in der Falle gesessen. Es war ziemlich knapp.«
»Panzer?«
Bonin nickte. »Sie sollten vielleicht ein Wort mit Milo wechseln«, sagte er leise.
»Mit Milo? Warum?«
Bonin zuckte nur die Achseln und sagte nichts mehr.
Corbec fand Milo in der am weitesten entfernten, dunkelsten Ecke des Kellerraums. Er saß vorgebeugt da, ziemlich mitgenommen und erschöpft. Eine kleine Gestalt lag neben ihm unter einem schmutzigen Sack.
»Brinny, mein Junge?«
Milo sah auf. Die Trauer auf seinem Gesicht raubte Corbec den Atem.
»Du siehst so aus, wie ich mich fühle«, versuchte er zu scherzen, doch Milo war zu sehr von seinen Gefühlen überwältigt, um darauf zu antworten.
Corbec setzte sich neben ihn.
»Was ist passiert?«
»Da war ein Mädchen«, sagte er. Er redete so leise, dass Corbec sich vorbeugen musste, um ihn vor dem Hintergrundlärm des Artilleriebeschusses verstehen zu können.
»Ein Mädchen?«
»Ja …« Milo betrachtete die zerknautschte Gestalt unter dem Sack. Corbec reimte sich den Rest zusammen.
»So etwas ist immer hart. Sie ist dir aufgefallen, nicht? Du wirst einfach …«
»Sie verstehen nicht, Herr Oberst. Sie war … Ich weiß nicht. Sie hatte etwas an sich. Etwas Erstaunliches.«
»Ja, nun, s…«
»Ich hielt sie für die Heilige.«
Corbec stutzte. »Was?«
»Ich wusste, dass die Heilige bei uns war. Ich konnte es spüren. Wie auf Hagia, wissen Sie?«
Corbec nickte. Er kannte das Gefühl. Es hatte auf Hagia Einzug in seine Seele gehalten und ihn seitdem nicht mehr verlassen.
»Ich wusste, dass sie bei uns war, wirklich bei uns. Nicht nur auf diesem Planeten, wie man uns gesagt hatte, sondern bei uns auf der Straße, mitten darin.«
»Sie wacht über uns«, murmelte Corbec.
»Sie war da. Ich habe dieses Mädchen gesehen, und da wusste ich es einfach.«
»Und?«
»Sie ist gestorben. Sie hat die Kinder gerettet und ist dann gestorben. Das war nicht so beabsichtigt. Ich kann spüren, dass es nicht so beabsichtigt war. Was machen wir ohne sie?«
Corbec antwortete nicht. Er hob eine Ecke des Sacks an. Das Mädchen war sehr friedlich und sehr tot. Nur ein junges Mädchen, ein weiteres Opfer des endlosen Krieges. Er legte den Sack wieder zurück.
»Es war nicht so beabsichtigt«, wiederholte Milo.
»Nichts von alledem war beabsichtigt«, knurrte Corbec.
Von draußen drang das Knattern von Handwaffen zu ihnen herein. Domor, Bonin und die anderen gesunden Soldaten im Kellerraum griffen sich ihre Waffen und eilten zum Ausgang.
»Komm«, sagte Corbec, während er aufstand und das Magazin seines Gewehrs überprüfte. »Komm hoch, Milo. Es ist noch lange nicht vorbei.«
Der erste Blutpakt-Krieger, der es in das zerstörte Hab schaffte, war ein massiges Scheusal, noch größer als der gefallene, betrauerte Soldat Bragg. Er kam durch ein Loch in der Ostwand, das Soldat Loff bis vor einem Moment verteidigt hatte.
Der Chaos-Krieger trug eine schwere rostrote Uniform mit stahlverkleideten Stiefeln und eisernen Rüstungsteilen, die um Oberschenkel, Schultern und Bauch geschnallt waren. Sein Gesicht unter dem roten Helm steckte hinter einer schwarzen Metallmaske, einer eisernen Visage in Form eines hakennasigen fauchenden Raubtiergesichts. Die Hände, wulstig vom Narbengewebe des abscheulichen Pakt-Rituals, umklammerten eine Laserpistole und eine gefährlich gekrümmte Hippe.
Loff lag tot auf dem Gesicht in dem Loch, wo ihn ein Hieb der Hippe gefällt hatte. Der Blutpakt-Krieger heulte einen obszönen Kriegsruf und stürmte schießend in das Hab. Andere folgten ihm.
Gaunt ging frontal auf ihn los. Seine herumwirbelnde aufgeladene Klinge, das
Weitere Kostenlose Bücher