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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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aufreizend gesunden Rundungen wurden eben knapp von einem engen schwarzen
Schantungseidenkleid umschlossen — Dior ohne Zweifel. Der V-förmige Ausschnitt
reichte weit genug hinab, um den Ansatz der tiefen Schlucht zwischen ihren
vollen Brüsten erkennen zu lassen, und zudem blinzelte mir von dort ein
Diamantanhänger zu.
    »Beunruhigt
Sie etwas, Lieutenant?« Ihre grüngesprenkelten Augen spiegelten den spöttischen
Unterton ihrer Stimme wider.
    »Sie«,
gestand ich. »Aber ich werde mich daran gewöhnen, wenn ich Sie ein paar Jahre
lang anhaltend angestarrt habe — das glaube ich wenigstens.«
    »Ich
betrachte das als ein Kompliment«, sagte sie ruhig. »Aber war da nicht noch
etwas anderes?«
    »Lily Teal «, erinnerte ich mich. »Sie hat hier gearbeitet.«
    »Ja, das
stimmt.«
    »Sie
ist verschwunden«, sagte ich geistreich.
    »Ich
weiß«, sagte sie. »Das beunruhigt mich nicht nur Lilys wegen, sondern auch
wegen ihrer Schwester Lois — sie arbeitet ebenfalls hier.«
    »Können
Sie mir irgend etwas über Lily Teal sagen?« fragte ich.
    Miss Waring holte tief Luft, und der Diamant rollte sachte in
seine luxuriöse Wiege. »Wenn es darauf ankommt, so weiß man verdammt wenig über
seine Angestellten, Lieutenant. Lily ist ein hübsches Mädchen, aber das sind
sie alle. Sie war eine gute Arbeiterin und eine gute Verkäuferin. — Ich stelle
niemanden an, der nicht beides ist.«
    »Sie
können sich keinen Grund denken, warum sie verschwunden sein könnte?«
    »Leider
nicht.«
    Es
gibt, wenn das auch nicht im Handbuch für Polizeibeamte steht, zwei Möglichkeiten,
Fragen zu stellen — man kann höflich oder grob sein. Bis jetzt hatte mir meine
Höflichkeit nichts eingebracht.
    »Wie
heißt der Zehenspitzenschieicher , der mich hier
hereingeführt hat?« sagte ich.
    »Sie
meinen Douglas«, sagte sie. »Douglas Lane. Ein solch reizender Junge.«
    »Alle
Ihre Mädchen«, sagte ich, »- ich meine diejenigen, die Röcke tragen — , sind so
reizend.«
    »Danke«,
sagte sie kalt.
    »Um
all das Spielzeug zu dem Preis zu verkaufen, zu dem Sie es verkaufen«, sagte
ich, »stellt es sicher einen Aktivposten dar, reizvolle Angestellte zu haben —
die Mädchen, um die männlichen Kunden einzuwickeln, und Douglas, um die
weiblichen zu becircen — zumindest die älteren Damen?«
    »Es
muß an Ihrer Erfahrung als Kriminalbeamter liegen«, sagte sie mit leicht
amüsierter Stimme, »daß Sie so schnell hinter meine Geschäftsgeheimnisse
kommen.«
    »Vielleicht
hat sich einer Ihrer Kunden mit der Zeit mehr für Lily als für die Ware
interessiert?«
    »Das
glaube ich nicht«, sagte sie schnell.
    »Warum
nicht?«
    Sie
zuckte ungeduldig die Schultern — die schwarze Schantungseide kräuselte sich,
und der Anhänger schwang sachte hin und her. »Ich glaube eben nicht, daß solche
Dinge in meinem Laden vorkommen«, sagte sie.
    »Sie
sehen alles andere als naiv aus«, sagte ich. »Warum, zum Kuckuck, sollte das
nicht vorkommen?«
    »Wenn
ja, dann habe ich es nicht bemerkt«, sagte sie.
    »In
Ihrem Büro können Sie es nicht beobachtet haben«, sagte ich, »aber vielleicht
jemand, der sich die ganze Zeit im Laden draußen aufhält. Jemand wie Douglas
Lane vielleicht?«
    »Na
gut«, sagte sie ungeduldig. »Ich werde ihn fragen.«
    »Nicht
nötig — das werde ich selber besorgen.«
    »Zufällig
bin ich die Besitzerin dieses Ladens«, sagte sie eisig, »und er ist mein
Angestellter. Ich werde ihn fragen.«
    »Ich
bin Polizeibeamter«, sagte ich vergnügt, »und infolgedessen werde ich zuerst
alle Fragen stellen, andernfalls werde ich nachprüfen, gegen welche städtischen
Anordnungen Sie hier in diesem Laden verstoßen.«
    »Gegen
welche denn?« Sie knurrte beinahe.
    »Das
weiß ich nicht, bevor ich es nicht überprüft habe«, sagte ich leichthin. »Aber
wenn Sie gegen keine bestehende Verordnung verstoßen, werde ich welche
erfinden. So bin ich eben im Grund meines Herzens — durch und durch fein und
gemein.«
    »Davon
brauchen Sie mich nicht zu überzeugen«, sagte sie.
    »Sie
warten also hier, während ich mit Douglas rede«, sagte ich. »Ich komme wieder
zurück.«
    Douglas umflatterte soeben eine füllige Witwe, als ich in den
Laden zurückkehrte, und überzeugte sie davon, daß ein Paar Diamantclips für den
Preis von 199.95 Dollar einfach geschenkt seien. Ich wartete, bis er den
Verkauf abgeschlossen hatte und die Witwe davongewatschelt war. Dann tippte ich
ihm sachte auf die Schulter.
    Er
zuckte heftig zusammen und fuhr herum.

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