Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
und sprach: »Schwöre deinem Vater ab, Polgara, und folge mir nach. Ich will dich zur Frau nehmen und zur Königin machen über die ganze Welt, und deine Macht soll niemandes Macht nachstehen als der meinen.« *
Doch die große weiße Eule schrie ihm ihren Trotz und ihre Verachtung ins Antlitz.
»Dann macht euch alle zu sterben bereit!« sprach Torak da und erhob Cthrek-Goru und ließ es auf den Schild Brands, des Wächters von Riva, niederfahren. Zahlreich und schwer waren die Hiebe, die sie austeilten, und das Kriegsheer der Angarakaner und die Soldaten des Westens standen voller Staunen da, als sie der Hiebe gewahr wurden, denen kein Sterblicher hätte widerstehen können, denn das Schwert Toraks, das furchtbare Cthrek-Goru, spaltete Felsen, und das große graue Schwert von Brand ließ die Erde erbeben. Und da wußten die Heerscharen, daß sie keinem Zweikampf von Männern, sondern einem Wettstreit von Göttern beiwohnten, und da fürchteten sie sich gar sehr.
Doch der rasenden Wut Toraks vermochte kein sterbliches Fleisch zu widerstehen, und das furchtbare Cthrek-Goru zerhackte und zerhieb Brands Schild, und der Wächter wich zurück unter dem wilden Angriff des Verfluchten. Da heulte der graue Wolf und schrie die schneeweiße Eule wie mit einer Stimme, und diese klang in den Ohren der Zuschauer, als wär's die Stimme eines Menschen, und Brands Kraft ward wiederhergestellt.
Noch so eine Nebenbemerkung, die sich als überaus wichtig erweisen sollte.
UND SEHET:
Der rivanische Wächter enthüllte seinen Schild, und sehet!, in dessen Mitte war ein runder Edelstein eingelassen. Grau war er und annähernd so groß wie das Herz eines Kindes. Und als er Torak gewahr wurde, begann der Stein zu glühen. Und heller und heller flammte der Stein, und der Verfluchte wich zurück vor dem Stein wie einer, der sich einem unerträglichen Feuer gegenübersieht. Und seinen Schild schüttelte Torak ab, und sein Schwert Cthrek-Goru ließ er fallen, und laut schrie er auf und schlug die Hände vor sein Gesicht, um sich vor dem Feuer des Steins zu schützen. Und seine rechte Hand bedeckte sein rechtes Auge, doch sehet!, der entstellte Gott hatte keine linke Hand, und der Stumpf derselben war von einem Feuer geschwärzt, daß kein Sterblicher je erduldet hatte. Und da schlug Brand zu. Mit beiden Händen umfaßte er sein namenloses graues Schwert, so wie ein Mann einen Dolch halten mag, doch weder in die Brünne noch in die Halsberge stieß er dem gräßlichen Feinde das graue Schwert – wußte er doch, daß ein Gott nicht getroffen werden kann außer dort, wo er zuvor schon eine Wunde empfing. Und so führte Brand den Streich gegen das Auge, das nicht war. Und sehet, die Spitze von Brands Schwert traf ihr Ziel und durchdrang das Visier des Verfluchten und bohrte sich in das Auge, das nicht war.
Und Torak schrie auf und umklammerte das Schwert und riß es heraus und warf es von sich. Darauf zerrte der Gott sich den Helm vom Haupte und warf auch ihn beiseite, und die Menschen erblickten die versengte Seite seines Gesichts, die verunstaltet wart, als er das Auge Aldurs erhoben hatte, um die Welt zu zerbrechen. Und dieses Gesicht war gar schrecklich und jenseits aller Worte, und die Angarakaner schauderten zurück, und die Männer des Westens wandten sich ab. Und man sah das Auge Toraks Blut weinen, und da richtete er sich hoch auf und reichte mit seinen Armen bis in den Himmel und schrie aufs neue. Und ein letztes Mal schrie er auf, als er den Edelstein erblick Namen Cthrag-Yaska te, dem er den gegeben und der abermals seine Niederlage besiegelt hatte, und dann, wie ein Baum, der an der Wurzel geschlagen wird, fiel der Dunkle Gott, und die Erde hallte wider von seinem Fall. Und da erhob sich ein großes Geschrei von dem Kriegsheer über den Fall des Verfluchten, und die Angarakaner verzweifelten, war doch ihr Gott gefallen. Dann fielen die Armeen des Westens über die Massen der Kriegerschar her und erschlugen sie. Und die Heerscharen der Murgos auf der Linken und die der Thulls und der Nadraker auf der Rechten flohen in den Fluß, auf daß sie ihr Leben retteten. Doch reißend ist der Arendfluß bei Vo Mimbre, und tief, und das Wasser verschlang sie. Wenige nur entkamen den Fluten und erreichten das andere Ufer, so daß sie durch die Wildnis gen Osten fliehen konnten. Für die Horden der Malloreaner indes gab es kein Entkommen, denn die Armeen des Westens umzingelten sie, und sie wurden erschlagen – wahrhaftig, bis auf den
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