Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
ihres Hochmuts und ihres Trotzes wider seinen Willen, und er verfügte, daß sie zusammen in einem hohen Turme über der Südmauer der Stadt gefangengesetzt würden. Doch die Barone von Arendien hegten wenig Hoffnung und schworen, die beiden würden sich nimmer versöhnen, noch würden sie sich dem Willen Brands beugen.
Brand indes hieß sie, sich in Geduld zu fassen, und wandte sich anderen Angelegenheiten zu.
Und es begab sich, daß die Könige des Westens in dem großen Lager vor der Stadt Vo Mimbre auf der Ebene von Arendien
usammenkamen. Prachtvoll war das Zelt, in
und mächtig waren die Könige.
Und Ormik, der König der stets praktisch denkenden Sendarer,
griff das Wort und sprach: »Sehet
sich versammelt. Könnten wir nicht an diesem Orte jene Streitigkeiten beilegen, die uns entzweit haben, und solcherart der grimmigen Faust des Krieges ein Glück für unsere Königreiche entreißen, welches sie nie zuvor gekannt haben? Lasset uns hier, meine Brüder, an dieser Stätte des Krieges, den Frieden suchen.« Und die anderen Könige staunten ob des gesunden Menschenverstandes des Königs der Sendarer, denn in Wahrheit war er ihnen als ein törichter Mann erschienen.
Doch Rhodar, König von Drasnien, entgegnete und sprach: »Noch nicht beendet ist der Krieg gegen Angarak. Noch hausen nadrakische Garnisonen in den Ruinen von Boktor und Kotu, und finstre Grolim-Priester jagen in den Sümpfen von Mrin die Söhne und Töchter von Dras Stiernacken, um sie auf den Altären des Torak Einauge zu opfern.«
Und Cho-Ram, König von Algarien und Häuptling der Häuptlinge, pflichtete ihm bei und sprach: »Und noch herrscht Krieg in Algarien. Die Feste der Algarier wird von Murgos belagert.«
Doch Eldrig, der weißbärtige König von Cherek, entgegnete und sprach: »Liebe Brüder, dies sind doch Dinge, die Alorien nicht in Bedrängnis bringen. Mit der Vertreibung ungebetener Gäste sollten wir das Kaiserliche Tolnedra, das Edle Arendien oder das Heilige Ulgo nimmer belästigen. Nun, da Torak besiegt ist, mag Alorien sich nach Belieben der jämmerlichen Überreste Angaraks entledigen. Die Könige des Westens stehen hier vor einer größeren Schicksalswende. Das unermeßliche Mallorea hat seine ungezählten Horden gegen uns geschickt, und Murgo und Nadraker und Thull haben uns herausgefordert, und wir haben obsiegt. Mehr als das, wir sind hier, auf dieser Walstatt, Zeugen des Sturzes eines Gottes geworden. Gewiß hatten die anderen Götter dabei ihre Hände im Spiel, und Brand von Riva ist ihr Werkzeug gewesen. Welch besseres Omen könnten wir uns wünschen? Wisset denn, Brüder, ich, Eldrig, König von Cherek, vom Blut und Bein Cherek Bärenschulters, des ältesten der alornischen Könige, schwöre Brand von Riva Lehnstreue als Oberstem Herrn des Westens.« Und er erhob sich und grüßte Brand, Wächter von Riva, mit seiner gewaltigen Schlachtaxt.
Und auch Cho-Ram von Algarien erhob sich und sprach: »Groß ist die Weisheit meines verehrungswürdigen Bruders von Cherek, der uns den Willen der Götter kundgetan. Denn sie leiteten Brand von Riva, als er uns gegen die Horden Angaraks führte, und gewiß leiten sie ihn auch jetzt, da wir uns dem Frieden gegenübersehen. Auch ich, Cho-Ram, Häuptling der Häuptlinge, König der Algarier, Nachkomme des Algar Flinkfuß, schwöre Brand von Riva als Oberstem Herrn des Westens die Lehnstreue.« Und er grüßte Brand mit seinem langen, gebogenen Schwert.
Und da erhob sich auch Rhodar von Drasnien und sprach: »Die Kinder des Bärengottes sprechen mit einer Stimme. Ganz Alorien ist wieder eine Nation und ein Volk. Ich, Rhodar, König des Nordlandes Drasnien, Nachfahre des Dras Stiernacken, schwöre Treue dem Brand von Riva als Oberstem Herrn des Westens.« Und er grüßte Brand mit seinem kurzen, breitschneidigen Schwert. Und es erhob sich Ormik, König der Sendarer, und bekümmert war seine Miene, und er entgegnete und sprach: »Liebe Brüder, Könige des Westens, wahrhaftig ist Brand von Riva ein Mann wie kein anderer unter dieser Sonne. Wer sonst unter uns dürfte sich rühmen, einen Gott erschlagen zu haben? Und ich versichere euch nun, daß ich tun werde, was immer Brand mir befehlen wird. Und wohin er uns auch führt, ich werde ihm folgen – fürwahr, sei es ins Feuer oder ins Wasser. Ich leiste Brand von Riva den Lehnseid, und mit mir ganz Sendarien. Und Sendarien steht mit Alorien da als ein Volk unter der Oberherrschaft Brands von Riva. Aber, liebe Brüder, gibt es
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