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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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bevorsteht. Einer für zwei !“
„Ich würde auch abraten“, sagte der Fahrer ernst. „Die Augen dieses Mannes sind gruselig.“
„Es ist unhöflich. Bitte ihn her“, sagte Ellen bestimmt.
Der Fahrer verschwand wieder in der Lobby. Sanft zog Ellen ihre Hand wieder zu sich.
„Und du halte dein Gefühl einfach noch ein bisschen. Das erhöht die Spannung.“
In der Sicherheit, nur eine kurze Verzögerung hinnehmen zu müssen, bis er sein Ziel erreichte, lehnte sich Ruud zurück. Der Mann, den ihr Fahrer Kaih auf die Veranda führte, überschüttete diese Zuversicht mit einem Kübel Eiswasser. Wimpernschnell durchflackerte Ellens Gesicht eine Sehnsucht. Alles, wofür Ruud die ganze Zeit gekämpft hatte, flog nun in einer einzigen Sekunde diesem Fremden zu.
„Guten Abend. Ryland ist mein Name. Martin Ryland“, stellte sich der Mann vor. Ellen erhob sich und gab ihm ihre Hand.
„Ellen Sandler. Und das ist Ruud van Thijs.“
„Amerikaner also“, murrte Ruud, der demonstrativ sitzenblieb. „Darf man fragen, woher aus den Staaten?“
Plötzlich erkannte Leonard seinen Fehler. Für die falsche Existenz als Martin Ryland hatte er sich keine Legende zurechtgelegt.
„Newport“, antwortete er knapp. Der Mann, der Ruud hieß, brachte ihm eine spontane Antipathie entgegen. Sein mürrisches Verhalten stand im Widerspruch zu seiner Erscheinung. Ein kräftiger Typ mit dichtem Blondhaar. In dem jungenhaften Gesicht glänzten lustige Augen. Ein Mensch, dem man ohne weiteres die Aufsicht über seine Kinder anvertraut hätte.
„Miss Sandler“, sagte Leonard und wandte sich der Frau zu, „ich habe gehört, Sie leiten eine archäologische Expedition.“
„Nicht direkt eine archäologische. Wir erstellen eine Liste der schützenswerten Heiligtümer des Landes. Ruud ist für das Fotografieren zuständig.“
„Newport?“, fragte Ruud und fixierte Leonard. „Ich bin oft in den USA gewesen. Welches Newport? Das in Missouri oder das in West-Virginia?“
Ihn beschlich das Gefühl, der Holländer würde Verdacht schöpfen. Er musste es riskieren. Es gab sicher an die zwanzig Newports in den Vereinigten Staaten. Überall konnte der Typ nicht gewesen sein.
„Newport, Ohio.“
Der Holländer brummelte nur.
„Weshalb wollten Sie mich sprechen, Mister Ryland?“
Verwundert registrierte Leonard den Kontrast zwischen der Muffeligkeit des Holländers und der fröhlichen Offenheit, mit der Ellen ihm begegnete. Sie war ungefähr in seinem Alter, dunkles Haar, lichtgraue Augen. Wie die satte Bräune ihrer Haut belegte, hielt sie sich schon länger in den Tropen auf.
„Es ist eine Privatangelegenheit. Einer meiner Verwandten ist hier im Krieg gefallen. Lieutnant James Ryland. Sein Grab soll sich weiter oben im Norden befinden. Es liegt mir viel daran, es zu finden.“
In Gegenwart der jungen Frau wollte das Lügen nicht so rund über seine Lippen kommen. Deshalb war er froh, es wenigstens mit einer Halbwahrheit schmücken zu können.
„Ich tue es für meine Eltern.“
„Sie klingen nicht wie ein Amerikaner“, brach Ruud dazwischen. „Ihrer Aussprache nach zu urteilen stammen sie aus England. Südengland, um genau zu sein.“
Ellen reagierte verärgert und warf dem Holländer ein paar Worte zu. Kurz und heftig verteidigte sich Ruud. Da Leonard weder deutsch noch holländisch verstand, entging ihm, in welcher Sprache sie stritten.
„Sie haben recht, Mister van Thijs“, warf er ein. „Ich bin aus England. Als meine Eltern in die USA übersiedelten, war ich drei oder vier. Sie haben mich noch wie daheim aufgezogen. Very british , sozusagen.“
„Interessant.“
Die Fröhlichkeit nahm wieder Besitz von Ellen.
„Und um ehrlich zu sein, auch beruhigend. Ich kann Amerikaner im Grunde nicht ausstehen.“
„Geht mir genauso“, sagte Leonard.
Ruud verzog das Gesicht, als könne er auch Engländer nicht ausstehen, die in den USA aufgewachsen sind.
„Das Problem ist, mir fehlt die Zeit, um in den Norden zu gelangen“, setzte Leonard wieder an. „Man sagte mir, Sie sind schon zwei Monate im Land. Vielleicht kennen Sie eine Möglichkeit, meine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern.“
„Damit sieht´s aber ziemlich bescheiden aus.“
Seinen Einwurf versah Ruud mit unverhohlener Schadenfreude. Ellen ging darüber hinweg und überlegte. Dann unterhielt sie sich kurz mit dem Burmesen.
„Ich kann es versuchen, Mister Ryland. Kaih, unser Fahrer, wird sich erkundigen.“
Nachdem er Ellens Instruktionen

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