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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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einen Tempel zu Ehren des Schwarzen Buddha. Und in seiner Weisheit verbarg er den Überfluss seines Volkes darin, um nicht den Neid anderer wach zu rufen. Auf wundersame Weise überlebte Thian-o-Li alle Männer, Frauen und Kinder seiner Sippe. Aber so sehr er sich danach sehnte, das Schicksal versagte ihm, eigene Nachkommen zu zeugen. Die Blüte des Stammes der Chu-Po stand noch bevor. Der Anfang ihres Aufstieges war jedoch gleichzeitig das Ende seines Blutes. Nichts ist für ewig und alles unabwendbar.
Dem Captain gelang es kaum, das Feuer, das sich in seinem Innern entzündet hatte, unter Kontrolle zu halten. Mein Eindruck verstärkte sich, als ich die Geschichte abschloß. „Thian-o-Li rief den besten Schmied, einen Schlüssel anzufertigen und ihn mit dem Stein zu versehen. Dieser Schlüssel zeigte den Weg. Damit könnte durchaus ein Dolch gemeint sein. Denn das absolut erstaunliche ist: Der alte Geistheiler in Thenasserim hat diesen Stein sehr genau beschrieben, seine Zeichnung, den Schliff, die Größe, die außerordentliche Klarheit.“
Ich nahm Conleys Zeichnung zur Hand. „Es ist bis ins kleinste dieser dort auf dem Griff des Dolches.“
Für einen Moment dachte ich, der Captain würde in einen Jubelschrei ausbrechen. Mit äußerster Mühe bremste er sich, wandte sich ab und murmelte: „Dorthin führt er also.“
Abrupt bat er mich, zu gehen. Er müsse sich um eine Depesche kümmern, nach der der Rebell Bo Sai mit seinen Männern Richtung Pagan zog. Dieser Grund klang mir deutlich vorgeschoben. Captain Conley verschwand in seinem Bungalow, den er, so sagte mir sein Bursche Min Naing später, bis zum frühen Morgen nicht mehr verließ. Der junge Burmese hielt vor dem Bungalow Wache und aus dem Innern vernahm er die halbe Nacht Flüstern. Das Verhalten Conleys und das, was seine Männer über ihn erzählten, erhärteten den Verdacht, der mir schon früher Kopfzerbrechen bereitet hatte. Aber warum log er mich an? Denn Captain Blackford Conley besaß nicht nur die Zeichnung. Die mochte er sogar selbst angefertigt haben. Wie auch immer er dazu gekommen war: Er besaß diesen Dolch!

Kapitel 26
    Januar 1988, Rangun, Burma
    Obwohl ich mit dem Rücken die Tür noch berührte, war mir, als befinde sich jemand direkt hinter mir. Und eine Stimme flüstere mir in das Ohr. In einer fremden Sprache. Mir klang es auf eine sonderbare Weise „älter“. Es war lächerlich, dennoch drehte ich mich um. Nun allerdings erklang das Wispern der Stimme aus der anderen Richtung, aus dem Innern des Zimmers. Auf dem Tisch! Ich war sicher, den Dolch fest eingewickelt in ein Fell darauf abgelegt zu haben. Nun aber schimmerte er dort, zur Hälfte aus dem Bündel ragend. Als wäre er von selbst herausgekrochen!
B.C.
„Wer ist B.C.?“
Die Frage holte Leonard in den Tag. Nachdem er eine Weile Ellen zugehört hatte, wie sie unter der plätschernden Dusche ein Lied summte, war er wieder weggedöst. Jetzt drehte er sich um. Ihm den Rücken zugewandt stand sie am Tisch und rubbelte sich die Haare trocken. Kurz verlor er sich in den Kurven ihrer Hüften und den Rundungen unterhalb davon. Die Hitze ihrer gemeinsamen Nacht wallte für einen Moment wieder auf. Schlaff erhob er sich.
„Mmh?“
„B.C. Wer ist das?“
Er schluckte den Ärger hinunter. Die unverhoffte Entwicklung des Abends hatte ihn vergessen lassen, das ganze Zeugs in der Schublade zu verstecken. Wie viel mochte sie davon gelesen haben?
„Conley. Blackford Conley. Ein Mann, der in derselben Einheit war wie Lieutnant Ryland.“
Er sprang aus dem Bett, trat hinter sie und umfasste ihre Hüften. Die Augen geschlossen drückte sie ihm ihr Becken entgegen. Rasch überprüfte er den Stapel Papiere. Die umgedrehte Zeichnung lag noch oben. Sie konnte kaum mehr als Conleys Initiale auf einer hervorgerutschten Notiz gelesen haben. Ellen bewegte ihr Becken, in der Absicht, ihn zu erregen. Obwohl er die gleiche Lust verspürte, löste er sich von ihr. Er beschloss, Abstand zu ihr einzuhalten. Es war ihm unangenehm, ihre Nähe genießen zu dürfen und sie gleichzeitig anlog, sich für jemand anderen ausgab.
„Ich hab einen Mordshunger“, wich er aus. Sein Zwiespalt versteckte sich unsichtbar für Ellen hinter diesen harmlosen Worten. Sie warf sich ihr Kleid über, nahm ihre Wäsche und ging zur Tür.
„Beeil dich. Ich seh nach, ob´s überhaupt noch was zu essen gibt.“
Lachend öffnete sie die Tür und stolperte über eine am Boden liegende Gestalt.
„Du liebe

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