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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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bezweifle allerdings ...“
Sie hielt kurz inne.
„Am besten, du siehst es dir selbst an.“
Sanft schob sie ihn durch die Tür des Bungalows ins Freie. Jenseits der Veranda sank die Sonne rotgolden hinter dichtem Dunst. Mochte das, was sich vor Leonards Augen ausbreitete, anderen einen Hauch von Unendlichkeit vermitteln. In ihm erzeugte es ein schmerzhaftes Gefühl des Verlorenseins.
„Das ist ja unfassbar!“
Die Reihe der Holzhäuschen stand auf einem Hügel. Hinter ihnen zog sich das Hauptstromkabel des Landes entlang, der mächtige Irrawaddy-Fluss. Vorn breitete sich eine endlos scheinende, rotsandige Ebene aus, durchsetzt mit fahlgrünen Dornbüschen. Im Goldglanz der Sonnenstrahlen, wie hinter einer Weichzeichnerlinse, lagen die Tempel verstreut wie Spielsteine der Götter. Ellen gewährte ihm einen Moment. Ihre Worte nahmen ihm den Rest an Zuversicht.
„Ihre Zahl schwankt je nach Quelle. Die momentan verlässlichste spricht von etwa 3000.“

Kapitel 32
    Aufzeichnungen des Reverend Willet, 15. April 1888
    Gleich, nachdem wir Pagan erreicht hatten, musste ich mich wegen eines Mißgeschicks ins Lazarett begeben. Ich bin schon auf allen möglichen Kreaturen geritten, Kamelen, Yaks und Eseln. Daß ich nun ausgerechnet von einem Packpferd Ihrer Majestät abgeworfen wurde, mutet wie ein Scherz an. Zu meinem Glück wurde lediglich mein linker Unterarm in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch werde ich die nächsten Wochen mit einem Verband herumlaufen müssen. Captain Conley erkundigte sich mit Sorge nach meinem Befinden. Hätte ich um die Toten im Bambuswald bereits gewußt, wäre es ihm niemals gelungen, sich erneut in mein Vertrauen zu schleichen. So blieb mir wieder nur blankes Erstaunen, als er mir zeigte, was er außer der Stele noch dort gefunden hatte. Zwei goldene Bänder, die zusammengelegt eine Landkarte ergaben. Und, was nur als sensationell bezeichnet werden kann, eine dreidimensional gestaltete. Die Goldbänder trugen verschiedene Gravuren. Einige davon waren mit solchen auf Conleys Kriszeichnung identisch. An den vier Ecken dieser goldenen Landkarte gaben die Gravuren die Himmelsrichtungen an. Eine schlangenartige stand für einen Fluss. Den Irrawaddy, wie ich vermutete. Andere repräsentierten Landmarken, Berge oder wahrscheinlicher Gebäude. Acht Punkte identifizierte ich als Sternbild. Seine Anordnung nahm Bezug auf die Landmarken. Diese wiederum stellten eine exakte, auf der Erde nachgebildete Entsprechung des Sternbildes dar.
„Denkt man sich eine vertikale Linie, so ist der Stern der Zenit dieser Linie und der Punkt am Boden sein Gegenpol, der Nadir“, erläuterte ich. „Und ich bin mir sicher. Einer der Sterne zeigt auf den Tempel des Thian-o-Li. Die Frage allerdings ist, welcher davon. Und man müsste wissen, an welcher Stelle das Sternbild zu suchen ist.“
Zum ersten Mal brach Captain Conley in Begeisterung aus: „Versuchen wir es mit dem Himmel über Pagan!“

Kapitel 33
    Februar 1988, Bagan, Burma
    Sterne. Die Punkte auf der Klinge sind Sterne. Sie leuchten im Dunkeln. Das Eisen selbst, tiefschwarz, erzeugt indes die Illusion, als versinke man in einen bodenlosen Abgrund. Bo Sai, dieser Drecksack. Ich bin dein gottverdammter Albtraum! Hab ihn erwischt. Drei Kugeln, in seine Brust. ICH bin dein gottverdammter Albtraum. Das war das letzte, was er auf dieser Welt gehört hat. Wen kümmert das noch? Thian-o-Li. Es sind neun Sterne! Nicht acht, wie auf den Goldbändern. Ich weiß jetzt, wo ich suchen muss.
B.C.
    3000! Völlig ausgeschlossen, die eine zu finden. Leonard saß auf der Veranda seines Bungalows. Unter ihm breitete sich das Meer der Tempel und Pagoden aus. Unübersehbar, in jeder Form und Größe. Von zierlichen, tiefrot schimmernden Ziegelpyramiden bis zu mächtigen Prachtbauten, die sechzig Meter in den diesigen Himmel ragten. Errichtet aus weißem Stein, mit imposanten Vorhallen und gekrönt von vergoldeten Kuppeln. Nur das Geklingel unzähliger Glöckchen klang herauf. Ein magischer Ort, aus der Zeit gefallen. Und er war hier beinahe an einer Giftattacke krepiert. Angestrengt überlegte Leonard, wer dahintersteckte. Der Kreis der möglichen Attentäter beschränkte sich auf seine unmittelbare Umgebung. Kaih, Nini, Ruud und: ja, auch sie. Ihn vergällte ein finsterer Verdacht. Hatte er ihr zu viel verraten? Wollte sie das Geheimnis an sich reißen?
Du Idiot, schoss es ihm durch den Kopf. Sie wäre gar nicht dazu fähig. Weil sie ...
Nur zögerlich näherte er sich

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