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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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unterschiedliche Elemente zugeordnet.“
„Soweit ich weiß, stammt das Amulett von hier.“
„Das erleichtert die Sache. In Burma weist Wasser auf die Himmelsrichtung Westen.“
Kurz sann er über den Widerspruch in der Darstellung nach.
„Wie gesagt, sehr ungewöhnlich. Sehen Sie sich die Figur auf der Vorderseite an, die dem Betrachter abgewandt ist. Es kann nur eines  bedeuten. Der Buddha schaut nach Westen.“
„Warum ist das ungewöhnlich?“
„Nun, zunächst einmal ist es sehr unhöflich von dem Erleuchteten, uns einfach den Rücken zuzudrehen.“
Herzhaft lachte Namdring auf und Leonard kam es vor, als bereite sich der Mönch mit seinen Scherzen selbst ein Vergnügen.
„Das eigentlich merkwürdige ist der Schluss, den man daraus ziehen muss“, fügte er mit ernsterer Miene hinzu. „Ist nur ein einziges Bildnis des Buddha dargestellt, so wendet sich dies stets nach Osten, in den Sonnenaufgang. Diese Richtung symbolisiert das Werden, das Leben, die Auferstehung. Unser kleiner Freund hier hängt sehr düsteren Gedanken nach. Denn der Westen ist die Richtung des Unterganges und des Vergehens. Er blickt in das Reich der Toten.“
Die letzten Worte des Mönches tauchten Leonard in ein eisiges Bad. Das unbekannte Land. Das Reich der Toten. Hier stieß er wieder auf den Beginn all der rätselhaften Ereignisse, die ihn hergeführt hatten. Ihm schwirrte der Kopf, die Knie weichten auf und er fühlte, wie sich eine formlose Bedrohung näherte.
Ellen platzte ins Zimmer mit überirdischem Leuchten in den Augen und wischte seinen Schwindel beiseite.
„Martin. Es ist einfach unglaublich!“
Es versetzte ihm einen Stich, dass sie ihn wieder mit einem Namen anredete, den er sich von jemandem geliehen hatte. Er selbst zwang sie dazu. Es drängte ihn, ihr die Wahrheit zu sagen. Sobald das alles vorbei war. Offenbar missinterpretierte sie seinen ernsten Ausdruck.
„Entschuldigung“, sagte Ellen. „Geht´s dir gut?“
„Alles okay. Mach dir keine Sorgen“, beschwichtigte er. „Erzähl.“
Sofort glühte sie wieder auf.
„Es gibt in der Nähe ein Museum. Und da ist es. Das Bruchstück einer alten Inschrift. Niemand kannte deren Bedeutung. Außer, dass sie auf einen alten Pyu-Kult Bezug nehmen könnte. Es fehlte nur jeder Beweis.“
Bei der Erwähnung des Namens jenes Altvolkes horchte Namdring auf. „Sagten Sie gerade Pyu, Miss?“
„Ja, wieso?“
„Das ist nur zufällig mein Spezialgebiet. Deswegen bin ich hier. Bagan ist die älteste Pyu-Siedlung. Sie haben den Buddhismus ins Land gebracht. Lange, bevor die Burmesen eingewandert sind.“
„Dann hören Sie gut zu“, fuhr sie fort, beide Männer anstrahlend. „Ich habe dem Museumsleiter die Fotografie gezeigt. Die von der Steintafel. Das Bruchstück im Museum stammt von dieser Stele. Der Rest der Tafel ist nie gefunden worden. Aber jetzt, mithilfe der Fotografie, können sie die ganze Inschrift entziffern. Es ist, was Ruud gesagt hat. Eine Sensation!“
„Was sagt die Inschrift?“
„Das dauert noch. Der Museumsleiter meint, er müsse erst mal seine Kenntnisse wieder auffrischen.“
    Dann stürmte Ellen auf den M önch zu und ergriff seine Hände.
„Aber wenn es Ihr Spezialgebiet ist, lieber Namdring, dann könnten Sie ihm doch helfen.“
„Gern.“
Seine Miene verquälte sich, als hätte man ihm auf den Fuß getreten. Sacht befreite er seine Hände.
„Ich würde mich freuen.“
„Oje“, stöhnte Ellen auf und deutete eine Verbeugung an. „Entschuldigen Sie.“
Erst später erfuhr Leonard den Grund dafür. Die Etikette untersagte Frauen, Mönche zu berühren. Da er die Euphorie über ihre Entdeckung verstand, verzieh Namdring ihr den Fauxpas.
„Ist das nicht Wahnsinn?“
Leonard teilte ihren Enthusiasmus. Die Stele brachte ihn womöglich einen wichtigen Schritt voran. Andererseits geschah dies in aller Öffentlichkeit. Dieser Rummel war ihm nicht nur unangenehm, er konnte auch gefährlich werden. Er schlüpfte in seine Hose, trat auf Ellen zu, legte seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie zur Tür. Damit wollte er verhindern, dass sie noch mehr ausplauderte. Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig. Instinktiv begriff sie sein Manöver, ohne sich erklären zu können, warum Leonard sich so verhielt. Doch sie senkte ihre Stimme.
„Einige Zeichen der Inschrift deuten tatsächlich auf einen geheimen Kultplatz. So viel hat der Museums-Mann schon rausbekommen. Vielleicht ist damit wirklich deine komische Pagode gemeint. Ich

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