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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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mich auch nicht gebracht.“ Durch ihr Mitgefühl ermutigt wagte er den Versuch, sich seiner düsteren Gier zu nähern.
„Meine Eltern waren auf der Suche nach diesem Tempel. Die Pagode des Schwarzen Buddha. An diesem Ort ist die Lösung für alles versteckt. Vielleicht auch für das Rätsel meiner Bestimmung. Sie glaubten daran. Sie wurden deswegen ausgelacht, aus den Fachkreisen verbannt. Sie sind letztlich dafür gestorben. Ich musste es versuchen, ihretwegen.“
„Ich verstehe dich. Ganz sicher hätte ich es genauso gemacht.“
„Es gibt diesen Ort. Es gibt andere, die auch davon überzeugt sind. Was dort verborgen liegt, ist es ihnen wert, zu morden.“
„Dass die anderen, von denen du gesprochen hast, diese Pagode suchen, geht in meinen Kopf“, wandte Ellen ein. „Aber Namdring, oder Arundhavi, wie er ja wohl heißt; er ist definitiv kein buddhistischer Mönch. Aber er verfügt über enormes Wissen, was all dieses okkulte Zeugs angeht. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, als sei er selbst ein Angehöriger dieses alten Kultes.“
„Ganz bestimmt ist er das.“
„Wenn er dazugehört, müsste er dann nicht wissen, wo dieser dunkle Tempel steht?“
„Die Sache ist ziemlich verworren. Und ich kenne nur Bruchstücke“, entgegnete Leonard. „Arundhavi ist ein Schamane. Wie die beiden anderen, Nodo und Gandring, die getötet wurden.“
„Ein weiteres Indiz, dass er dem Kult angehört.“
„Denk an seine kleine Abschiedsrede in dem Untergewölbe. Er sprach davon, nicht alles sehen zu können. Und ich hätte ihn auf die richtige Spur gebracht. Er meinte das, was ich gefunden habe. Das, was einst Blackford Conley besaß. Dieser Mann hat den Kris gestohlen. Ich nehme an, er hat damit die Kette des Wissens unterbrochen. Der Dolch ist seitdem verschwunden, alle, die davon wussten, tot. Conley hat den ganzen Kult ausgelöscht, das Geheimnis sprichwörtlich mit ins Grab genommen.“
„Eine Erklärung dafür, dass man bisher nirgendwo davon gehört hat.“
„Das klingt jetzt vielleicht absurd“, fuhr Leonard fort. „Ihre außerordentlichen Fähigkeiten als Schamanen haben Arundhavi und seine beiden Brüder sicher in eine Menge obskures Zeugs eingeweiht. Auf dieses eine Rätsel aber stießen die drei erst bei dem Ritual, das meine Eltern beschrieben. Wenn ich nur wüsste, was sie dort ...“
Die Last drückte ihn nieder.
„Ich habe immer geglaubt, sie wären nicht in der Lage, mir gegenüber tiefe Liebe zu empfinden. Aber sie haben diesen Voodoo-Kram meinetwegen inszeniert. Unter all dem Wahnsinn, der aus ihrem Brief drang, lag ein herzlicher Ton, der Wunsch, mir nahezukommen.“
In diesem Moment sackte die bittere Erkenntnis in seine Seele.
„Es war mein Fehler. Ich habe mich nie auf sie eingelassen. Mich von ihnen abgewandt, schon als Kind. Ich schulde es ihnen, ihr letztes Geheimnis zu lösen. Und jetzt ist es vorbei.“
„Wir dürfen nicht aufgeben. Du darfst nicht aufgeben.“
Dann wandelte sich ihr Ausdruck zu wilder Entschlossenheit. Mit der Geschwindigkeit von Gewehrkugeln stieß sie ihre Gedanken aus.
„Zuallererst müssen wir hier raus. Wir sind weder in Rangun noch in Mandalay. Das ist zunächst mal ein Vorteil.“
Sie zeigte nach oben, auf den Spalt zwischen Dachsattel und Wand, wo sich die lichthelle Färbung ins Blauschwarze wandelte.
„Dämmerung. Ich nehme an, das ist der Grund für unseren Zwischenstopp. Wahrscheinlich sollen wir erst morgen weitertransportiert werden.“
„Was können wir deiner Meinung nach tun?“
„Das, was in neun von zehn Fällen funktioniert. Bestechung. Wenn sie uns in eines der zentralen Gefängnisse abliefern, ist es zu spät. Den ganzen Apparat zu schmieren, ist unmöglich. Wir müssen hier verhandeln. Wo wir es nur mit einer Person zu tun haben. Und zwar der Ranghöchste.“
„Ich bin sicher, der biestige Offizier legt keinen Wert auf Verhandlungen.“
„Eine Frage der Summe“, sagte sie trocken. „Wir müssen ihn nur überzeugen, dass er das Geschäft seines Lebens macht.“
Schritte näherten sich, klackend wurde ein Schlüssel ins Schloss gesteckt.
„Lass mich das machen“, flüsterte Ellen.
Die Tür wurde aufgestoßen und der Rahmen vollständig von einer wuchtigen Gestalt ausgefüllt. Zu groß und zu breit für einen Asiaten. Die Erscheinung brachte für Leonard einen beunruhigenden Gedanken mit. Woher kannten sie seinen richtigen Namen?
Seine Frage beantwortete die sachliche Stimme der zweiten Gestalt, die hinter dem

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