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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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da ausgesucht für euer Picknick“, sagte er. „Seht aus, als könnt ihr ´n Schluck vertragen.“
Der fünfzigjährige Mann besaß die Statur eines Jockeys, lachende Augen in einem dunkelbraun gebrannten Gesicht. Im Schatten unter einer Tragfläche versorgte er die drei zerzausten Ankömmlinge mit Wasser und einer Mahlzeit.
„Lillifield“, stellte er sich vor, „Ashton Lillifield. Und das ist meine Frau, Lo. Keine Ahnung, wie sie richtig heißt. Sind erst elf Jahre verheiratet.“
Aus der Bombenluke ragte der Kopf einer dunkelhäutigen Frau. Salopp grüßte sie und verschwand wieder im Innern. Ellen gab dem erstaunten Lillifield einen Kurzabriss und verschwieg dabei sowohl die Hintergründe, als auch, bei wem es sich um ihre Entführer handelte.
„Verflucht noch eins“, meinte Lillifield. „Ihr kommt von dem alten Horchposten? Da habt ihr aber verdammtes Schwein gehabt.“
Auf dem Plateau, auf dem sie Kavenay gefangen gehalten hatte, sollte vor Jahren eine Radarstation gebaut werden, erzählte Lillifield. Später gab die Regierung die Pläne jedoch auf. Die drei Hütten, ehemalige Unterkünfte für die Vermessungsingenieure, lagen mitten in dem Massiv der braunen Berge. Mit Fahrzeugen erreichte man die Anhöhe nicht und zu Fuß benötigte man zur nächsten Siedlung über eine Woche durch das unwegsame Gelände. Lillifield bezweifelte, dass es ohne Hilfsmittel überhaupt zu schaffen wäre.
„Natürlich, das ist es“, sagte er, von einem Einfall angesprungen.
Er fummelte in einer Tasche herum, fischte einen Militärkompass hervor und drückte ihn Leonard in die Hand.
„Kann man immer brauchen. Falls ihr noch mal in so ´ne verzwickte Situation geratet.“
Leonard betrachtete die Beschriftung auf der Unterseite des Gerätes.
„In letzter Zeit taucht viel Zeugs aus chinesischen Armeebeständen auf“, sagte Lillifield verschmitzt und zwinkerte dabei mit einem Auge. Übergangslos nahm er den Faden der Unterhaltung wieder auf.
„Mit ´nem Hubschrauber ham´ sie euch hergebracht.“
Ellens abenteuerliche Geschichte glaubte er aufs Wort. Sein Leben war bis an den Rand gefüllt mit solchen Episoden.
„Meine Leute haben einen gesichtet. Vor zwei Tagen. Dachte schon, die verdammte Miliz wär uns auf die Schliche gekommen.“
Hinter diesem Satz verbarg sich der Grund für Lillifields Anwesenheit in dieser Einöde.
Schon als Vierzehnjähriger hatte er das Fliegen gelernt. Sein Vater, Mitglied einer neuseeländischen Kunstflugstaffel, brachte es ihm bei. Unfähig, ein geregeltes Leben zu führen, verließ Lillifield seine Heimat sechs Jahre später und setzte sich seitdem auf dem ganzen Globus in alles, was Flügel und einen Motor besaß. Er transportiere Post in der kanadischen Provinz, versorgte Ölarbeiter-Camps in Alaska, kutschierte Touristen in Kenia. Bis ihm in einem Kaff in Kaschmir die alte Blenheim in die Hände fiel, die in einem vergessenen Hangar vor sich hindöste. Zusammen mit einem Partner zog er ein Transportunternehmen auf, das, wie er andeutete, gelegentlich die Grenzen der Legalität überschritt. Sein Partner setzte sich schließlich in Thailand zur Ruhe. Dort lernte Lillifield seine spätere Frau kennen, eine Angehörige der Kayin-Minderheit aus dem burmesischen Süden. Über die folgenden Jahre hielt er sich bedeckt. Ohne Zweifel jedoch war aus dem gelegentlichen Überschreiten der Legalität eine permanente Schmugglertätigkeit geworden. Welche Ware er von wo nach wo schaffte, behielt Lillifield für sich. Seine schwer zugängliche Landebahn nahm die Stellung eines Umschlagplatzes ein. Er führte sie zur Nordseite des Plateaus. In engen Serpentinen fiel dort ein Ziegenpfad bedrohlich steil in die Tiefe und verlor sich unten in einem Tal. Unterhalb des spitzen Felskegels, unter braunen Matten verborgen, warteten Kisten darauf, abgeholt zu werden. Von denen, die er seine Leute nannte. Männer, die den Mut aufbrachten, den schwindelerregenden Pfad auf Mauleseln hinaufzukommen. Lillifield und seine Frau waren ebenso waghalsig veranlagt. Die Maschine auf dem schmalen Plateau zu starten und zu landen, grenzte an Selbstmord.
„Geht nur mit meiner Loretta. “
Lillifield strich dabei mit einer Hand einen der geschwungenen Propellerflügel entlang, in einer zarten Bewegung, wie er es sonst wohl nur mit der Hüfte seiner Frau tat.
„´Ne alte Tante. Hab Teile des Metallrumpfes durch ´ne Bespannung ersetzt. Macht sie um einiges leichter.“
Dann rief er Worte in einer fremden

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