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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Sprache in die Luke hinein. Kurz darauf krabbelte seine Frau daraus hervor, mit einer Karte in der Hand. Obwohl zierlich wie die meisten Asiatinnen, überragte Lo ihren Mann um zwei Köpfe. Leonard wunderte sich über dieses merkwürdige Gespann und das Schicksal, das die beiden auf verwinkelten Pfaden zueinandergeführt hatte.
„Nach Than Mon wollt ihr?“
Lillifield schlug die Karte auf.
„Knifflige Gegend. Kann euch in der Nähe von Hakha absetzen. Liegt sozusagen auf unser´m Weg, ´ne Tagesreise südlich von Than Mon.“
Diese unverhoffte Möglichkeit setzte bei ihnen genug Adrenalin frei, um sie wieder auf die Beine zu bringen.
„Wird aber ´ne wackelige Sache. Müssen da im Dunkeln runter. Ihr versteht?“
Dabei tippte er seinen ausgestreckten Zeigefinger an einen Nasenflügel. Dankbar schüttelte Leonard dem unerschrockenen Piloten die Hand. Dem jämmerlichen Tod in dieser absurden Mondlandschaft waren sie entkommen.
„Wie ist das möglich?“, flüsterte Ellen in sein Ohr.
„Wie ist was möglich?“
„Die Chance, auf dieses Plateau zu stoßen, standen eins zu, was weiß ich, tausend. Wir sind nur hier, weil du diesen Weg eingeschlagen hast. Ohne Plan, ohne die geringste Ahnung, wo wir uns befanden. Im Fieberwahn, weil dir eine bloße Einbildung die Richtung gezeigt hat. Wie ist das möglich?“
„Intuition vielleicht.“
„In der Nacht hast du vor dich hingemurmelt. Du hast von der Erscheinung gesprochen, von einer alten Frau. Du nanntest sie Suanh.“
Trotz der Hitze zeigte sich eine Gänsehaut auf ihrem Unterarm.
„Etwa die Suanh, deren Knochen du in dem gelben Haus gefunden hast?“
„Verrückt“, entgegnete er stockend. „Das ist völlig verrückt. Das muss ein Traum gewesen sein. Wir hatten einfach Glück. Sagenhaftes Glück. Und wir brauchen noch mehr davon.“
Auf sie wartete ein meilentiefer Schlund, der am Ende der Startbahn gähnte und den geringsten Manövrierfehler mit dem Tod bestrafte. Die Landung dürfte ebenso brenzlig werden. Lilliefields Schmugglerpisten hatten nicht einmal Ähnlichkeit mit einem Flugfeld. Zudem lag Hakha in einem Hochtal, umgeben von Zweitausendern.
In den Gesichtern der beiden Frauen las Leonard nur schiere Freude, überlebt zu haben. An das Kommende verschwendeten sie keinen Gedanken. Sie würden es tun, wenn es soweit war. Lillifield rollte die alte Bristol mit sprotzenden Motoren zur Felsspitze, um die gesamte Bahnlänge auszunutzen. Nur eine Frage beherrschte Leonard. Sowohl Arundhavi als auch Kavenay besaßen einen gewaltigen Vorsprung. Konnten sie ihn in dieser alten Kiste aufholen?

Kapitel 48
    Die Anreise kostete Arundhavi volle drei Tage. Er hätte noch länger gebraucht, aber der Zufall half ihm. In Hakha traf er zwei Milizangehörige, die das gleiche Ziel hatten. Den Respekt und das Vertrauen ausnutzend, das man Mönchen entgegenbrachte, überredete er sie, ihn mitzunehmen. Noch vor Dämmerungseinbruch brachen sie auf und heizten den Army-Jeep die Nacht hindurch über die grauenvolle Piste hinauf nach Than Mon. Am frühen Morgen kurz vor Sonnenaufgang erreichten sie es.
Arundhavi mietete sich in einer heruntergekommenen Herberge ein. Er gönnte sich nur eine Stunde Schlaf, aus dem ihn unsanft das Geknatter eines Hubschraubers weckte. Nach einer kurzen Morgenwäsche suchte er den Gastwirt auf. Ohne Hast und in freundlichen Worten fragte er ihn aus. Er gab vor, die Geschichte eines Engländers zu untersuchen. Dieser Mann habe sich um die Jahrhundertwende bei der Erforschung des Buddhismus einen Namen gemacht, und er sei hier begraben. Zu seiner Freude wurde ihm die Suche erleichtert. Der Wirt erzählte ihm, die Chin seien im vergangenen Jahrhundert zum Christentum konvertiert. Deshalb nutzte man in Than Mon einen einzigen Friedhof, der sowohl den Einheimischen als auch den ehemaligen Kolonialherren als letzte Ruhestätte diente. Das Grab könne sich also nur dort befinden. Den Friedhof finde er eine gute Viertelstunde Fußweg außerhalb des Ortes.
Zunächst würde er den Zustand von Conleys Grab überprüfen. Später wollte er besorgen, was er für eine heimliche Grabung brauchte.
Der Weg führte im Schatten blühender Bäume einen Hang hinauf. Arundhavi schlenderte über den Schotterpfad, genoss die Kühle des Morgens und gab sich seinem Triumph hin. Auf einer Anhöhe schlief das von einer hüfthohen Mauer umgebene Geviert des Friedhofes in der Frühsonne. Ein Drittel des Geländes bedeckten schlampig angelegte Reihen mit

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