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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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ihr Dasein als Taxifahrer, unterbezahlte Dorfärzte oder wie dieser als Untergrundkämpfer. Seine Bildung schloss, wie sich herausstellte, ein taktisches Geschick im Guerillakrieg ein. Und das erhob ihn zum Anführer des Trupps. Leonard zeigte ihm Ellens Papiere der Burma Archeaological Society und bekräftigte, sie seien keine Spione, sondern auf der Suche nach heiligen Stätten.
„Tempel und Pagoden und andere Heiligtümer.“
„Tempel?“, fragte der junge Mann argwöhnisch. „Hier gibt es keine Tempel.“
„Haben wir auch festgestellt. Leider zu spät“, log Leonard.
Die flinken Augen des Anführers wischten über das Papier. Dann musterte er Nini.
„Und das da ist dann Miss Ellen Sandler? Eine Deutsche?“
Er grinste höhnisch. Erkennbar suchte er einen Grund, sie beide auf der Stelle zu erschießen. Ruhig erklärte Leonard das Unglück, das Ellen das Leben gekostet hatte. Dabei, behauptete er, die nächste Frage des Mannes entkräftend, sei auch ihre kostbare Ausrüstung verloren gegangen.
„Wo ist Ihre offizielle Begleitung? Die ist hier üblich.“
„Wir haben keine“, antwortete Leonard. „Die Regierung hat ein Einreiseverbot für das Chin-Gebiet verhängt. Wir hatten aber keine Lust, uns von engstirnigen Beamten in unseren Möglichkeiten einschränken zu lassen. Also haben wir das Verbot ignoriert und sind auf eigene Faust los.“
Es gelang Leonard, sich damit die Sympathie des Anführers zu sichern. Die gemeinsame Abneigung gegen die Regierung machte sie zu Brüdern, wenn auch zu ungleichen.
„Sobald Sie in die erste Kontrolle geraten, landen Sie im Knast“, sagte der Anführer. „Die werden Ihnen diese Geschichte nie glauben. Für die sind Sie nichts weiter als Spione.“
Leonard verstand.
„Das ist das Problem.“
Ruud hatte die Leiche des Chinesen geborgen. Und womöglich gelang es Arundhavi noch, ihm den Anschlag auf Kavenay und Randell anzulasten. In diesem Land stellte ihn nun auch seine falsche Identität vor unlösbare Schwierigkeiten.
„Die indische Grenze ist in der Nähe“, sagte er nach kurzer Überlegung.
„Ausgeschlossen. Sie müssen durch das Nagaland. Der reine Terror. Dort schlagen sie sich gegenseitig die Köpfe ein. Und es gibt regelmäßige Operationen des indischen Militärs.“
Mit einem Stock malte er eine grobe Karte in den Sand.
„Im Norden geht es durch das Hochgebirge. Lebensgefährlich ohne entsprechende Ausrüstung. Die wenigen Übergänge nach Südchina im Osten sind gut bewacht. Abseits davon müssen Sie auch da über Viertausender. Und von dem Gelände bekommen Sie nirgends brauchbare Karten. Die einzige Option ist hier.“
Er bohrte den Stock an den südöstlichen Rand seiner Zeichnung.
„Thailand.“
Bevor Leonard eine Vorstellung von der Distanz zu erhielt, konkretisierte sie der Anführer.
„Sechshundert Meilen. Quer durch die Sagaing Division bis in die nördlichen Shan-Berge hinein. Bis dahin geht es verhältnismäßig ruhig zu. Trotzdem dürfen Sie nicht entdeckt werden.“
Kurz erläuterte der Anführer die prekären Verhältnisse. Auch für die Sagaing Division bestand Einreiseverbot für Ausländer. Wie im Chin-Gebiet litten die Minderheiten der nördlichen Teilstaaten unter den Repressalien des Militärs. Diebstahl, mutwillige Vernichtung von Nahrungsmitteln und Zwangsarbeit gehörten zu den gängigen Mitteln. Dazu kamen Massenhinrichtungen. Ergriff man sie, drohte ihnen das Schicksal, mit an die Wand gestellt zu werden. Sie würden die Reise versteckt unter Planen durch das unsichere Land antreten müssen, auf den Ladeflächen von Lastwagen, in Ochsenkarren oder auf Booten. Von vertrauenswürdigen Mittelsmännern von Station zu Station weitergereicht wie Pakete. Nur nachts würden sie Luft schnappen und sich die Beine vertreten können. Dennoch müssten sie ständig mit der Angst leben, dass man sie für ein paar Dollar verriet. Dieses Szenario bezeichnete der Chin-Anführer als verhältnismäßig ruhig. Leonard sorgte sich wegen dieser Einschränkung, die der Guerillakämpfer betont hatte.
„So sieht es bis in die nördlichen Shan-Berge aus. Und dann?“
Der junge Mann pfiff durch die Zähne.
„Bewegen Sie sich auf den Flüssen weiter nach Süden, sollten Sie keine großen Schwierigkeiten bekommen. Bis in die Gegend von Mong Nin. Etwa sechzig Meilen vor der Thai-Grenze. Dahinter regiert das Chaos.“
Die Unabhängigkeitsbewegung der Shan, so erfuhr Leonard, stellte der burmesischen Zentralregierung die

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