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Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Das Auge der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Das Auge der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Dekkard
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Heiligtums in den Chin-Bergen kopiert hatte.
„Es erklärt zunächst das erste Fragment, das Ellen übersetzen konnte ... herrschen zwei weiße Könige.“
Die Worte bezogen sich auf die weißen Rajahs , die die Provinz bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts regiert hatten. Im Jahr 1842 erhielt der englische Abenteurer James Brooke die Ländereien vom Sultan von Brunei als Geschenk, weil er diesen im Kampf gegen Küstenpiraten und die Kopfjägerstämme im Landesinnern unterstützte. Ab 1868 übernahm sein Neffe Charles Brooke die Regierung.
„Aber noch bevor man mir Dokumente dieser zweiten Brooke-Administration zeigte, wusste ich, dass Conley hier war.“
Er schob Sen einen lieblos gestalteten Museumskatalog zu. Die Abbildung 23 zeigte zwei goldene Bänder.
„Hat er vermutlich verkauft, weil er Geld brauchte. Am Ende waren sie für ihn nutzlos. Und irgendwann sind sie dann im Museum gelandet. Niemand dort konnte die Arbeit einer Zeit oder Kultur zuordnen. Deshalb werden sie nicht ausgestellt. Sie liegen in einem Pappkarton im Keller.“
„Unglaublich“, stöhnte Sen, „wenn man bedenkt, dass dies der einzige greifbare Beweis für die Existenz dieses Kultes ist.“
„Tja. Und dann gab man mir das.“
Damit legte Leonard den erschütternden Teil seiner Nachforschungen auf den Tisch.
„Das da ist sein Werk.“
Das Dokument sprach von einem Aufstand verschiedener Dayak-Stämme, mit denen es der zweite Rajah Charles Brooke zu tun bekam. Zu dieser Zeit tauchte in dem Kampfgebiet ein Zivilist auf, ein ausländischer Abenteurer.
„Conley! Aber natürlich nannte er sich nicht mehr Conley.“
Für ein Blutgeld erklärte sich der Ausländer bereit, eine Strafexpedition anzuführen. Die Nachricht über die unmäßige Brutalität dieser Truppe verbreitete sich schnell über das ganze Gebiet. Bei einer einzigen Operation wurden 23 Aufständische getötet. Achtzehn Gefangene ereilte kurz darauf das gleiche Schicksal. Bei diesen verzeichnete das Dokument eine rätselhafte Besonderheit. Keiner von ihnen gehörte einem Dayak-Stamm an. Bei einer späteren Untersuchung entdeckte man an allen Leichen mysteriöse Tätowierungen. Vor ihrem Tod hatte man sie auf bestialische Weise gefoltert.
„Die Hüter des Auges“, stöhnte Sen.
„Er hat sie alle umgebracht. Ohne Ausnahme. Und dann ist er von der Bildfläche verschwunden.“
Was er nur geahnt hatte, als er Ellen zum ersten Mal die Wahrheit erzählte, fand hier seine blutige Bestätigung. Conley löschte den ganzen Kult aus, tilgte das Wissen aus der Welt. Nur in ihm selbst überlebte es. Für den Rest seiner wahnsinnigen Existenz, um zuletzt mit ihm ins Grab zu sinken.
Wie zum Andenken an jene unschuldigen Männer schwiegen sie.
„Was denn hüten die Männer?“, fragte Nini. Ihr Wortschatz erweiterte sich täglich, aber die Grammatik bereitete ihr noch Schwierigkeiten.
„Bislang weiß ich selbst zu wenig“, erwiderte Sen. „Alte Legenden sprechen davon, dass in der Pagode des Schwarzen Buddha der Reichtum eines Volkes verwahrt wird. Jeder interpretiert das anders. Ich denke, es ist eine Art Wissen. Aber eines von undenklicher Tragweite. Es darf nicht jedermann zugänglich gemacht werden.“
Nini spitzte die Lippen. Ihre Vorstellungskraft reichte nicht, sich ein Wissen solcher Tragweite vor Augen zu führen. Trotzdem bewunderte Leonard das Mädchen. Manchmal glänzten gerade ihre einfachen Gedanken in einer Klarheit, die er an sich selbst schmerzlich vermisste. In ihr versteckte sich die Klugheit, nicht alle Dinge wissen zu wollen. In diesen Momenten berührte Nini ihn in der Tiefe seiner Seele.
„Sarawak ist Conleys letzte Station. Er liegt dort draußen.“
„Und Sie sind immer noch sicher, der Dolch befindet sich in seinem Grab?“
„Mehr denn je.“
Seit geraumer Zeit hangelte Leonard sich an einer unsichtbaren Kette von Ahnungen entlang. Mit beängstigender Konsequenz führten sie zu handfesten Resultaten. Eine davon hatte ihn auf das Untergewölbe des Thammuyiangi-Tempels gestoßen. Spätestens im Angesicht des monströsen Buddha begann er, Intuition nicht als eine unzuverlässige, sprunghafte Eingebung abzutun. Sondern sie als eine andere Dimension von Wahrheit anzuerkennen. Wenn er nun ahnte, das Auge der Dunkelheit liege im Dschungel Sarawaks verborgen, so war dies für ihn Gewissheit.
„Es zu finden, stellt die größte Schwierigkeit dar.“
Was hatte Ellen noch dort gelesen?
„Der Pfad der Danah Oth “ , murmelte er. „Sagt Ihnen

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