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Das Auge der Fatima

Das Auge der Fatima

Titel: Das Auge der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Arzt?«
    »Ja, Herr, ich wurde an der Universität von Cordoba in der Heilkunde ausgebildet.«
    »Wie war noch dein Name?«
    »Saddin al-Assim ibn Assim, Herr«, antwortete Beatrice und bat Saddin um Verzeihung für die Verwendung seines Vornamens. Doch in der Nacht hatte sie keinen besseren Namen gefunden. Anfangs hatte sie sich Ali al-Hussein ibn Abdallah ibn Sina nennen wollen, doch dann war ihr wieder eingefallen, dass Ali zu dieser Zeit noch lebte. Vielleicht kannte ihn hier am Hof von Gazna sogar jemand, und sie hatte diese Idee gleich wieder verworfen.
    »Also, Saddin al-Assim aus El-Andalus, eigentlich steht bereits eine ausreichende Anzahl von Ärzten in meinen
    Diensten. Warum also sollte ich deiner Bemühungen bedürfen?«
    Beatrice musste ein Lächeln unterdrücken. Sie war unendlich erleichtert. Jetzt war es nichts anderes mehr als ein Einstellungsgespräch, eine Situation, die sie kannte und mit der sie fertig werden konnte. Damals hatte Dr. Mainhofer fast die gleichen Fragen gestellt wie jetzt der Emir von Gazna. Damals hatte sie ihren Mut und ihr Selbstbewusstsein zusammengenommen - und die ersehnte Stelle in der Chirurgie erhalten. Und sie hatte nicht vor, es diesmal anders zu machen. Sie hob ihr Kinn.
    »Allah hat mir in Seiner unendlichen Güte ausgezeichnete Lehrer und eine schnelle Auffassungsgabe geschenkt«, sagte sie und rief sich alles in Erinnerung, was sie über den Emir von Gazna wusste. »Seit frühester Jugend habe ich die Heilkunst studiert, ich habe ihr mein Leben gewidmet. An Eurem Hofe zu dienen, hier in Gazna meine Studien fortsetzen zu dürfen und dabei noch mehr zu lernen, zur Ehre Allahs und zum Wohle der Gläubigen, wäre mein größter Wunsch und würde die Krönung meines Lebens bedeuten.«
    Beatrice verneigte sich und hoffte, dass sie nicht zu dick aufgetragen hatte.
    »Wenn du ein ebenso geschickter Arzt wie Redner bist, Saddin al-Assim, so wärst du in der Tat eine Bereicherung für Gazna.« Ein kurzes, kaum sichtbares Lächeln huschte über das Gesicht des Herrschers. »Also gut, ich gestatte dir, dich an meinem Hof unter Beweis zu stellen. Ich gebe dir einen Monat Zeit. Sofern ich mit deinen Diensten zufrieden bin, darfst du dich fortan als Mitglied meines Hofstaats betrachten. Wenn nicht, werde ich dafür sorgen, dass du die nächstbeste Karawane begleitest, die von Gazna in Richtung deiner Heimat aufbricht.«
    »Jawohl, Herr«, sagte Beatrice und verneigte sich tief. Malek war ein Schatz. Was hatte sie taxiert? Fünfhunderttausend Euro? Dieser kleine Teppich war unbezahlbar. Ein Monat war genau die Zeit, die sie brauchte. Wenn sie bis dahin nichts über Michelle herausgefunden hatte, musste sie ohnehin woanders ihre Suche fortsetzen. »Ich danke Euch, dass Ihr mir die Gelegenheit gebt, Euch zu dienen.«
    »Melde dich sofort bei meinem Schreiber, und lasse dich zu Abu Rayhan Muhamad ibn Ahmad al-Biruni führen. Er wird dich in die Gepflogenheiten am Hof einweisen und dir deine Aufgaben nennen.«
    »Danke, Herr, für Eure Güte und ...«
    »Schluss jetzt«, unterbrach Subuktakin Beatrice unwirsch. »Ich habe noch viel zu tun. Weitere Gläubige warten darauf, von mir angehört zu werden.«
    Malek und Beatrice verneigten sich und gingen rückwärts unter vielen Verbeugungen zur Tür.
    Im Wartesaal stieß Malek Beatrice lächelnd in die Seite.
    »Siehst du, es ist alles nach Plan gelaufen«, sagte er. »Du bist jetzt Arzt am Hofe unseres Herrschers!«
    »Ja, das hat geklappt!«, erwiderte Beatrice.
    Ihr Blick glitt über die Wartenden hinweg. Es waren noch mehr geworden. Und immer noch wanderten sie ziellos auf und ab, mit ineinander verkrampften Händen und angespannten, bleichen Gesichtern. Sie selbst hingegen fühlte sich seltsam leicht und schwerelos. So mussten es die Astronauten empfunden haben, als sie zum ersten Mal den Mond betreten hatten. Doch da fiel ihr Blick auf den Boten. Er lag immer noch zusammengerollt in seiner Ecke und schlief. Und obwohl sie nicht wusste, welche Nachricht er dem Emir bringen wollte, war dieser Mann ein Symbol für Beatrice. Eine Mahnung, zu jeder Zeit auch an unvorhergesehene Nachrichten und Ereignisse zu denken. Sie musste aufpassen, um die Bodenhaftung nicht zu verlieren.
    »Ich bin jetzt Arzt am Hofe des Emirs. Aber ich fürchte, damit fangen die Schwierigkeiten erst an.«

Hewlett-Packard
    13.
    N achdenklich betrachtete Beatrice ihr Spiegelbild. Es war seltsam fremd, dieses glatte Gesicht, umrahmt von kurzen blonden Haaren. War es

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