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Das Auge der Fatima

Das Auge der Fatima

Titel: Das Auge der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Michelle zu ihm will. Ich wusste, dass sie bei ihm ist. Ich muss zu ihnen.«
    »Da hast du allerdings Recht«, entgegnete Saddin und wurde wieder ernst. »Und zwar so schnell wie möglich. Als ich vor einiger Zeit Michelle zu Ali gebracht habe, war dies noch der sicherste Ort für sie. Das hat sich nun geändert. Hassan sucht bereits überall nach Michelle. Und jetzt sucht er auch noch nach Ali. In seinem unbeschreiblichen Hass hat er sogar ein Porträt von ihm anfertigen lassen. Schon bald brechen Reiter auf, um im ganzen Reich die Menschen nach ihm zu befragen. Er und seine Brut jagen ihn mit allen Mitteln. Bereite dich also darauf vor, Gazna zu verlassen.«
    »Einen Steckbrief?«, fragte Beatrice erstaunt. »Aber ich dachte, dass ist im Islam verboten?«
    »In der Tat. Doch wie jeder Wahnsinnige ist Hassan davon überzeugt, dass sein Zweck die Mittel heiligt. Außerdem hat er jenen Mann, der das Bildnis gemalt hat, bereits mit dem Tode bestraft.« Er runzelte die Stirn. »Tariq al-Said war ein überaus tapferer Mann. Er kannte Ali und war ein Bewunderer, vielleicht sogar ein Freund von ihm. Und er war klug.«
    Saddin hielt ihr ein Stück Pergament hin. Überrascht sah Beatrice sich das Bild an.
    »Soll das etwa ...« Sie runzelte die Stirn. Der Mann auf dem Bild war ihr so fremd wie ein beliebiger Araber irgendwo auf den Straßen von Gazna. »Das ist doch niemals Ali al- Hussein!«
    »Nein, natürlich ist er es nicht«, sagte Saddin. Er klang ein wenig ungeduldig, so als müsste Beatrice eigentlich schon längst verstanden haben, was er meinte. »Dieses Bildnis hat ebenso wenig Ähnlichkeit mit ihm wie mit mir. Allerdings glaubt Hassan, dass der Mann auf dem Bild Ali ist. Und das allein zählt. Denn eines ist sicher, mit diesem Steckbrief wird er Ali al-Hussein niemals finden.«
    Nun endlich begriff auch Beatrice. Und im Stillen dankte sie dem ihr unbekannten Tariq für den Mut und die Umsicht, mit der er gehandelt hatte.
    »Dann ist Ali also in Sicherheit?«
    »Vorläufig. Doch Hassan ist keinesfalls dumm. Es wird nicht lange dauern, bis er dahinter kommt, dass Tariq ihn betrogen hat. Wenigstens bleibt dir noch genügend Zeit, um Ali zu warnen und mit ihm und Michelle in eine andere, eine wirklich sichere Stadt zu fliehen.«
    Beatrice wandte ihren Blick wieder dem Porträt zu. Wie bewundernswert, im Angesicht des Todes den Mut aufzubringen und ein anderes Menschenleben zu retten.
    »Ich wünschte, ich könnte mich bei ihm bedanken«, sagte sie leise. »Wahrscheinlich hat er Ali und Michelle das Leben gerettet.«
    »Ja, das hat er. Und er hat sehr viel dabei riskiert, mehr, als du dir vorstellen kannst.« Saddin verschränkte die Arme vor der Brust und sah auf die Stadt hinab. »Es liegt jetzt an euch zu beweisen, dass Tariqs Opfer nicht sinnlos war.«
    Beatrice biss sich nachdenklich auf die Lippe. Plötzlich hatte sie ein schlechtes Gewissen, und das wiederum machte sie wütend. Saddin klang beinahe so, als ob die ganze Angelegenheit ihre Schuld wäre. Aber hatte sie damals im OP die alte Frau Alizadeh darum gebeten, ihr einen der Steine der Fatima zu schenken? Nein. Sie hatte den Saphir einfach in ihrer Kitteltasche gefunden. Dadurch war sie in eine Sache hineingezogen worden, mit der sie eigentlich gar nichts zu tun hatte. Und das, obwohl es genügend Freiwillige sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart gab, die es kaum erwarten konnten, einen der Steine der Fatima in ihren Händen zu halten. Ihr jetzt daraus einen Vorwurf zu machen, war ungerecht.
    »Ich weiß, dass du nicht darum gebeten hast, die Verantwortung für einen der Steine zu übernehmen - ganz im Gegensatz zu vielen anderen, die ihr Augenlicht oder mehr dafür geben würden, damit Allah sie für diese Aufgabe auserwählt«, sagte Saddin, und Beatrice war jetzt ganz sicher, er konnte wirklich ihre Gedanken lesen. »Allerdings bist du selbst ungerecht, wenn du mit deinem Schicksal haderst. Niemand hat dich gezwungen, die Verantwortung für den Stein anzunehmen. Du hättest ablehnen können. Zu jeder Zeit.«
    Beatrice schnappte nach Luft. »Tatsächlich? Welche Wahl hatte ich denn? Dieser Stein hat mich förmlich überfallen. Ich fand ihn während der Arbeit in meiner Tasche. Ich hatte gerade eben einen Blick auf ihn geworfen, als er mich auch schon in die Vergangenheit katapultiert hat. Und kaum hatte ich mich damit abgefunden, fand ich mich in meiner Gegenwart wieder. Und dann ...«
    »Hast du jemals daran gedacht, den Stein zu

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