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Das Auge der Fatima

Das Auge der Fatima

Titel: Das Auge der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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zu sagen habe. Überlegt es Euch gut. Wollt Ihr wirklich die Wahrheit wissen, selbst wenn sie jenseits dessen liegen sollte, was sich mit Hilfe des Verstandes erklären lässt?«
    Ali schwieg. Er war überrascht und gleichzeitig wütend. Was fiel Saddin und diesem alten Juden ein, über ihn zu reden? Und warum tat Moshe Ben Maimon so geheimnisvoll?
    »Ja«, antwortete er bestimmt. »Natürlich will ich die Wahrheit wissen.« Das will ich stets, fügte er in Gedanken hinzu.
    Der alte Jude nickte langsam. »Gut. Dann setzt Euch wieder. «
    Er klatschte zweimal in die Hände, und sofort erschien der junge Mann, der Ali die Tür geöffnet hatte.
    »Isaak, bringe uns etwas zu essen und zu trinken. Hole auch Wein aus dem Keller.«
    »Wein?«, erkundigte sich Ali überrascht, nachdem Isaak den Raum wieder verlassen hatte. »Ihr wagt es, mir Wein anzubieten? Dafür könnte ich Euch in den Kerker werfen lassen. Ihr wisst doch sicher, dass den Gläubigen der Genuss von berauschenden Getränken verboten ist?«
    »Den Gläubigen. Ja, das weiß ich«, sagte Moshe. Diese Worte klangen so leicht, so beiläufig, doch unter dem wissenden Lächeln des alten Mannes errötete Ali wie ein Schüler, der von seinem Lehrer beim Mogeln ertappt worden war. Ob Saddin Moshe sogar erzählt hatte, dass er es mit der Einhaltung der Gebote des Korans nicht so genau nahm? Dass einige Gläubige ihn für einen Gotteslästerer hielten und er deswegen von manchen Herrschern verfolgt wurde? Es war wirklich beschämend, wie gut der Alte über ihn Bescheid wusste. Und er? Was wusste er über den Juden? Nichts - außer seinem Namen.
    »Saddin muss Euch wirklich alles über mich erzählt haben.«
    »Ihr klingt verbittert, Ali al-Hussein«, bemerkte Moshe. »Aber Ihr solltet Saddin nicht zürnen. Wenn er über Euch spricht, so ...«
    »Sprach«, verbesserte Ali den Alten. »Er ist tot.«
    Moshe wurde bleich. Er schloss die Augen, seine Lippen bewegten sich wie im Gebet. Nach einer Weile wischte er sich mit der Hand über das Gesicht. »Verzeiht mein Entsetzen, Ali al-Hussein, doch diese Nachricht trifft mich unvorbereitet. Ich habe mehr verloren als einen wertvollen Verbündeten.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Umso weniger dürft Ihr Saddin jetzt noch zürnen, denn wenn er über Euch sprach, so stets als Freund, der um Eure Sicherheit und Euer Leben besorgt war.«
    »Ich wünschte nur, er hätte über Euch ebenso bereitwillig gesprochen«, erwiderte Ali.
    Moshe zuckte mit den Schultern. »Vermutlich hatte er seine Gründe. Doch wir sollten uns lieber Eurer Frage widmen. Saddin sagte mir, dass Ihr Euch selbst mit den Steinen der Fatima beschäftigt habt. Trifft das zu?«
    »Ja, das ist richtig«, antwortete Ali und fragte sich, was sein Sternbild mit dem Saphir zu tun haben könnte. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich trotz umfangreicher Nachforschungen bisher wenig herausgefunden habe, das mir weiterhelfen konnte. Nur ein paar törichte, fast vergessene Legenden, Geschichten oder Märchen, an die sich höchstens eine Hand voll alter Menschen erinnern. In den Schriften der Philosophen und Gelehrten hingegen fand ich keine Hinweise. Lediglich einer von ihnen beschäftigt sich mit der Heilkraft von Steinen. Doch dieses Werk ist sehr allgemein gehalten. Jener Saphir, der den Beinamen >Stein der Fatima< trägt, wird darin mit keiner Silbe erwähnt.«
    Moshe lächelte. »Nein, natürlich nicht. In diesen Büchern werdet Ihr gewiss keine Hinweise auf den Stein finden. Aber in den Legenden ...«
    »Wollt Ihr damit etwa behaupten, dass die Sagen, es handle sich bei dem Saphir um einen Teil des Auges der Fatima, der Lieblingstochter des Propheten, der Wahrheit entsprechen?«, unterbrach ihn Ali. »Das kann ich nicht glauben.«
    »Doch gerade darum geht es. Denn alles, was mit dem Stein zu tun hat, ist eine Frage des Glaubens«, erwiderte der alte Jude. »Ob es sich nun wirklich um das Auge der Lieblingstochter des Propheten handelt oder nicht, das sei dahingestellt. Aber lassen wir das für den Moment. Ihr seid schließlich nicht zu mir gekommen, um nach dem Saphir zu fragen. Euch geht es um das Sternbild. Das Auge, das Ihr gesehen habt, existiert wirklich. Und wenn es auf den Sternkarten nicht verzeichnet ist, so braucht Euch das nicht zu verwundern, denn es erscheint nur selten am Himmel, meist sogar nur für wenige Momente, und dann ist es oft nicht einmal für jeden sichtbar. In Eurem Volk wird es >Auge der Fatima< genannt, und es taucht immer im

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