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Das Auge der Seherin

Das Auge der Seherin

Titel: Das Auge der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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entgegenkommen, solange wir zu ihnen hinausrudern ?
    „Ich glaube, wenn es uns gelingt, die Schiffe in Brand zu stecken, werden die Sliviiter erst einmal versuchen sie zu retten", sagte er. „Ohne ihre Schiffe können sie nicht in ihre Heimat zurück. Vielleicht können manche von ihnen auch besser schwimmen als wir. Aber wenn sie bewaffnet ins Wasser gehen, werden sie es nicht leicht haben. Und vielleicht wissen sie auch nichts von der Strömung, die selbst den stärksten Schwimmer schwächen und den fähigsten Ruderer aufhalten kann." „Herr", fragte Bangor. Seine sanfte, hohe Stimme stand in merkwürdigem Kontrast zu seinem vernarbten Gesicht. „Die Sliviiter, die in Booten zu Küste rudern, was geschieht mit denen?"
    Bangor war mit Landen einer von sechs Schwimmern aus seiner Bande.
    „Da wir erst nach Süden schwimmen anstatt direkt zum Ufer, werden wir ihnen nicht begegnen." „Aber die Bucht von Schlossburg?" „Vielleicht greifen sie sie an", antwortete Landen. „Wenn die Sliviiter also wegen uns die Boote zu Wasser lassen ..."
    „Könnte das ihren Angriff vorziehen", beendete Landen den Satz. „Aber wenn wir heute Nacht nicht handeln, geht uns der Überraschungseffekt verloren und unsere Streitkräfte werden niedergemetzelt." „Wie sollen wir denn den Strand verteidigen, wenn wir nach Süden schwimmen?", fragte Bangor. Landen sah den ihn voller Zuneigung an. „Gar nicht." Der Oberkönig trat vor. „Eure Arbeit ist getan, wenn die Schiffe brennen. Meine Soldaten stehen am Strand in Bereitschaft. Wenn ihr das Ufer erreicht habt, geht zum Südlager und wärmt euch auf. Für euch ist der Kampf dann vorbei."
    „Und wenn ihr im Wasser seid, kümmert euch nur um euch selbst. Schwimmt niemals direkt gegen die Strömung, auch wenn ihr meint, einen Kameraden retten zu müssen. Sonst seid ihr zu erschöpft und schafft es nicht bis zum Ufer."
    Er faltete die Hände und fragte sich, wie viele von ihnen heil zurückkommen würden. Dann sagte er, nachdem sie gehört hätten, was sie erwarte, könne jeder noch einmal entscheiden, ob er mitmachen wolle. Niemand meldete sich. Landen zog eine Karte hervor, auf der die feindliche Flotte eingezeichnet war, und begann, die Schiffe zuzuweisen. Dann ging er den ganzen Plan noch einmal durch.
    Als die Männer sich erhoben, ergriff der Oberkönig noch einmal das Wort. „Alles hängt von eurem Mut ab. Bevor ihr geht, möchte ich euch meine Hochachtung und meinen Dank aussprechen. Die Zukunft der Königreiche liegt in euren Händen.“

 
8. Kapitel
     
    Als Landen mit den Männern aufbrach, war der Mond hinter Wolken versteckt. Lautlos glitten die Ruder durch das schwarze Wasser. Schweigend beobachteten die Männer den Bootsführer, der an Stelle einer Trommel seinen Arm rhythmisch auf und niederbewegte, um die Ruderschläge aufeinander abzustimmen. Schon bald kamen die sliviitischen Schiffe in Sicht, als dunkle Umrisse vor dem Nachthimmel ragten sie aus der glänzenden Schwärze des Ozeans auf. Schwarz auf schwarz.
    Die in zwei langen Reihen ankernden Schiffe türmten sich massiv vor dem Horizont auf. Landen sah nach oben und versuchte, sich der Weite des Himmels und der Unendlichkeit zu öffnen. Sliviitische Stimmen drangen durch die Nacht, als sie näher kamen. Landen erstarrte. Wurden die Boote bereits für den Angriff fertig gemacht? Um diese Zeit, zwei Stunden vor Morgengrauen, hätten eigentlich nur die Wachposten auf den Beinen sein dürfen.
    Wenn er doch nur die Zeit anhalten, die Minuten dehnen könnte, damit er und seine Kameraden die großen
    Schiffe erreichten, bevor es zu spät war. Als einziger Ausweg aus seiner Angst blieb ihm nur, kräftig weiterzurudern.
    Sie hatten die Schiffe hinter sich gelassen und beeilten sich. Als sie im Westen der Flotte angekommen waren, zogen sie die Ruder ein. Das angespannte Schweigen hatte die Männer erschöpft. Alle blickten auf Landen, als er das Zeichen gab. Einer nach dem anderen ließ sich mit seinem Korbboot zu Wasser und paddelte davon.
    Dann war er an der Reihe. Er hob seinen Korb über Bord und ließ sich hineinfallen. Das leichte Boot war aus Häuten und Weidengeflecht gefertigt und mit Lederriemen verschnürt. Es hüpfte auf den Wellen auf und nieder. Landen salutierte dem Bootsführer und paddelte los. Er lenkte das Boot zum nächstgelegenen Schiff, da er als Letzter aufgebrochen war. Es kostete ihn alle Kraft, das Boot mithilfe des Paddels ruhig zu halten.
    In dem behelfsmäßigen Boot fühlte er sich nackt

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