Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Auge der Seherin

Das Auge der Seherin

Titel: Das Auge der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
Vom Netzwerk:
aufbrechen, alle in einem großen Boot mitsamt den vierzig Korbbooten und der übrigen Ausrüstung. Wir rudern in einem Halbkreis nach Süden bis hinter die Flotte, die etwa fünf Kilometer draußen in zwei Reihen vor Anker liegt. Dann muss jeder von euch allein weiter. Jeder nimmt ein Korbboot mit Bohrleier, Bohrer, Teereimer, Feuerstein, Zunder und den mit Wachs getränkten Tüchern."
    Er machte eine Pause und schluckte. Jeder von euch übernimmt ein Schiff und paddelt auf der dem Land abgewandten Seite bis dicht unter den Rumpf. Wenn die Wolken bleiben, wird der Mond bedeckt sein. Wir werden keine Lichter dabei haben. Stille und Dunkelheit sind unsere einzige Chance, den sliviitischen Wachposten zu entgehen." Gebannt hörten die Männer zu.
    „Sobald ihr euer Schiff erreicht habt, müsst ihr dicht über dem Wasser mithilfe von Bohrleier und Bohrer zwei Löcher bohren. Bestreicht den Rumpf mit Teer so weit eure Hände reichen und gießt auch Teer durch die Löcher in den Schiffsbauch. Dann stopft ihr sie mit den Wachstüchern aus.
    Während ich hier zu euch spreche, sammeln andere Holz für ein großes Freudenfeuer am Strand. Etwa zwei Stunden nach unserem Aufbruch wird das Feuer entfacht werden. Ihr werdet auf der Westseite eures Schiffes sein, zum offenen Meer hin, und könnt das Feuer vielleicht nicht sehen. Achtet jedoch auf die Geräusche von Deck, die euch sagen werden, wann die Sliviiter das Feuer entdeckt haben. Dann schlagt den Feuerstein und entzündet den Docht." Ein allgemeines Ausatmen war zu hören. Jetzt kommt der gefährlichste Teil. Das Freudenfeuer wird ihre Aufmerksamkeit einen Augenblick ablenken, aber, wenn sie nicht ganz unachtsam sind, werden sie das Feuer an den Nachbarschiffen entdecken, selbst wenn sie es am eigenen Schiff noch nicht bemerkt haben. Sobald sie sich gegenseitig alarmieren, werden sie mit Pfeil und Bogen nach uns Ausschau halten." Die Männer sahen ihn mit großen Augen an. „Sobald ihr sicher seid, dass euer Schiff Feuer gefangen hat, verlasst eure Korbboote und schwimmt an Land." Unbehagliche Stille breitete sich aus. „Es ist ziemlich weit, aber es ist zu schaffen. Das große Boot wird zum Ufer zurückkehren, sobald wir draußen sind. Zunächst dachte ich, es sei besser zum Boot zurückzuschwimmen, aber wenn wir gesichtet würden, wären wir ein einfaches Ziel."
    Landen versuchte, seiner klaren Stimme einen Ton von Zuversicht zu verleihen. „Die hiesigen Fischer sagen, in den frühen Morgenstunde gäbe es oft eine kabbelige Strömung von der Bucht ins offene Meer hinaus, die weiter südlich jedoch schwächer werde. Wir werden also nach Süden schwimmen bis die Strömung nachlässt. Damit ihr unterwegs ausruhen könnt, bekommt jeder von euch einen Balken mit, an dem ihr euch festhalten könnt. Vergesst nicht ihn mitzunehmen. Schwimmt mit aller Kraft mit der Strömung, sobald ihr das Kabbelwasser hinter euch habt, lasst euch nach Süden treiben zu einem Strand hier in der Nähe."
    Er bemerkte, wie die Männer versuchten einzuschätzen, ob sie der Strömung, der Dunkelheit und der Gefahr standhalten konnten. Er sprach weiter. „Das Wasser wird kalt sein, aber ihr werdet euch daran gewöhnen. Wenn ihr die Korbboote besteigt, zieht die
    Stiefel aus. Und bevor ihr das Feuer legt, befreit euch von euren schweren Kleidungsstücken. Dann taucht und schwimmt um euer Leben." Er wartete.
    „Äh, Bellanes", warf Andris ein.
    „Andris, du wirst nicht mitkommen. Wir wissen alle, dass du im Wasser hilflos wie ein Baby bist." Krampfhaftes Lachen ertönte.
    „Wollt Ihr denn mitkommen, Herr?", fragte einer von Dahmis' Soldaten.
    Landen biss die Zähne zusammen. Ja, ich komme mit."
    Verhaltene Seufzer der Erleichterung waren zu hören. „Ich wollte nur fragen, ob die Schiffe auch wirklich Feuer fangen werden." Andris klang beleidigt. „Werden sie untergehen?"
    Schweiß trat auf Landens Stirn. Ja. Der Teer wird lichterloh brennen und die Planken entzünden. Wenn die Decks brennen, bekommen die Schiffe mehr Tiefgang und dann dringt Wasser durch die Löcher in den Schiffsbauch."
    „Also", meinte Andris, „dann ertrinken die Sliviiter." Landen blickte in die Runde.
    „Wenn die Schiffe schnell Feuer fangen und sinken, ja, dann werden sie ertrinken. Aber wenn die Soldaten schnell reagieren, können sie in ihren Langbooten zur Küste rudern. Wir vermuten, dass sie ihren Angriff schon für heute Nacht planen."
    Es hängt alles von Dingen ab, die wir nicht kennen. Was, wenn sie uns

Weitere Kostenlose Bücher