Das Auge der Seherin
Schwimmer müssen sie sein." „Wann braucht Ihr sie?" Jetzt."
Die Fischer und Köhler von Schlossburg wurden aus ihren Betten geholt und mussten Korbboote und eimerweise flüssigen Teer herbeischaffen. Die Zimmerleute stellten Bohrleiern und Bohrer zur Verfügung und die Frauen sammelten Lumpen und tränkten sie mit Wachs.
Während alle geschäftig hin- und herliefen, stand Landen allein am südlichen Ausläufer der Bucht und starrte auf die dunkeln Wogen hinaus.
Vater, du hast mich gelehrt, dass einen Menschen zu töten ein unsühnbares Verbrechen ist. Ich bin Krieger geworden, weil dein Friede einem Krieg geopfert wurde, den du nicht verhindern konntest. Bis zum heutigen Tag habe ich nie getötet. Nun aber trachte ich nach dem Leben von Tausenden. Mein Plan ist gefährlich und wird mit Sicherheit vielen meiner Freunde das Leben kosten.
Landen hörte den Oberkönig nicht kommen. Als Dahmis ihn an der Schulter berührte, drehte er sich verzweifelt um.
„Mein Freund", sprach der König, „Ihr müsst nicht selbst dort hinaus. Euch kann niemand ersetzen, wenn Ihr getötet werdet."
„Keiner dieser Männer kann ersetzt werden", antwortete Landen. „Ich habe wenigstens keine Familie." Dahmis schwieg, am liebsten hätte Landen sich an ihn gelehnt. „Bellanes", sprach der König leise, „es heißt, Ihr hättet noch nie getötet."
Landens Herz wollte schier zerspringen. „Das Gerücht ist wahr."
„Dann lasst die Soldaten Eure Kriegslist allein ausführen."
„Ich kann nicht einfach zusehen, wie andere meine Befehle erfüllen und ihr Leben riskieren." Der König legte einen Arm um den jungen Mann und führte ihn den schmalen Strand entlang. „Ihr habt mir nie erzählt, wer Eure Eltern waren." „Sie sind tot", murmelte Landen.
Das mitfühlende Gesicht des Königs war vom Mondlicht erhellt. „Aber einst lebten sie. Wer seid Ihr?" Landen war, als würde die Frage vom rastlosen Ozean erfasst und in Wellen auf ihn zurückgeworfen, als rolle sie von einem unbekannten Ort weit hinter dem Horizont auf ihn zu. Wer bist du ? Wer bist du ?
„Ich bin der, den Ihr vor Euch seht", sagte Landen stockend.
Der König seufzte und ging langsam weiter. „Bellanes, diese Männer auf den sliviitischen Schiffen - Ihr seid nicht schuld, dass sie Piraten geworden sind. Nicht Ihr habt ihnen beigebracht zu meucheln und zu morden."
Landen wartete, dass der König weiterspräche. Dort, im Lichtstreifen des Mondes, sah er sein Leben liegen. „Wir befinden uns an einer Weggabelung der Geschichte, wir wollen den Frieden und ziehen in den Krieg", fuhr Dahmis fort. „Diese Invasion zuzulassen, hieße unsere Kultur zu zerstören, und selbst wenn wir mit dem Leben davonkämen, würden viele unschuldige, unbewaffnete Menschen verletzt werden oder sterben." Landen ließ den Kopf hängen. Oh, mein König. Das weiß ich besser ab Ihr.
„Auf den Schiffen sind auch Sklaven, mein Herr." „Und das ist wirklich schlimm. Dass auch die Unschuldigen getötet werden." „Es ist unerträglich!", schrie Landen, ,Ja", antwortete Dahmis, „es ist unerträglich. Jeder Krieg ist unerträglich. Davor können wir nicht die Augen verschließen."
Sie standen auf dem sandigen Boden nahe dem Wasser. Landen sah die Silberspur des Mondlichts auf den Wellen. Ich war ein Sklave, Dahmis, bis ein Kind mir die Freiheit schenkte.
Dahmis hob die Augen zum Himmel empor. Wolken zogen auf. „Mein Freund, wir können diesen Krieg nicht wegzaubern, auch wenn wir wünschten, wir hätten die Macht dazu."
Landen blickte in das verbitterte Gesicht des Oberkönigs und verstand, dass auch Dahmis nichts sehnlicher wünschte als den Frieden.
Mitten in der Nacht kamen Landen und die Männer mit ihrer Ausrüstung zusammen. Eine kleine Gruppe von Soldaten und einige Männer aus seiner Bande drängten sich in einem Bootshaus in der Nähe eines alten, halb versunkenen Landungsstegs. Das Licht der Fackeln fiel auf entschlossene Gesichter, die trotz der späten Stunde hellwach waren. Die Gegenwart des Oberkönigs, der schweigend an der Wand lehnte, verlieh dem Treffen etwas Erhabenes.
Landen fragte zuerst jeden Einzelnen, ob er wirklich gut schwimmen konnte, dann erläuterte er seinen Plan.
„Ihr habt euch für eine gefährliche Aufgabe gemeldet. Viel steht auf dem Spiel und einige von euch werden ihr Leben lassen müssen. Wenn wir nicht alle perfekt und in absoluter Stille zusammenarbeiten, ist unser Leben so gut wie verwirkt." Er sah in die Runde.
„Wir werden gemeinsam
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