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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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schob er seine Befürchtungen beiseite und ging auf sie zu.
    Die Waldbewohner wirkten nicht gerade vertrauenerweckend. Ihr Haar war lang und strähnig, ihre Gesichter waren zerfurcht wie Baumrinde, ihre Augen erinnerten Cugel an glänzende Käfer, und ihre Münder steckten voller schwärzlicher Zähne. Trotzdem reagierten sie auf Cugels Annäherung eher mit wachsamer Vorsicht als mit Feindseligkeit. Einer von ihnen schien in Wirklichkeit eine Frau zu sein, obwohl es weder aus der Kleidung noch aus den Gesichtszügen klar ersichtlich wurde. Cugel begrüßte sie mit der leutseligen Herablassung des großen Herrn, worauf sie verdutzt mit den Augen zwinkerten.
    »Was für Leute seid ihr?« fragte er.
    »Wir nennen uns Busiakos«, antwortete der älteste der Männer.
    »Ihr seid Bewohner dieses Waldes und mit seinen Wegen und Pfaden vertraut?«
    »So ist es«, sagte der Mann, »obwohl wir nur unsere Gegend genau kennen. Dies ist der Große Erm, der viele Leguas weit das Land bedeckt. Man kann Tage darin gehen, ohne an ein Ende zu kommen.«
    »Das macht nichts«, sagte Cugel. »Ich möchte nur übergesetzt und auf sicherem Weg zu den Ländern im Süden geführt werden.«
    Der Mann befragte die anderen Mitglieder seiner Gruppe; alle schüttelten die Köpfe. »Es gibt keinen solchen Weg; die Berge von Magnatz liegen dazwischen.«
    »Ich habe davon gehört«, sagte Cugel.
    »Wenn ich dich übersetze«, fuhr der alte Busiako fort, »so würdest du so gut wie tot sein, denn das Land auf der anderen Seite ist gefährlich: Erbs und Grues spuken dort. Dein Degen würde nutzlos sein, und deine magischen Kräfte sind gering – dies weiß ich, weil wir Busiakos Magie wittern.«
    »Wie soll ich dann an mein Ziel gelangen?« fragte Cugel.
    Die Busiakos zeigten wenig Interesse für die Frage. Aber dann hatte der nächstälteste Busiako eine plötzliche Idee und blickte über den Fluß, als versuchte er etwas auszurechnen.
    Cugel, der ihn aufmerksam beobachtet hatte, fragte: »Was beschäftigt dich, Freund?«
    »Kein schwieriges Problem«, antwortete der Busiako. »Aber wir haben wenig Übung in logischem Denken, und jede Schwierigkeit entmutigt uns. Ich überlegte nur, welche deiner Besitztümer du demjenigen überlassen würdest, der dich durch den Wald führt.«
    Cugel lachte herzhaft. »Eine gute Frage. Aber ich besitze nur, was du siehst: nämlich Kleider, Schuhe, Umhang und Degen, alles Dinge, die ich brauche. Immerhin kenne ich eine Anrufung, die einen oder zwei juwelenbesetzte Knöpfe hervorbringen kann.«
    Der andere winkte ab. »In einer Höhle hier in der Nähe sind Juwelen aufgehäuft.«
    Cugel rieb sich nachdenklich das Kinn. »Die Großzügigkeit der Busiakos ist überall bekannt; vielleicht führst du mich an dieser Höhle vorbei?«
    Der Busiako machte eine gleichgültige Geste. »Wenn du willst, aber die Höhle liegt gleich neben dem Bau eines großen Gid, der zur Zeit Junge hat.«
    »Dann werden wir direkt nach Süden ziehen«, sagte Cugel. »Komm, laß uns gleich aufbrechen.«
    Der Busiako erhob sich zögernd. »Du hast keinen Anreiz zu bieten?«
    »Nur meine Dankbarkeit, die keine kleine Sache ist.«
    »Also gut«, sagte der Busiako gutmütig. »Ich werde dich übersetzen und dir den Weg beschreiben; mehr kann ich nicht für dich tun.« Er führte ihn auf das Floß, machte die Leine los und stakte das Fahrzeug über den Fluß. Das Wasser schien seicht, und die Stange tauchte an keiner Stelle tiefer als zwei Fuß ein. Es schien Cugel, daß es eine Kleinigkeit gewesen wäre, einfach hinüberzuwaten.
    Der Busiako sah Cugels spekulativen Blick und sagte: »Der Fluß wimmelt von Glasschlangen, die man kaum sehen kann. Wer unvorsichtig hineinsteigt, wird sofort angegriffen.«
    »Wirklich?« sagte Cugel. Er spähte zweifelnd ins Wasser.
    »Wirklich. Und nun will ich dir den Weg erklären. Am besten bringe ich dich zu einer Lichtung hier in der Nähe, von der ein Pfad weiterführt.«
    Der Busiako sprang ans Ufer und machte das Floß an einem Baum fest. »Komm jetzt, mir nach.« Er verschwand wie ein Schatten im Unterholz. Cugel folgte ihm. Der Pfad war so schwach ausgeprägt, daß Cugel ihn nicht vom unbegangenen Wald unterscheiden konnte, aber der Busiako zeigte keinerlei Unsicherheit. Die Sonne hing tief hinter den Bäumen und war nur gelegentlich für Augenblicke sichtbar, und Cugel hatte bald Orientierungsschwierigkeiten und wußte nicht mehr, in welche Richtung sie gingen. So wanderten sie durch eine Waldeinsamkeit, wo

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