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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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einrichteten.
    Garstang, Subucule, Casmyr und Cugel wanderten unterdessen die Küste entlang nach Süden. Bei Sonnenuntergang schlugen sie ein Lager auf und verspeisten eine Mahlzeit von Mollusken und Krabben. Am Morgen entdeckten sie, daß die vier verbliebenen Tragtiere das Weite gesucht hatten.
    »Es ist Gilfigs Wille«, sagte Subucule. »Wenn wir die heilige Stätte gefunden haben, können wir ruhig sterben.«
    »Mut!« murmelte Garstang. »Laßt uns nicht der Verzweiflung nachgeben.«
    »Was bleibt uns anderes? Werden wir jemals das Tal des Pholgus wiedersehen?«
    »Wer weiß? Laßt uns zuerst die heilige Stätte finden.«
    Damit gingen sie weiter und folgten der Küste nach Süden. Als der Abend kam, waren sie so erschöpft, daß sie sich einfach in den Sand warfen.
    Vor ihnen breitete sich die See aus, so ruhig, daß die untergehende Sonne sich ohne begleitende Glanzlichter darin spiegelte. Muscheln und Krabben lieferten ein frugales Abendessen, und danach legten sie sich am Strand schlafen.
    Der folgende Tag fand sie von Hunger und Durst weiter geschwächt. Keiner wollte aufstehen, bis Cugel mit krächzender Stimme hervorstieß, daß sie sich aufraffen müßten, wenn sie nicht hier sterben wollten. Garstang nickte und sagte heiser: »Zur heiligen Stätte, zum Tempel Gilfigs!«
    Subucule nickte. Sein einst fleischiges Gesicht war eingefallen, seine Augen blickten trübe. »Ja«, schnaufte er. »Wir haben geruht; nun müssen wir weiter!«
    Casmyr nickte stumpf. »Zur heiligen Stätte!«
    Aber keiner setzte sich in Bewegung. Cugel wanderte zum Dünenrand hinauf und legte sich in den spärlichen Strandhafer, um den Abend abzuwarten. Als er nach rechts blickte, sah er ein menschliches Skelett in einer Haltung im Sand liegen, die seiner eigenen nicht unähnlich war. Schauernd wandte er sich nach links, und dort war ein zweites Skelett, vom Alter und dem Wechsel der Jahreszeiten verwittert und zerbrochen.
    Cugel raffte sich auf und rannte wankend zu den anderen. »Schnell!« rief er. »Solange unsere Kraft noch reicht! Nach Süden! Kommt, ehe wir sterben wie diese anderen, deren Knochen dort oben im Sand bleichen.«
    »Ja, ja«, murmelte Garstang. »Zur heiligen Stätte!« Und er erhob sich mühsam. »Kommt!« rief er heiser den anderen zu. »Wir gehen nach Süden!«
    Subucule kam gleichfalls auf die Beine, aber Casmyr ließ sich nach einem lustlosen Versuch zurückfallen. »Hier bleibe ich«, sagte er. »Wenn ihr den Tempel erreicht, legt bei Gilfig Fürbitte ein; erklärt, daß die Anstrengungen größer waren als die Kräfte meines Körpers.«
    Garstang wollte bleiben und auf ihn einreden, aber Cugel zeigte zur sinkenden Sonne. »Wenn wir warten, bis es dunkel wird, sind wir verloren! Morgen werden unsere Kräfte erschöpft sein!«
    Garstang unternahm einen letzten Versuch. »Mein Freund und Gefährte, nimm deine Kräfte zusammen. Gemeinsam sind wir bis hierher gekommen; sollen wir uns nun trennen, so kurz vor dem Ziel?«
    »Kommt, zur heiligen Stätte!« krächzte Subucule.
    Aber Casmyr wandte den Kopf zur Seite. Cugel und Subucule führten Garstang fort, dem die Tränen über die welken Wangen rannen; und sie wankten den Strand entlang nach Süden.
    Die alte Sonne versank in einem Fächer brandiger Farben. Hohe, flockenartige Wolken glühten in halkyonischem Gelb an einem seltsam bronzebraunen Himmel. Im letzten Licht stießen die Pilger auf einen Bach mit klarem Süßwasser, an dessen Ufern Beerensträucher und wilde Pflaumen wuchsen, und hier verbrachten sie die Nacht. Am Morgen fing Cugel einen Fisch und sammelte am Strand Krabben. Gestärkt wanderten die drei weiter, immer nach dem Tempel Ausschau haltend, der nun auch in Cugels Erwartungen eine Rolle zu spielen begann, so stark waren die Gefühle seiner Gefährten. Tatsächlich war es der fromme Subucule, der zu verzweifeln begann, als die Tage vergingen. Er ging so weit, nicht nur die Aufrichtigkeit von Gilfigs Befehl in Frage zu stellen, sondern Gilfig selbst Weisheit und Tugend abzusprechen.
    »Gilfigs Wege sind unerforschlich«, sagte Garstang. »Wir sind bis hierher gegangen, nun müssen wir weitersuchen!«
    Subucule blieb stehen und blickte zurück, dann sah er seine Gefährten an und sagte: »Hier ist mein Vorschlag. Laßt uns an dieser Stelle einen Steinaltar errichten, der unsere heilige Stätte wird; laßt uns dann beten und unsere Andacht verrichten. Wenn Gilfigs Befehl so erfüllt ist, können wir wieder nach Norden zu dem Dorf zurückkehren,

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