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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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struppigen schwarzen Mähnen, die eure Gesichter umgeben, das rauhe Geschrei eurer Sprache – um nur einige Punkte zu nennen.«
    Die Dorfbewohner lachten ungläubig. »Was für ein Unsinn!« riefen sie. »Unsere Zähne sind so lang, damit wir die zähen Fische zerreißen können, von denen wir leben. Wir tragen unser Haar so, um ein gewisses lästiges Insekt fernzuhalten, und da wir alle ziemlich taub sind, neigen wir vielleicht zum Schreien. Aber im Grunde sind wir freundliche und umgängliche Leute.«
    »Genau«, bekräftigte der Dorfälteste, »und um das zu beweisen, werden wir morgen unser bestes Boot verproviantieren und euch mit den besten Wünschen verabschieden. Heute abend aber soll euch zu Ehren ein Fest gefeiert werden!«
    »Hier ist ein Dorf von wahrhaft heiligmäßiger Gesinnung«, erklärte Garstang. »Seid ihr guten Leute vielleicht Anbeter Gilfigs?«
    »Nein; wir werfen uns vor dem Fischgott Yob nieder, der ebenso wirksam scheint wie jeder andere. Aber kommt, laßt uns ins Dorf gehen. Wir müssen das Fest vorbereiten.«
    Das Fest dauerte bis tief in die Nacht. Am Morgen zeigte sich, daß die Dorfbewohner nicht zu viel versprochen hatten. Ein besonders seetüchtiges Boot wurde mit Proviant und Wasser ausgerüstet, und alle versammelten sich am Hafen. Cugel und Garstang brachten ihre Dankbarkeit zum Ausdruck, dann hißte Cugel das Segel, und Garstang warf die Leinen los. Ein leichter Wind blähte das Tuch, und langsam glitt das Boot hinaus auf das Meer von Songan. Allmählich verlor sich das Ufer im Dunst der Ferne, und die zwei waren allein mit dem schwarzen, metallischen Schimmer des Wassers auf allen Seiten.
    Der Mittag kam, und das Boot zog lautlos durch eine elementare Leere: Wasser unten, Luft oben; Stille in allen Richtungen. Der Nachmittag war lang und träge, unwirklich wie ein Traum; und der melancholischen Großartigkeit des Sonnenuntergangs folgte eine Dämmerung von der Farbe verdünnten Weines.
    Dann frischte der Wind ein wenig auf, und die ganze Nacht durch steuerten sie westwärts. Am Morgen schlief der Wind ein, und während das Segel schlaff gegen den Mast schlug, legten sich auch Cugel und Garstang zur Ruhe.
    Achtmal wiederholte sich dieser Zyklus. Am Morgen des neunten Tages kam voraus eine flache Küste in Sicht, aber es wurde Nachmittag, ehe der Bug ihres Bootes durch sanfte Brandungswellen schnitt und auf einen weiten, weißen Strand knirschte. »Dies also ist Almery?« fragte Garstang.
    »Ich glaube es«, sagte Cugel, »aber ich kann nicht sagen, welche Gegend es ist. Azenomai mag im Norden, Westen oder Süden liegen. Wenn der Wald dort derselbe ist, der den Osten Almerys bedeckt, würden wir gut beraten sein, ihn zu umgehen, weil er einen schlimmen Ruf hat.«
    Garstang zeigte den Strand entlang. »Dort ist ein Dorf! Wenn die Leute hier wie jene auf der anderen Seite des Meeres sind, werden sie uns weiterhelfen. Kommen Sie, wir wollen zu ihnen gehen.«
    Cugel zögerte. »Vielleicht sollten wir die Lage vorher auskundschaften.«
    »Wozu?« fragte Garstang. Er ging voraus am Strand entlang auf das Dorf zu. Als sie näher kamen, konnten sie Leute auf dem zentralen Dorfplatz sehen: anmutige, goldhaarige Menschen, deren Stimmen wie Musik klangen. Garstang ging freudig weiter, denn er erwartete einen womöglich noch freundlicheren Empfang als das letztemal, aber die Dorfbewohner kamen plötzlich von allen Seiten über sie und fingen sie mit Netzen. »Warum tut ihr das?« rief Garstang. »Wir sind Fremde und kommen mit friedlichen Absichten!«
    »Ihr seid Fremde, und das genügt«, sprach der größte der goldhaarigen Dorfbewohner. »Wir verehren jenen unerbittlichen Gott, der als Dangott bekannt ist. Fremde sind Häretiker und werden an die heiligen Affen verfüttert.« Damit begannen sie, Cugel und Garstang über die scharfen Steine jenseits des Sandstrands zu schleifen, während die Kinder des Dorfes fröhlich auf beiden Seiten tanzten.
    Es gelang Cugel, das von Voynod geerbte Rohr aus dem Beutel zu ziehen und blaues Konzentrat auf die Dorfbewohner zu verschießen. Sie fielen entsetzt zu Boden, und Cugel konnte sich aus dem Netz befreien. Darauf zog er den Degen und machte sich daran, Garstangs Netz aufzuschneiden, doch nun erholten sich die Dorfbewohner wieder. Cugel setzte das Rohr ein zweites Mal ein, und die Einwohner flohen in Angst und Schrecken.
    »Gehen Sie, Cugel«, sprach Garstang. »Ich bin ein alter Mann, und meine Kraft ist gering. Laufen Sie fort. Bringen Sie sich in

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