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Das Auge der Ueberwelt

Das Auge der Ueberwelt

Titel: Das Auge der Ueberwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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die Straßen von Erze Damath zum Westtor führten. Hier blieb Cugel als Bewacher der Herde zurück, während Garstang und Casmyr Vorräte einkauften.
    Bis zum Abend waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, und am folgenden Morgen zogen die Pilger zum Tor hinaus. Die Tiere trugen Körbe mit Lebensmitteln und Ziegenhäute voll Wasser; die Pilger hatten sich mit neuen Schuhen und breitkrempigen Hüten ausgerüstet. Von den siebenundfünfzig Männern, die in Erze Damath angekommen waren, verließen neunundvierzig die Stadt, um die heilige Stätte Gilfigs am Meer von Songan zu suchen, und diese Zahl verringerte sich schon nach wenigen Stunden auf achtundvierzig. Als ein gewisser Thokarin die Kolonne verließ, um einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen, wurde er von einem Riesenskorpion gestochen und rannte heiser schreiend in mächtigen Sprüngen nach Norden davon, bis er außer Sicht kam.
    Der Tag verging ohne weitere Zwischenfälle. Das Land war eine trockene, graue Einöde, übersät mit scharfkantigen Steinen, in der nur Eisenkraut gedieh. Im Süden waren Ketten niedriger Hügel, und Cugel glaubte eine oder zwei Gestalten auszumachen, die bewegungslos auf dem Kamm standen. Bei Sonnenuntergang machte die Karawane halt, und Cugel, der sich an die Banditengefahr erinnerte, überredete Garstang, zwei Posten aufzustellen: Lippelt und Mirch-Masen.
    Am Morgen waren die beiden spurlos verschwunden, und die Pilger waren alarmiert und bedrückt. Sie standen in nervösen Gruppen beisammen. Die Wüste lag flach und trüb im Zwielicht der Dämmerung. So weit das Auge reichte, regte sich nichts Lebendiges. Nach einer Weile zog die Karawane weiter, und nun waren sie nur noch sechsundvierzig. Der Tag verging ohne Zwischenfall, aber am Tag darauf überquerten die Pilger einen niedrigen Höhenzug, und hier wurden sie überraschend von Banditen angegriffen. Zuerst blieb es bei einem kurzen Gefecht mit einem Kundschaftertrupp, und der einzige Verlust war Haxt, der am Bein verwundet wurde. Aber zwei Stunden später ereignete sich ein größerer Zwischenfall. Als sie am Fuß eines Hanges dahinzogen, löste sich über ihnen ein Felsblock und rollte durch die Karawane. Andle, der funambule Evangelist, und Roremaund, der Skeptiker, waren auf der Stelle tot, und mit ihnen wurde ein Packtier getötet. Während der folgenden Nacht starb auch Haxt, offenbar vergiftet von der Waffe, die ihn verletzt hatte.
    Mit ernsten Gesichtern brachen die Pilger am nächsten Morgen auf, und kaum eine halbe Stunde später gerieten sie in einen Hinterhalt der Banditen. Zum Glück waren sie auf einen Angriff gefaßt, und bei ihrem Rückzug ließen die Banditen ein Dutzend Tote auf dem Kampfplatz zurück, während die Pilger nur Cray und Magasthen verloren.
    Nun wurde Murren laut, und sehnsüchtige Blicke richteten sich nach Osten, wo Erze Damath lag. Garstang ermutigte die Verzagenden: »Wir sind Gilfigiten; Gilfig selbst sprach zu uns! An den Ufern des Meeres von Songan werden wir die heilige Stätte suchen! Gilfig ist allwissend und barmherzig; wer in seinem Dienst fällt, wird sogleich ins paradiesische Gamamere aufgenommen! Westwärts, Pilger!«
    Die Ansprache verfehlte nicht ihre Wirkung, und die Karawane setzte sich von neuem in Bewegung. Der Rest des Tages verging ohne weitere Ereignisse, doch während der Nacht rissen sich drei von den Tragtieren los und konnten nicht wieder eingefangen werden.
    Am siebten Tag aß Thilfox eine Handvoll giftiger Beeren und starb unter Krämpfen, worauf sein Bruder Vitz einen Tobsuchtsanfall erlitt und die Reihe der Tragtiere entlangrannte, Gilfig mit blasphemischen Beschimpfungen überschüttete und mit seinem Messer Wassersäcke aufschlitzte, bis Cugel ihn schließlich tötete.
    Zwei Tage später erreichte die erschöpfte Kolonne eine Quelle. Ohne Garstangs Warnung zu beachten, warfen Salanave und Arlo sich neben dem Quell zu Boden und tranken das Wasser gierig in sich hinein. Augenblicke später würgten und husteten sie, hielten sich die Bäuche, wanden sich schreiend in Krämpfen und starben.
    Wieder eine Woche später kamen fünfzehn Männer und vier Tragtiere auf eine Anhöhe und blickten über die ruhigen Wasser des Meeres von Songan hinaus. Cugel hatte überlebt, ebenso wie Garstang, Casmyr und Subucule. Vor ihnen lag sumpfiges Grasland, genährt von einem kleinen Wasserlauf. Cugel prüfte das Wasser mit Iucounus Amulett und erklärte es für ungefährlich. Alle tranken sich satt, aßen Riedgras, das mit

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