Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
aber haben wir Faihlyd aus dem Haus des Löwen, die mit ihrer eigenen Legende die von Jerbil nicht mehr fürchten muss. Und wir haben Armin, den Führer des Hauses des Adlers. Wenn die beiden wirklich auf dem Schiff geheiratet haben, haben wir erneut ein Liebespaar aus dem Haus des Löwen und des Adlers, das Anspruch auf den Thron des Kalifen anmeldet.«
»Aber das Haus des Adlers ist vernichtet!«
Ich lachte. »Was willst du wetten, Leandra? Eines der einflussreichsten Häuser von damals? Sie sind untergetaucht. Denk nur an den Zirkus. Jeder Einzelne von ihnen wird dem Haus des Adlers angehören. Mit dieser Heirat knüpfen die beiden an die Legende von Jerbil und Serafine an. Armins Absicht ist klar. Er wird das Haus des Adlers wieder ins Leben zurückrufen, und es wird ihm auch gelingen. Mit diesen beiden Häusern, wiedervereint und wiederauferstanden, ist die Wahl Armins zum Kalifen so gut wie gesichert.«
»Armin? Ich dachte, Faihlyd wollte …«
»Faihlyd wäre wahrscheinlich Kalifa geworden. Aber nach den Gesetzen Bessareins ist der Ehemann einer Kalifa zugleich auch der Kalif. Das war eine der Fragen, die mir der Priester Soltars beantwortete. Deswegen ist der Emir von Janas auch mit Brautgeschenken gekommen: Faihlyd ist der Schlüssel zur Krone Bessareins.«
»Du meinst also tatsächlich, dass Armin, dein Diener, der nächste Herrscher von Bessarein wird?«, fragte Leandra. »Unser Armin, der Wortgewaltige? Er greift nach den Sternen! Ich frage mich, wieso Faihlyd sich darauf einlässt. Das Haus des Adlers mag vielleicht wiederauferstehen, aber es ist nicht von politischer Wichtigkeit. Es ist ihr Ansehen, das Armins Plan ermöglicht.«
»Auch hier hast du wieder recht. Es ist häufig die Rede von Plänen, die über Jahre ausgearbeitet und ausgeführt werden, aber ich glaube nicht daran. Kein solcher Plan hält lange genug. Wenn doch, wäre Armin ein Genie. Und er müsste Faihlyd verführt haben. Erscheint dir unsere Prinzessin als einfältig?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich denke, sie ist in politischen Dingen weitaus geübter als Armin.«
»Das glaube ich auch. Bis jetzt habe ich Armin niemals bei einer Lüge ertappt. Er kann sich gut herausreden, aber er sagt stets die Wahrheit. Was er mir über Helis erzählte, ist wohl auch wahr. Sie ist seine Schwester, sie wurde entführt, und er suchte sie. Er verbrachte das letzte Jahr in Gasalabad, um sie zu finden. Erinnerst du dich an den Juwelier? Er kannte Armin als einen guten Freund. Ich denke, dass Faihlyd und Armin sich während seiner Suche nach Helis kennenlernten.«
»Ich schätze, es wird nachher eine anregende Unterhaltung mit ihm geben.« Leandra lächelte. »Ich bin gespannt, wie viele deiner Vermutungen sich bestätigen werden.«
»Ich ebenfalls.«
»Aber all diese Vermutungen handeln von Armins und Faihlyds Wünschen. Ich glaube, auch uns wäre es recht, wenn es so käme, nicht wahr? Vielleicht haben wir nicht nur den Respekt des zukünftigen Kalifen, sondern auch seine Freundschaft.« Sie lachte. »Vielleicht mit Ausnahme Zokoras.«
Ich musste ebenfalls lachen. »Ich glaube, er mag sie sogar. Aber wenn wir nun an die Attentatsversuche und Jefars Meister denken, befürchte ich, dass jemand andere Pläne hat. Es ist mehr als denkbar, dass Bessarein unter Armins und Faihlyds Führung erstarken und aufblühen könnte. Ich glaube, dass Thalak dahinter steckt. Wäre dem so, kann er kein Interesse daran haben und wird versuchen, es zu verhindern. Der Herrscher von Thalak ist unsterblich, er kann es sich leisten, Jahrzehnte im Voraus zu planen.«
»Aber sagtest du nicht, dass solche langfristigen Pläne unweigerlich scheitern?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Nun, ein Reich, gegen das man irgendwann einen Krieg plant, im Vorfeld zu schwächen, ist auf keinen Fall eine schlechte Idee. Wenn man Krieg führt, will man nicht, dass der Gegner von einem Herrscher angeführt wird, der verehrt wird und stark ist. Der beste Gegner ist ein unfähiger Gegner.«
Leandra blieb plötzlich stehen, ihre Augen waren geweitet. »Havald!«
»Was ist?«, fragte ich überrascht. Ich sah mich um, ob sie irgendeine Gefahr erkannt hatte. Wir hatten mittlerweile die Bibliothek erreicht und standen auf den untersten Stufen. Aber ich konnte nichts Ungewöhnliches erkennen.
»Eleonora!«, rief Leandra. »Vielleicht war ihr Sturz auch Thalaks Werk!«
Ich dachte nach. »Zuzutrauen wäre es ihm. Aber selbst der Imperator von Thalak ist nicht so mächtig, dass
Weitere Kostenlose Bücher