Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
herausstellt, dass ein Kampf keinen Sinn hatte«, knurrte Janos, als ich ihm half, Sieglinde auf seinem Rücken festzubinden. Er trug jetzt sowohl Natalyia, die noch immer in tiefster Ohnmacht lag, als auch Sieglinde. Solange er Ragnarkrag in den Händen hielt, behauptete er, dass er ihr Gewicht kaum spüre.
Während des Rückwegs hatte ich Mühe, meine Gedanken zu ordnen. Ich fror trotz des Fellumhangs jämmerlich, aber das war nicht der Grund. Ich fühlte mich einfach überfordert. Barbaren, die sich beim Hammerkopf ansiedeln wollten? Bis jetzt hatte ich jeden Barbaren, dem ich begegnet war, erschlagen. Was denn noch alles? Und was, bei allen Göttern, hatte ich in Aleyas Traum zu suchen? Ich dachte daran, dass ich die Figuren für das Shah-Spiel, das ich Leandra schenken wollte, fast fertig hatte. In meinem Hochmut hatte ich dem weißen König mein Gesicht gegeben. Vielleicht war es aber auch nur einfach wahr, und wir waren nichts anderes als Figuren, die von anderen hin und her bewegt wurden. Vor knapp sechs Wochen hatte ich mir den Frieden und die Ruhe des Todes gewünscht, aber wieder einmal hatte mir Soltar den Weg zu seinen Hallen versperrt.
Wenn das hier vorbei war, so schwor ich mir, würde ich mir einen ruhigen Ort suchen und Äpfel anbauen. Äpfel waren gut. Ich mochte sie schon immer, und der Geruch eines Apfelhains in voller Blüte schien mir wie das Versprechen auf das Paradies. Sonne, ein blauer Himmel und blühende Äpfelbäume. Und Seelenreißer im nächsten tiefen Brunnen. Nein, besser in einer tiefen Felsspalte. Wer wusste schon, was das Schwert mit Brunnenwasser anstellen würde.
Als wir im Torraum der Botschaft erschienen, war die Tür zum Keller hin offen. Jemand, wahrscheinlich Armin, hatte eine Lampe, einen Tisch und zwei Stühle dort hingebracht, und er und Leandra waren in ein Gespräch vertieft.
Als wir auftauchten, sprang Armin so schnell auf, dass er seinen Stuhl umwarf. Er sah uns mit großen Augen an.
Zokora hob die Hand und funkelte ihn an. »Wenig Worte, Armin.«
Letztlich sagte er gar nichts, es war Leandra, die auf uns zustürzte und entsetzt auf Natalyia und Sieglinde sah, die bleich am Boden lagen.
»Sind sie …?«, fragte sie.
»Nein«, sagte ich und öffnete meine Arme für sie. Ich warf einen kurzen Blick zu Armin hinüber. »Sieglinde ist verletzt, und Natalyia ist nur erschöpft. Sind wir allein?«
»Das Haus ist verschlossen, Esseri«, sagte Armin leise.
»Gut. Irgendwo werden wir Betten finden, hoffe ich. Wie spät ist es?« Ich hatte, wie üblich, in den Eishöhlen jegliches Zeitgefühl verloren. Ich fror immer noch, obwohl die Luft hier mir als drückend warm und schwül erschien.
»Die vierte Stunde nach der Mittagssonne«, sagte Armin, der sich wieder unter Kontrolle hatte. Er sah mir aufmerksam zu, als ich die Torsteine einsammelte. »Wir haben noch Zeit bis zum Fest.«
»Was ist passiert?«, fragte Leandra in meinen Armen. Mit einer Hand ertastete sie den Riss in meinem Kettenmantel und verzog leicht das Gesicht, als sie darunter eine neue Narbe fand.
»Ein Missverständnis mit Havalds neuen Freunden«, sagte Zokora.
»So kann man es auch nennen«, sagte Janos mit einem bösen Blick in Zokoras Richtung. »Wir trafen Werwölfe, sie wollten Zokora fressen, und wir hatten was dagegen. Dann kam Havald. Die Anführerin der Werwölfe, eine Elfe, erkannte ihn, und es war Frieden. Vorher haben wir noch ihren Sohn erschlagen.«
»Das«, sagte Leandra mit einer hochgezogenen Augenbraue, »erklärt es natürlich besser!«
Ich küsste sie. »Ich erzähle es dir später.«
›Später‹ war während eines langen heißen Bades in unseren neuen eigenen Räumlichkeiten. Das heiße Wasser kam aus einem Rohr in der Wand, aber es floss nur unregelmäßig.
»Die Rohre sind wohl noch verstopft«, sagte ich träge. Ich lag bereits in dem gekachelten Bad und wartete geduldig, während das Wasser anstieg. Leandra saß neben mir auf einer niedrigen Stufe und lachte. »Wir haben noch keine Dienstboten. Oder genauer gesagt, wir haben sie, aber ich habe sie ausgesperrt. Es ist Armin, der das Wasser pumpt.«
Es gluckerte in dem Rohr. »Er hat seinen Rhythmus wohl noch nicht gefunden.«
Irgendwo musste das Wasser ja erhitzt werden, ich stellte mir Armin vor, wie er neben einem Kessel mit heißem Wasser schwitzte. Ich gönnte es ihm. Körperliche Arbeit, so hieß es, sei gut für die Seele.
Noch später trafen wir uns alle in einem großen Raum im zweiten Stock. Er wirkte
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