Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
gehört. Das bedeutet, dass wir von hier aus zur Donnerfeste reisen können und wieder zurück.«
»Wenn es wirklich der Schlüssel ist und keine Falle«, gab ich zu bedenken.
»Gut, das können wir feststellen.« Sie lachte. »Das Beste hieran ist: Dieses Haus steht schon lange leer, und man kann es erwerben!«
»Das glaube ich nicht. Ich weiß, dass das Imperium noch immer Wert darauf legt, seine Liegenschaften im eigenen Besitz zu halten.«
Ich hatte ihr schon von der Begegnung mit den imperialen Truppen bei Fahrds ehemaligem Gasthof erzählt, nun ergänzte ich es um Schwertmajor Kasales Begründung gegenüber dem Kavallerieoffizier.
Sie nickte langsam. »Das mag sein, aber das müssen wir dann eben herausfinden. Vielleicht ist es auch möglich, dieses Gebäude aus den Liegenschaften des Imperiums zu kaufen. Du verstehst, weshalb das Haus so wichtig ist?«
Natürlich verstand ich. Dies war ein Tor, das sich nicht an einer abgelegenen Stelle befand. Wenn wir auf unseren weiteren Reisen andere Tore fanden, so konnten wir immer hierher zurückkehren, um uns neu zu verproviantieren oder um zu rasten. Leandra war, in einem gewissen Sinne, Botschafterin des Königreiches Illian. Vielleicht war es möglich, dieses Gebäude als eine Botschaft einsetzen zu lassen.
Leandra unterbrach meine Überlegungen. »Zwei andere Dinge bewegen meine Gedanken«, sagte sie. »Wir fanden an zwei Stellen Torsteine, obwohl Kennard meinte, sie seien alle entfernt worden. Beide Tore gaben uns jeweils eine weitere Torkombination.«
»Oder jemand legte die Steine so, dass sie in die Irre führen«, sagte ich. »Ich wüsste nicht, wie man das ausprobieren kann.«
»Da hast du leider recht«, sagte sie. »Aber zurück zu diesem Haus. Schon gestern fand ich heraus, wie man es erwerben kann. Es gibt auf dem Platz der Ferne eine Bibliothek und ein Archiv. Dort werden die Liegenschaften verwaltet.«
»Was meint ihr?«, fragte ich Janos und Sieglinde.
»Einen Stützpunkt zu besitzen wäre praktisch«, antwortete Sieglinde. »Ich weiß nur nicht, ob wir uns das leisten können.« Sie sah sich um und strich mit der Hand über den Putz. Er bröckelte ab. »Hier wäre eine Menge Arbeit vonnöten.«
»Nicht nur das«, meinte Janos. »Wir bräuchten auch Personal, welches das Haus bewacht. Es wäre mühselig, aber das Tor macht alles wieder wett.« Er rieb sich die Nase. »Ich wüsste nur zu gerne, ob es in Illian oder vielleicht sogar in der Kronburg auch ein solches Tor gibt.«
Leandra nickte. »Ich bin mir fast sicher, dass dem so ist. Ich kenne in der Kronburg mindestens einen achteckigen Raum.«
»Mit einem goldenen Achteck auf dem Boden?«, fragte Janos.
»Das weiß ich nicht. In dem Raum, an den ich mich erinnere, lag Parkett.«
»Wisst Ihr, was ärgerlich wäre?«, sagte Sieglinde.
»Nein, was?«
»Wenn es ein Tor gegeben hätte und jemand hätte das Gold um seines Werts willen herausgemeißelt«, sagte sie.
Ärgerlich in der Tat. Mir wurde fast schlecht bei dem Gedanken. Für mich waren die Tore ein Wunder, aber ich konnte es mir leicht vorstellen, wie jemand das Gold herausriss.
Als wir das Haus verließen, hatte ich die Steine dabei, und wir hatten uns besondere Mühe gegeben, die Spuren unserer Anwesenheit zu beseitigen. Vor allem Leandras und meine Fußspuren, die direkt in die Wand zu führen schienen.
10. Der Bewahrer des Wissens
Die Bibliothek war beeindruckend, allein schon die Eingangshalle mit ihren Säulen und den Statuen. Vier umlaufende Galerien und zwei große Wendeltreppen aus Marmor bestimmten das Bild, die Skulptur einer einzeln stehenden Feder reichte fast bis unter das hohe Dach.
Dutzende von Türen führten rundum tiefer in das Gebäude. Fast vor jeder Tür saß ein Schreiber an einem Pult, gut drei Dutzend Menschen warteten geduldig, bis sie an die Reihe kamen. Bis auf vier trugen alle Schreiber die breiten Messingbänder eines Sklaven um den Hals.
Wir erfuhren, dass die Registratur sich im hinteren Teil des Gebäudes befand, versuchten der verworrenen Beschreibung eines der Schreiber zu folgen und fanden uns dann auch tatsächlich im Arbeitsraum eines niederen Beamten wieder. Hier standen riesige Regale mit Schriftrollen und Büchern; der fensterlose Raum wurde durch einen polierten Spiegel beleuchtet, der Licht, das durch einen Schacht hineinfiel, auf eine polierte Kugel warf.
Der Beamte sah mein Interesse an der Beleuchtung. »Mit all dem Papyira ist hier keine Kerze oder Fackel erlaubt«, teilte
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