Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
Unterton. »Oder er will nur seinen Tee nicht allein trinken.« Sie musterte mich gründlich. »Aber diesmal wirst du dich umziehen.«
»Eigentlich dachte ich daran zu baden«, sagte ich milde.
Nach dem Bad, frisch gekleidet, mit sauber gestutztem Bart und Haupthaar, ging ich mit Varosch den Plan für die kurze Reise der anderen durch. Zokora las noch immer in dem Buch und schien unbeeindruckt von der Unterhaltung. Sieglinde und Janos waren, wie Varosch sagte, »bummeln«.
Leandra reichte Varosch eine versiegelte Schriftrolle. Er wog sie nachdenklich in der Hand. »Ich gebe sie am besten Egwin mit, wenn er noch im Gasthof ist. Ich kenne ihn ganz gut, er ist ein zuverlässiger Mann. Ich schlage vor, dass er die Nachricht zum Borontempel in Lassahndaar bringt.«
Ich versuchte mich an Egwin zu erinnern, er musste einer der beiden anderen Wachleute sein, die Rigurd, der Händler, zusammen mit Varosch angeheuert hatte.
Leandra zog die Augenbrauen zusammen. »Sie muss in die Kronburg.«
»Ja. Ich denke, dass der Hohepriester eine Möglichkeit hat, sie dem Tempel in Illian zukommen zu lassen. Ich weiß, dass die Hohepriester der Tempel miteinander in Verbindung stehen.«
Ich griff mir einen Apfel und schnitt ihn entzwei. Keine Raupen. »Meint Ihr, sie halten auch Kontakt zu den hiesigen Tempeln?«
Er schüttelte den Kopf. »Es mag möglich sein, aber ich glaube es nicht. Sonst wüssten wir mehr über das Alte Reich.«
Ich aß die eine Apfelhälfte und bot Leandra die andere an. »Wenn Ihr im Hammerkopf seid, fragt mal, ob Eberhard noch weitere Räume gefunden hat.«
»Einen Torraum?«
Ich nickte.
Varosch steckte die Rolle ein und sah mich fragend an. »Ich dachte, es gäbe ein Tor im Gasthof? Ich hörte, er habe eines unten in der Halle unter dem Innenhof gefunden.«
»Das ist das falsche Tor. Es war nur für Waren gedacht.«
»Ich werde fragen. Hätte das Tor nicht im Turm sein müssen?«
»Wir haben bislang nur eine Wegestation mit einem Tor gefunden. Das Taubentor. Dort war es im Turm. Aber das war die Ausnahme.«
»Taubentor. Nette Beschreibung. Mich juckt es jetzt noch, wenn ich daran denke.« Er grinste. »Ich denke, Eberhard hatte Zeit genug, jeden Stein zu wenden. Wenn es da ist, hat er es bestimmt gefunden.«
»Bis jetzt waren die meisten Tore in geheimen Räumen. Hinter gut getarnten Türen«, sagte Leandra.
»Fragt Natalyia«, sagte Zokora und blätterte eine Seite weiter. »Sie erspürt es auch da, wo kein Stein ist.« Ich sah zu ihr hinüber, die Dunkelelfe wirkte immer noch vertieft in ihr Buch.
Dennoch, es war keine schlechte Idee. »Ist sie da?«
Varosch nickte. »Sie ist in ihrem Raum.«
Ich erhob mich, ging zu ihrer Tür und klopfte. Sie bat mich herein, und als ich eintrat, sah sie lächelnd zu mir hoch.
Es war ein ungewohnter Anblick. Natalyia saß im Schneidersitz neben einem Fenster auf einem der niedrigen Stühle, nur in ihr Untergewand gekleidet, und nähte einen Saum. Irgendwie war ich überrascht, sie bei einer solchen häuslichen Arbeit zu sehen. Ich versuchte, nicht auf ihre gut geformten Beine zu starren.
»Hat das mit dem Tor geklappt?«, fragte sie.
»Ja. Der Weg zur Donnerfeste ist frei. Wir überlegen nun, ob es im Gasthof selbst noch ein Tor geben könnte. Du spürst den Stein, vielleicht hast du eine Idee. Hast du im Gasthof irgendwo noch weitere Hohlräume gespürt?«
Sie schüttelte den Kopf und griff nach etwas an ihrem Hals, was nicht mehr vorhanden war. »Balthasar hielt mich die ganze Zeit unter seiner Kontrolle. Danach war ich in Zokoras Gewalt. Keiner von beiden ließ zu, dass ich mein Talent einsetzte. Wenn Ihr wünscht, kann ich mit zurückgehen und nach dem Torraum suchen.«
Ich sah sie nachdenklich an. Damals auf dem Schiff hatte ich ihr die Wahrheit gesagt, ich hatte ihr schon längst verziehen. Ich mochte sie und hatte sie vielleicht auch etwas ins Herz geschlossen. Aber vertraute ich ihr? Vertrauen gebiert Vertrauen, hieß es in den Tempeln. Vertraue nur dir selbst, und du wirst nicht verraten, war hingegen mein Leitspruch.
Sie war eine Agentin des Dunklen Reiches. Sie hatte versucht, mich zu töten, angeblich unter der Gewalt Balthasars. Aber sie hatte mir auch das Leben gerettet. Angeblich hatte Zokora sie aus der geistigen Gewalt von Thalak befreit. Es war unbestreitbar, dass sie für uns eine wesentliche Hilfe darstellte, und auch hier in Gasalabad hatte sie sich als nützlich erwiesen. Vielleicht war es an der Zeit, ihr zu vertrauen.
»Gut.
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