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Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)

Titel: Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Prunkzug zum Nordtor. Zurück blieben gut ein Dutzend Männer und Frauen, die unter die Hufe gekommen waren, zum Teil bewegten sie sich noch, der größte Teil jedoch lag still, während andere sie plünderten.
    Dieses Schicksal einiger weniger schien die Freude der anderen nicht zu beeinträchtigen.
    »Mit einem solchen Reichtum wäre es doch möglich, für die Menschen hier Arbeit und Unterkunft zu schaffen«, sagte Leandra dann. »In einer Truhe nützt Gold niemandem etwas.« Sie drehte sich in meinen Armen um und sah mich an, ihr Gesicht nah an meinem. »Fast sehne ich mich nach den grauen Mauern von Illian zurück und den farblosen Gewändern. Unsere Leute sind nicht so reich wie diese hier, aber auch nicht so arm. Ohne Zweifel ist Bessarein ein reiches Land, aber es wird hier nur geherrscht und nicht regiert.«
    Ich gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Ich habe gehört, dass Faihlyd die Wüste bewässern lässt und Wälder aufforstet. Sie versucht das, was du sagst, so wie ihr Vater und dessen Mutter vor ihr. Das Haus des Löwen ist erst seit vierzig Jahren wieder an der Regierung.«
    »Coldenstatt wurde vor etwas mehr als fünfzig Jahren gegründet. Wenn wir mit unseren bescheidenen Mitteln eine blühende Stadt in fünfzig Jahren errichten können, dann sollte man hier mehr vermögen.«
    »Coldenstatt hat weniger Einwohner, als jetzt in diesem Moment hier auf dem Platz sind. Ich glaube, wir können das nicht vergleichen.« Ich blickte den Fahnen der Infanterie nach, als diese durch das Tor schritt. »Ich jedenfalls wollte eine Stadt wie diese und erst das ganze Land nicht regieren. So vielen Menschen kann man es nicht recht machen.«
    Sie sah mich seltsam an. »Man muss es dem Volk nicht recht machen. Man muss nur gerecht sein.«
    »Überlass das Regieren den Königen, meine Liebe«, sagte ich. »Ich bin froh, dass ich nicht zu ihnen zähle.«
    »Du wärst kein schlechter Herrscher, Havald«, meinte sie.
    Ich lachte. »Ein Schweinehirte auf einem Thron? Nein, danke. Du könntest keinen schlechteren finden als mich, ich bin stur und uneinsichtig. Meine Ansichten würden mich direkt zum nächsten Schafott führen, sobald ich sie laut äußerte. Ich danke den Göttern, dass dieser Kelch an mir vorübergezogen ist.« Etwas in ihrem Gesicht ließ mich sie genauer mustern. »Was ist?«
    »Eleonora, unsere Königin …«
    »Was ist mit ihr?«
    »Behalte das für dich, ich sage es dir nur, damit du die Dringlichkeit unserer Mission erkennst. Sie wird nicht mehr lange unter uns weilen. Sie hat ihren Sturz nun fast dreißig Jahre lang überlebt, aber sie ist nichts mehr als ein Wille in einem sterbenden Körper. Nur die Gebete der Dienerinnen Astartes halten sie noch am Leben, und dieses Leben ist eine unbeschreibliche Qual für sie. Niemand im Reich weiß, was für eine tapfere Königin unser Land hat. Aber sie wird dieses Jahr nicht überleben.«
    Ich sah sie überrascht an. »Das wusste ich nicht.«
    Sie legte ihr Gesicht an meine Brust. »Niemand weiß das. Es ist eines der am besten gehüteten Staatsgeheimnisse. Das Schlimmste ist, sie wird keinen Erben hinterlassen.«
    Ich pfiff leise durch die Zähne. »Gibt es keine Cousins?«
    »Doch, drei. Und schon jetzt bekämpfen sie sich gegenseitig.«
    Ich schüttelte den Kopf. Und das mit Thalak vor der Tür. Dann kam mir ein absurder Gedanke. »Dieses Gerede, du denkst doch nicht ernsthaft daran, dass ich nach der Krone Illians greifen würde, oder?«
    »Nein, Havald. Ich weiß das. Aber es wäre ein Geschenk für unser Land, wenn sich jemand wie du fände, um es zu führen.«
    »Mögen die Götter unser Land davor bewahren. Es wäre der Ruin«, sagte ich und schob sie beiseite, um vom Podest zu springen und sie herunterzuheben.
    »Ich habe keine Geduld mit höfischem Gebaren, und Diplomatie ist etwas, von dem ich gar nichts verstehe. Bitte hör mit dem Gerede auf, es ist mir nicht recht.«
    Als wir weitergingen, versank ich tief in Gedanken. Ich erinnerte mich an den Tag, an dem ich unsere Königin das letzte Mal gesehen hatte. Sie war damals kaum zehn Jahre alt, ein junges Mädchen mit rotblonden Haaren, großen, tiefen Augen in einem schmalen, zierlichen Gesicht. Wäre ihr Rückgrat nur einen Wirbel weiter oben gebrochen, sie wäre tot. So war es, bis auf ihren Kopf, nur der Körper, der starb.
    Schon damals hatte ich Schmerzen in diesen jungen Augen gesehen, die für ihre Jahre viel zu alt waren. In jedem anderen Land hätte es eine Regentschaft für eine so

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