Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
Sieglinde an. »Aber ich denke, dass allein das Gesicht Eberhards, wenn er erfährt, dass Sieglinde und ich handgebunden sind, diese Reise wert ist.«
»Dann sollten wir nachsehen, ob das Tor arbeitet«, sagte Leandra und erhob sich. »Wo ist eigentlich Armin?«
»Er ist zur Botschaft gegangen. Er muss schon früh aufgebrochen sein. Als ich mich zum Frühstückstisch begab, war er schon gegangen und hatte diesen Zettel hinterlassen.« Natalyia hielt die Nachricht hoch. Ich warf einen Blick darauf, Armin besaß eine schönere Schrift als ich.
»Gut«, sagte ich. »Leandra und ich schauen uns das Tor an.«
»Ich glaube, ich schlafe mal aus«, sagte Janos und gähnte. »Vor allem, wenn wir morgen tatsächlich durch das Tor aufbrechen sollen.«
Als wir bei der Botschaft ankamen, traute ich meinen Augen kaum. Das Haus war vollständig neu verputzt, und schon zum größten Teil mit den glasierten Keramikziegeln verkleidet, die man hier so oft an den Fassaden sah, sämtliche Fenster besaßen Läden, und Handwerker waren gerade dabei, direkt unter dem Dach mit diesen Ziegeln einen Zierstreifen zu gestalten.
»Beeindruckend«, sagte Leandra. Der Mörtel zwischen den glasierten Ziegeln war noch feucht, aber bei der Hitze hatte ich keine Zweifel, dass er am Abend bereits getrocknet wäre. Gemeinsam betraten wir das Gebäude, es roch nach feuchtem Putz, Öl, Wachs und frischer Erde. Letzteres erklärte sich, als wir den Innenhof erreichten. Es schien, als habe jemand einen Zauber gewirkt. Von der vertrockneten Vegetation war nichts mehr zu bemerken, neue Erde war angekarrt und neue Pflanzen gesetzt worden. Ein leichter Schatten lag auf dem Hof, und ich sah nach oben: Der Innenhof war mit einem Dach aus rautenförmig angeordneten Lattenrosten bedeckt, die gut die Hälfte der Sonne abfingen.
Ein älterer Mann pflanzte gerade einen blühenden Strauch. Als er uns sah, ließ er sich in seiner Arbeit nur insoweit stören, als dass er uns zunickte. Wir sahen uns sprachlos um und gingen dann ins Haus.
Hier war der Geruch von feuchtem Putz stärker, alle Fensterläden standen offen, damit auch der Innenputz trocknen konnte. Wir fanden Armin letztlich in dem Raum, der wahrscheinlich die Küche gewesen war. Er unterhielt sich dort mit zwei Handwerkern. Sie erblickten Leandra und mich, das Gespräch versiegte, und beide verbeugten sich tief. Armin trug ein neues Gewand – oder er hatte es irgendwie fertig gebracht, das alte in Windeseile zu waschen –, dennoch war er bereits wieder verdreckt. Hier in Gasalabad war, wie ich mittlerweile gelernt hatte, die Gilde der Handwerker gut organisiert. Jeder Handwerker trug irgendetwas an seiner Kleidung, um seine Zunft zu signalisieren. Ein Zimmermann zum Beispiel hatte oft das Symbol eines Loteisens irgendwo eingenäht, ein Bäcker ein Brot, ein Schmied einen Amboss. An diesen beiden Handwerkern sah ich weder ein solches Symbol, noch war ihre Kleidung verdreckt. Einer der Männer trug alte Reitstiefel. Stiefel waren für einen Handwerker in dieser Hitze nicht unbedingt die ideale Fußbekleidung.
Als Armin uns sah, strahlte er und eilte auf uns zu. »Ist der Emir, lange möge er leben, nicht ein wahrhaft großzügiger Mann? Er hat uns die Baumeister des Palastes zur Verfügung gestellt, um dieses Gebäude in ein Kleinod zu verwandeln! Gleicht es nicht einem Wunder, was hier vollbracht wurde? Esserin, morgen, so sagte man mir, könne man einziehen!«
»In der Tat beeindruckend, Armin«, sagte ich. »Ich sehe, du bist Herr der Lage.«
»Esseri, es ist, wie Ihr sagt, die Götter gaben Eurem Diener ein bescheidenes Talent der Organisation. Es ist mir eine Ehre, Euch in dieser Art dienen zu können.«
»Nun, wir wollen dich dann nicht weiter stören. Ich wollte dir nur ausrichten, dass der Zirkus in der Stadt ist.«
»Niemals würde Eure Anwesenheit stören, Esseri! Allein der Anblick der Essera, gepaart mit dem Wissen, dass sie es sein wird, die hier wohnt, wird die Leute zu wahren Meisterleistungen anspornen, damit ihre Kunst der Schönheit würdig ist, welche hier wandeln wird!«
Leandra lachte. »Danke. Willst du nicht deine Familie aufsuchen?«
»Später, Essera. Es gibt noch viel zu tun.« Er sah zu uns hoch. »Auch wenn es immer wieder eine Freude ist, so befürchte ich, dass ihr die Arbeiter ablenken könntet. Wärt ihr …«
Ich lachte auf. »Wir gehen schon. Wir schauen uns nur noch etwas im Keller um.«
Die beiden ungewöhnlich sauberen Handwerker verblieben in ihrer
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