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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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Seine gegenwärtigen Gefühle waren von einer Art, daß das Benehmen des Mannes am Rednerpult, wie auch die meisten anderen Dinge, keinen Einfluß auf sie hatten.
    Nach einer guten Weile raffte Vanag sich auf, räusperte sich und zog seinen Uniformrock glatt. »Hier haben wir, was wir Bürokraten einen Situationsbericht nennen«, sagte er mit einem Blick auf seine Notizen. »Seit mehr als achtundvierzig Stunden herrscht überall Ruhe. Tatsächlich hat es an den meisten Orten keinerlei Unruhen gegeben. Moskau: was unter Ihnen als ein Regierungswechsel im Gespräch war, hat nicht stattgefunden. Nun zu England. Bristol: eine Explosion verletzte vier Sicherheitsbeamte, einen davon schwer. Sevenoaks: auf einen hochrangigen Offizier wurden Schüsse abgefeuert, ein Mitglied seines Gefolges wurde leicht verwundet. In der Nähe von Scotton, Yorkshire, wurden zwei Militärfahrzeuge in Brand gesetzt, aber es gab keine Verluste. Und das ist alles.
    Außer in diesem Distrikt. Da drei von den fünf Männern, welche die Gruppe 31 gründeten, unsere Leute waren, hat die Beobachtung der weiteren Entwicklung unsere Kräfte kaum bis zum Äußersten angestrengt, und dementsprechend hatten wir auch nicht allzu viele Möglichkeiten, mehr als ein Mindestmaß an Kompetenz zur Schau zu stellen.« Er blickte auf und lächelte. »Das Ganze war ziemlich langweilig, um die Wahrheit zu sagen. Keine wirkliche Herausforderung. Nun, teils durch Zufall wurde in diesem Distrikt etwas möglich, was doch ein wenig mehr Spaß machte: eine kleine Verschwörung, um den Begriff in seinem technischen Sinne zu gebrauchen, ein kleines Täuschungsmanöver und eine Provokation in einem. Eine Provokation ist attraktiv, weil sie die Wirkung hat, den Einsatz in einem Gewinnspiel zu erhöhen. Sie werden das gleich verstehen. Die Täuschung war jedenfalls erfolgreich. Es gelang uns, Ihnen eine Liste unserer Leute in Ihrer Organisation zuzuspielen, die tatsächlich eine Liste Ihrer eigenen Führung war, die daraufhin von Ihnen selbst durch einige Morde dezimiert wurde. So hatte die Provokation vollen Erfolg.«
    Bis dahin hatten seine Zuhörer in dumpfem Schweigen zugehört, teils aufmerksam, teils gleichgültig, nun aber erhob sich aufgeregtes Gemurmel. Vanag fuhr unbeirrt fort:
    »Das war nicht ohne Eleganz, aber um zu gelingen, bedurfte es einer Dummheit von Ihrer Seite, mit der Sie sogar mich ein wenig überraschten. Nun, sollten Sie sich fragen, ob ich die Wahrheit sage, dann fragen Sie sich auch, warum ich Sie belügen sollte. Was kümmert es mich, wie Sie über irgend etwas denken?«
    Es dauerte eine kleine Weile, bis die Bedeutung dieser Worte allgemein ins Bewußtsein gedrungen war. Dann gab es zornige Rufe und Schreie, und zwei Gestalten wurden zu Boden geworfen und verschwanden aus dem Blickfeld. Beim ersten Anzeichen von Unruhe hatten die Wachen zu Vanag geblickt, der ihnen die erhobene Handfläche zeigte. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Niedergestoßenen auf ein weiteres Signal hinausgeschafft und die Gefangenen unsanft aber ohne den Einsatz stärkerer Mittel als vereinzelter Kolbenhiebe auf ihre Plätze zurückgetrieben wurden.
    Vanag wartete, bis Ruhe eingekehrt war, ehe er fortfuhr. »In gewisser Weise sind Sie erstaunliche Leute«, sagte er kopfschüttelnd. »Angenommen, mit der Verschwörung hätte es geklappt. Was dann?« Er hielt inne und schien nachzudenken. »Es ist bemerkenswert – nein, natürlich ist es nicht im mindesten bemerkenswert, nicht mehr als das, was jeder mit einem Funken von gesundem Menschenverstand hätte erwarten können. Aber leider hat niemand unter Ihnen auch nur so viel. Es ist durchaus angemessen, daß Ihr Tarnunternehmen, dieses Festival, ein genauso totaler und jämmerlicher Mißerfolg wurde wie Ihr eigentliches Vorhaben. Die Rückgabe der Kultur. Welch bizarre Idee! – Um so mehr als niemand da war, der sie hätte zurückgeben können. Nicht, daß manche unter Ihnen keine ernsthaften Bemühungen unternommen hätten. Der arme Sevadian ließ die Leute im Theater zu allen Stunden bis zur Erschöpfung tanzen, drang bis in die entlegensten Gegenden vor, um Schauspieler und so weiter aufzutreiben. Ein fähiger Mann in seiner Art. Nur keine Vernunft. – Zu Ihren Gunsten sei gesagt, daß Sie nicht so katastrophal scheiterten wie einige der anderen Festivals. Im Südosten zum Beispiel, in einem Ort namens Glyndebourne, führten sie eine Oper oder ein Ballett oder was auf, wobei echte ungezähmte Tiere verwendet wurden,

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