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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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russisch, was ihm schwerfiel – die Höflichkeit, nicht das Russische: nichts verdroß ihn mehr als diese umgängliche Art linguistischer Herablassung. Deswegen überhörte er die nächste Bemerkung des anderen, spitzte aber die Ohren bei der folgenden Frage, die, banal genug, dem Gedeihen seiner Praxis galt. Als er diese bislang noch nicht dagewesene Schaustellung von Interesse ebenso gelangweilt wie umschweifig beantwortete, kam ihm der Gedanke, daß der junge Schweinekerl etwas wollen müsse. Was es war, blieb indes unausgesprochen, bis Kitty mit einem Tablett hereingekommen war, auf dem Teegeschirr und Gebäck zusammengestellt waren. Bald darauf wurde ein Abend im März des gleichen Jahres erwähnt. Dr. Wright erinnerte ihn als einen Abend von einer unregelmäßigen Folge, die sich ungefähr ein Jahr in die Vergangenheit erstreckt hatte, sonderbare Soireen in diesem Haus, veranstaltet auf das unwiderstehliche Verlangen des Fähnrichs Petrowsky, der auch alle Getränke, den größten Teil der Speisen und zwei oder drei der Gäste beigesteuert hatte, die ausnahmslos ungehobelte Offizierskameraden von ihm gewesen waren. Wrights Rolle hatte nicht nur darin bestanden, daß er die Veranstaltungen hatte ertragen müssen, sondern vor allem darin, daß er die übrigen Gäste aus der einheimischen Bevölkerung beizustellen gehabt hatte, eine Aufgabe, die bei Personen unter etwa fünfzig Jahren nur bescheidener Überredungskünste bedurfte, während die Älteren oftmals nur im Austausch gegen größere Mengen Wodka von ihren Prinzipien gelassen hatten. Nun, das gewünschte Etwas wurde nun enthüllt: die Veranstaltung einer weiteren Soiree in nächster Zeit. Was geheimnisvoll blieb, war die Frage, was dieser spezielle Scheißer, dem man gern glaubte, daß er an England und den Engländern interessiert scheinen wollte, der aber mit Sicherheit kein echtes Interesse an diesen Dingen oder irgend etwas anderem hatte, was nicht mit ihm selbst, seinem Vergnügen und dem Wunsch zusammenhing, Eindruck auf andere zu machen.
    Gerade als Wright erwartete, der andere werde ein Datum vorschlagen, verblüffte Alexander ihn mit der Erklärung: »Neulich kam es in meinem Freundeskreis zu einem interessanten Gespräch über Religion, über die Anglikanische Kirche. Einer der Gesprächsteilnehmer erwähnte einen Reverend Glover, glaube ich, der in einem Dorf hier in der Nähe lebt.«
    »Ja, in Stoke Goldington, nicht weit.«
    »Ist der Herr bei guter Gesundheit?«
    »Nun, er muß bald achtzig sein, aber soviel ich weiß, ist er recht rüstig.«
    »Kennen Sie ihn, Doktor?«
    »Ich bin gelegentlich mit ihm zusammengetroffen«, sagte Wright, dessen Neugierde mittlerweile wachgeworden war. »Allerdings nicht in den letzten Jahren.«
    »Ich frage mich, ob Sie einen Besuch bei ihm vermitteln könnten, wenn ich Sie sehr inständig darum bitten würde. Es liegt mir daran, sein Einverständnis mit einem Besuch zu erhalten.«
    »Sein Einverständnis? Sie können jeden besuchen, den Sie besuchen wollen.«
    »Hier handelt es sich um eine etwas delikate Angelegenheit, mein lieber Doktor. Ich möchte, daß er seine Bereitwilligkeit ausdrückt. Tut er es nicht, hätte mein Besuch wirklich keinen Sinn.«
    Wrights Verwunderung nahm zu. Kitty, die Teetasse vergessen in der Hand, war womöglich noch verwunderter als ihr Vater. Nun sagte sie:
    »Liebling, wozu willst du einen alten Geistlichen sprechen?«
    Alexander hatte eine solche Frage von ihr vorausgesehen, ohne sie darum leichter beantworten zu können, als sie kam. Wäre er mit ihr allein gewesen, hätte er einfach erhaben und geheimnisvoll tun können, aber er spürte, daß ihr Vater solche Versuche irgendwie zuschanden machen würde. Es schien ihm statt dessen angezeigt, aufrichtig zu sein, wenn auch nicht naiv. »Jemand hat den Beauftragten Mets verständigt«, sagte er.
    »Ah«, sagte Wright, der zu verstehen begann. »Ich habe von ihm gehört.«
    »Wer ist es?« fragte Kitty.
    »Ein Bürokrat mit einem ungewöhnlichen Auftrag. Er soll uns unsere Kultur zurückgeben.«
    »Was ist unsere Kultur?«
    »Englisches Theater, englische Malerei, englische Musik«, sagte Alexander. »Und englische Religion. Das ist der Punkt, wo ich eingeschaltet worden bin. Ich soll den Reverend Glover für den Beauftragten interviewen, aber inoffiziell.«
    »Oh«, sagte Kitty, die gar nichts verstand.
    »Aber Sie sind ein … Sie sind ein Soldat«, sagte Wright, dem beinahe das falsche Wort entschlüpft wäre.
    »Ich würde

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