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Das Auge des Basilisken

Das Auge des Basilisken

Titel: Das Auge des Basilisken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kingsley Amis
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keine Mißbilligung.
    »Alexander, ich finde, du solltest nicht so daliegen, wenn deine Mutter zu dir kommt.«
    Bald darauf, aber nicht sofort, erhob sich der junge Mann vom Bett und küßte sie ohne viel Wärme. »Entschuldige, Mama, ich war meilenweit entfernt. Was du Tagträumerei nennen würdest.«
    »Damit beschäftigst du dich zuviel. Ich wünschte, du würdest erwachsen.«
    »Es ist nicht sehr nett, das zu sagen. Auch nicht genau. Ich bin einundzwanzig und Fähnrich im Gardekorps.«
    »Ich weiß das, mein Junge, und bestimmt bist du sehr gut in deiner Arbeit, aber du verbringst wirklich viel Zeit damit, daß du dich müßigen Träumen hingibst. Das hält dich davon ab, das Leben ernst zu nehmen und zu bemerken, was in der Welt vorgeht. Wenn ich daran denke, wie viele Stunden du über dieser albernen alten Fensterscheibe vertrödelt hast.«
    »Mama, du darfst das nicht albern nennen. Es bedeutet mir viel.«
    »Zweifellos, aber was genau bedeutet es dir?«
    »Ich verstehe es selbst nicht.«
    »Ich glaube, du siehst dich selbst als …« Sie brach ab.
    »Bitte sprich weiter!«
    Aber sie tat es nicht. Aus einem entfernten Raum des Gebäudes drang schwaches Klirren von berstendem Glas oder Geschirr herauf. Der unverbesserliche Tagträumer nahm seine Mutter bei den seidenumhüllten Oberarmen und betrachtete sie eine Weile mit einem zärtlichen, aber ungewissen Lächeln. In seiner Stimme lag Besorgtheit, als er sagte:
    »Du bist müde, arme kleine Mama. Du arbeitest zuviel. Du mußt wirklich aufhören, alles selber zu machen, und diese faulen Taugenichtse unten mehr tun lassen. Es ist eine Schande.«
    »Ich habe nur Rosen geschnitten«, sagte seine Mutter.
    »Aber in dieser Hitze … Ach ja. Wie schön sie sind.«
    »Sie sind wirklich hübsch, nicht? Freilich nicht so, wie sie früher gewesen sein mußten, vorher. Das macht der Mehltau, wie letztes Jahr. Ein Jammer.«
    »Hat dieser Halunke von Mily wieder geschlafen.«
    »Mily kann nichts dagegen tun. Der Gemüsegarten macht ihm Arbeit genug.«
    »Mit drei Männern, die ihm unterstehen?«
    »Niemand kann etwas tun. Na, ich muß mich um diese Blumen kümmern. Ich glaube, sie werden sich auf der Abendtafel gut ausnehmen. O ja, das erinnert mich an den Zweck meines Kommens: dein Vater möchte wissen, ob du heute abend mit uns essen wirst.«
    Der junge Mann setzte sich schwerfällig auf die Bettkante. »Ach du lieber Gott.«
    »Was hast du, Junge? Es steht dir ganz frei, dir etwas heraufbringen zu lassen, wenn dir das lieber ist. Du bildest dir doch nicht ein, dein Vater würde versuchen, dich zu zwingen? Du weißt, das ist nicht seine Art.«
    »Nein, es ist bloß, daß der Gedanke daran mich krank macht.«
    »Aber warum? So vieles scheint dich aus der Fassung zu bringen.«
    »Das Leben ist so langweilig. Kein Wunder, daß ich mich in Tagträume flüchte.«
    »Du kannst jederzeit gehen und bei deinem Regiment leben.«
    »Vielen Dank! Dort ist es noch schlimmer.«
    »Nun gut denn. Jedenfalls ist es nur eine kleine Abendgesellschaft, das verspreche ich dir. Die Tabidzes werden kommen …«
    »Soll das eine Attraktion sein?«
    »Du sagtest immer, sie seien dir so sympathisch. Oder zumindest, daß du sie respektierst.«
    »Hm.«
    »Und – wie heißt er noch gleich? – Theodor Soundso. Von der Kommission. Ich erinnere mich, daß du sagtest, du hättest ihn beim Krocket kennengelernt. Ich dachte, er könnte ein netter Gesellschafter für Nina sein. Und Elizabeth, natürlich.«
    »Mama, bitte erspare mir einen Vortrag über Elizabeth.«
    »Tue ich das? Sind zwei Worte ein Vortrag?«
    Alexander sagte nichts. Nach einer weiteren Pause sagte seine Mutter:
    »Ich muß gehen. Ich habe eine Menge zu tun. Wenn du dich jetzt nicht entscheiden willst, würdest du Anatol wenigstens bis sieben Uhr wissen lassen, ob du die Absicht hast, zum Abendessen hinunterzukommen oder nicht?« In ihrem Ton und ihrer Haltung war ein Anflug von Strenge, der sich sogleich verlor, als er seinen blauäugigen Blick auf sie richtete, aber noch nicht ganz verschwunden war, als sie hinzufügte: »Damit er die richtige Anzahl von Gedecken auflegen kann.«
    »Ja, ja.«
    »Dein Vater würde sich sehr über deine Gesellschaft freuen. Und ich mich auch.«
    »Danke Mama.«
    Er öffnete ihr die Tür, schloß sie sorgfältig hinter ihr und schlenderte zu seinem Bücherschrank. Gleichsam versuchsweise, als habe er keine Ahnung, was er finden würde, nahm er einen großformatigen schmalen, in mattpurpurnes Leinen

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