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Das Auge des Kriegers

Das Auge des Kriegers

Titel: Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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die Schiffe herankam. Erst Rujdens wütende Befehle und Burras Fäuste brachten sie zur Besinnung.
    Es war ihr Glück, daß die Männer wieder ruderten. Der Taure stand bis zu den Schenkeln im Wasser. Er hatte sich hinabgebeugt und einen gewaltigen Felsen aus den Fluten geholt. Er hob ihn mühelos mit beiden Händen über den Kopf und warf ihn. Er traf das Wasser dicht hinter dem Boot.
    Auch Ahwors Boot dicht hinter ihnen kam mit dem Entsetzen davon. Doch als Enwiks und Bjerborns Boote in Reichweite kamen, hatte der Taure einen weiteren Felsen aus dem Meer gefischt. Damit traf er Enwiks Boot am Bug, daß das Heck hochkippte wie ein Katapult und die Sasgen ins Meer schleuderte.
    Rujden brüllte auf vor Grimm wie ein verwundeter Bär.
    Ein dritter Wurf traf Bjerborns Boot in der Mitte. Es brach entzwei, und viele Männer wurden erschlagen oder stürzten verwundet ins Meer.
    Oghden-Dilvoogs Boot versuchte der Strömung zu entkommen. Die Männer sahen das grauenvolle Ende ihrer Gefährten und verdoppelten ihre Anstrengungen, um größeren Abstand zu der teuflischen Insel zu gewinnen.
    Das Entsetzen verlieh ihnen ungeheure Kräfte, daß sie schafften, was sonst nur einem vollbesetzten Boot gelungen wäre. Aber es war nicht nur das Entsetzen, das sie anpeitschte – es war auch Dilvoog, der in einer nie zuvor gewagten Anstrengung durch ihre Körper wanderte und von seiner dunklen Kraft in ihnen zurückließ. Er wußte, er hätte auch diese Tauren vernichten können – aber es hätte bedeutet, Oghdens Körper aufzugeben, sich freizumachen vom schwachen Leben und als das zuzuschlagen, was er war: ein Stück Finsternis.
    Und es hätte bedeutet, eins zu werden mit den Kräften des Tauren und sein Ich zu verlieren, ein Stück Schwärze, ein Stück Nichts zu werden, das nicht mehr bewußt war – das nicht mehr Dilvoog war. Die Magie des Tauren, das hatte er erkannt, war eine Magie der Finsternis, Kräfte, die vor vielen hundert Jahren beschworen worden waren, von einem Tauren, der längst tot war. Er fürchtete diese Magie, die solche Macht über die Finsternis besaß, Sie war stärker als die Magie der Caer-Priester, die nur vermochte, was die Dämonen ihnen gewährten.
    Dilvoog war kein Dämon. Er existierte nur, weil ein Lebender ihn in seinem Unverstand beschworen hatte. Die menschliche Daseinsform hatte ihn geprägt vom ersten Augenblick an. Er reifte mit jedem Körper, von dem er Besitz ergriff, bis das Leben die erstrebenswerteste Form des Daseins für ihn war, erstrebenswerter als die der mächtigsten Manifestationen der Finsternis auf dieser Welt.
    Er lebte nicht wirklich, aber er nahm Anteil am Leben. Er suchte nach den Geheimnissen von Seele, und Geist und ahmte beides nach. Er beherrschte einen Körper besser, als der in diesem Körper geborene Mensch es je vermocht hätte, denn das Reservoir an Finsternis, das er war, vermöchte Kraft zu geben, wenn die des Körpers längst erschöpft war. Aber wenn auch sein Geist, der aus vielen menschlichen Geistern gelernt hatte, dem einzelnen menschlichen Geist überlegen war, so war er doch den Empfindungen unterworfen, die das lebende Fleisch ebenso beherrschten wie der Geist. Vieles konnte er unterdrücken, Schmerz zum Beispiel, aber nicht diese unauslöschbare, instinktive Angst vor dem Tod.
    Dabei besaß der Tod nicht dieselbe Bedeutung für ihn. Wenn Oghdens Körper schwach vom Alter wurde, oder auch früher, wann immer es ihm gefiel, würde er ihn verlassen und von einem anderen Besitz ergreifen.
    Aber es gab etwas, das dem Tod gleichkam: die Auflösung seiner beschworenen und seit dieser »Geburt« gewachsenen Persönlichkeit: die Rückkehr seines Ichs in die namenlose Schwärze der Finsternis!
    Das war seine Furcht, die kein Lebender begreifen konnte. Sie war auch nicht gemildert durch das Bewußtsein, daß sowohl Thonensen, der Magier, als auch die Alptraumritter Mon'Kavaer und Maer O’Braenn das Wissen besaßen, Dilvoog erneut aus der Finsternis zu beschwören. Es gab keinen Beweis, daß es dasselbe Stück Finsternis sein würde.
    Vielleicht war es eine Spur von Feigheit, gegen die er sich nicht zu wehren vermochte, die ihn davon abhielt, sich dem Tauren zu stellen. Aber den Sasgen an den Rudern von seiner Kraft zu geben, war kein geringeres Wagnis. Denn es schwächte seine Abwehr gegen die Schwarze Magie, die von der Insel ausging.
    Das Boot glitt mit gewaltiger Kraft vorwärts. Der Abstand von der Insel wuchs. Der Taure schleuderte mehrere Felsen nach ihnen,

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